Omikron hat den Höhenflug des Ölpreises vorerst gestoppt. Die Virusvariante weckte neue Sorgen vor global nachlassender Konjunkturdynamik. Die Energienachfrage würde dann deutlich zurückgehen. Innerhalb eines Monats verbilligte sich der Ölpreis um rund elf Prozent. Auch Ölaktien gaben nach, wenngleich deutlich weniger als der Rohstoff selbst. Marathon Oil etwa verlor innerhalb eines Monats sieben Prozent.

Goldman Sachs hält die Korrektur nicht nur für übertrieben, sondern erkennt auch eine "zwingende Gelegenheit" zum Wiedereinstieg. Ein derartiger Rückschlag wäre nur dann gerechtfertigt, wenn in den kommenden drei Monaten kein einziges Flugzeug mehr fliegen würde, zitiert "Yahoo Finance" Damian Courvalin. Der Rohstoffspezialist von Goldman Sachs geht in den kommenden Monaten von einem Durchschnittspreis von 85 Dollar aus.

Seine optimistische Einschätzung blieb nicht ohne Wirkung. In den vergangenen Tagen erholte sich der Ölpreis. Am Mittwoch notierte Brent bei 74,33 Dollar, ein Barrel der US-Rohölsorte WTI kostete 71,44 Dollar. Unterstützung erhielt der Ölpreis auch durch die stockenden Atomverhandlungen der USA und der EU mit dem Iran. Eine baldige Aufhebung der Sanktionen gegen Ölverkäufe des Landes und eine damit verbundene Ausweitung des Angebots auf dem Weltmarkt scheinen derzeit unwahrscheinlich.

JP Morgan Global Equity Research ist ebenso bullish für Öl. Die Analysten schließen einen Anstieg im kommenden Jahr auf über 125 Dollar pro Barrel nicht aus. 2023 könne der Preis sogar auf 150 Dollar klettern. Begründet wird die optimistische Einschätzung mit "Kapazitätsengpässen der Förderländer".

Anziehende Nachfrage

Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, teilt die Auffassung. Seiner Einschätzung nach fördern die OPEC-Staaten und Russland aktuell täglich rund 700.000 Barrel weniger als eigentlich vereinbart. Die vom Kartell ab Januar geplante Erhöhung der täglichen Fördermenge um 400.000 Barrel werde mit der dann wieder anziehenden Nachfrage nicht mithalten.

Höhere Ölpreise sollten auch die Kurse der Ölunternehmen treiben. Mit dem iShares Oil & Gas Production & Exploration ETF (ISIN: IE 00B 6R5 1Z1 8) partizipieren Anleger an der Wertentwicklung von Unternehmen wie ConocoPhillips, Devon Energy und Canadian Natural Resources. Insgesamt sind nordamerikanische Titel mit 80 Prozent gewichtet. Auf russische Aktien wie Pao Novatek entfallen sieben Prozent. Innerhalb eines Jahres legte der ETF um 80 Prozent zu. In den vergangenen drei Jahren erzielte er jedoch nur ein Plus von sieben Prozent.