Enttäuschung über die Geschäftsaussichten des Gesundheitskonzerns Fresenius und des Chemieriesen BASF hat am Dienstag die europäischen Aktienbörsen belastet. Der Dax verlor bis zum frühen Nachmittag 0,5 Prozent auf 9661 Zähler. Der EuroStoxx50 büßte 0,4 Prozent ein. "Die Märkte legen nach der jüngsten Rally eine Atempause ein", sagte Händlerin Anita Paluch von der Varengold Bank. Die vorgelegten Quartalsberichte seien zudem allesamt uninspirierend, sagte ein Händler. In so einem Umfeld seien Gewinnmitnahmen mal ganz angebracht.

Insgesamt blieben viele Anleger aber optimistisch. Die Chancen für einen baldigen Test des am 21. Januar aufgestellten Rekordhochs von 9794,05 Zählern seien unverändert gut, betonten Börsianer. Es gebe immer noch viele Investoren, die auf eine Gelegenheit zum Einstieg warteten, vermutete Marktstratege Roger Peeters vom Bankhaus Close Brothers Seydler.

VW-AKTIEN AUF VORSICHTIGEM ERHOLUNGSKURS

Größter Verlierer im Dax waren mit einem Minus von bis zu 9,6 Prozent auf 107,60 Euro die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius. Laut Equinet-Analyst Konrad Lieder liegt der Ausblick für 2014 am unteren Ende der Erwartungen. Dafür sei unter anderem die ebenfalls im Dax gelistete Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) verantwortlich. FMC wies für 2013 erstmals seit zwölf Jahren einen Gewinnrückgang aus und stellte angesichts von Kürzungen im US-Gesundheitssystem auch für 2014 weniger Profit in Aussicht. Mit einem Minus von bis zu 7,4 Prozent auf 48,93 Euro waren die Titel nach denen des Mutterkonzerns zweitgrößter Dax-Verlierer.

Wenig überzeugend fanden die Anleger auch den Ausblick des Dax-Schwergewichts BASF. Die Aktien notierten am Nachmittag mit 82,34 Euro 1,1 Prozent im Minus. "BASF hat zwar die Prognosen der Analysten getroffen, aber insgeheim war wohl mehr erwartet worden", sagte ein Börsianer. Nachdem der Wert allein im Februar 4,7 Prozent gewonnen habe, nähmen Anleger nun Gewinne mit.

Auf der Gewinnerseite standen nach dem Kurseinbruch vom Vortag die VW-Aktien mit einem Plus von 1,8 Prozent ganz oben im Dax. Die Titel waren am Montag angesichts der Scania-Übernahmepläne um mehr als sechs Prozent abgestürzt. Eine Kaufempfehlung der Analysten der Berenberg Bank verhalf dem Nivea-Hersteller Beiersdorf zu einem Plus von einem Prozent.

HEFTIGE KURSSCHWANKUNGEN AUCH BEI DEN NEBENWERTEN

Heftige Kursschwankungen gab es auch im MDax sowie im TecDax. Der Lackieranlagenspezialist Dürr wurde im MDax mit einem Kursverlust von bis zu sieben Prozent auf 57,15 Euro für eine unter den Erwartungen gebliebene Umsatzentwicklung abgestraft. Mit einem Abschlag von 8,8 Prozent hielten Aixtron im TecDax die rote Laterne. Händler machten eine schwache Auftragslage für die Enttäuschung der Anleger verantwortlich. Auf der Gewinnerseite standen dagegen die Aktien von Xing mit einem Plus von knapp zehn Prozent. Die Investoren jubelten über eine hohe Dividende.

Für Gesprächsstoff sorgte die im MDax gelistete DMG Mori Seiki. Beim Werkzeugmaschinenhersteller trat überraschend Finanzvorstand Kathrin Dahnke zurück. "Wir hoffen, dass keine negativen Nachrichten bezüglich der finanziellen Situation von DMG Mori Seiki dahinterstecken", schrieb das Brokerhaus Close Brothers Seydler. Die Aktien notierten am Nachmittag noch 1,4 Prozent niedriger.

Außerhalb aller großen Indizes sorgte die geplatzte Übernahme durch eine Investorengruppe beim TV-Hersteller Loewe für lange Gesichter. Die Titel brachen um mehr als elf Prozent auf 1,93 Euro ein.

In Paris waren Vivendi das Schlusslicht unter den Standardwerten. Die Titel des Medien- und Telekomkonzerns verloren über drei Prozent. Die Aktionäre vermissten Aussagen zu den Geschäftsaussichten und zur Dividende.

Reuters