Allerdings profitierte der Versorger dabei auch von höheren Gewinnen im Ökostromgeschäft - und das soll im Zuge der geplanten Innogy-Aufspaltung an RWE gehen. Im britischen Vertriebsgeschäft, das bei E.ON bleibt, läuft es hingegen nicht rund.

"Natürlich löst die Aussicht, dass die Erneuerbaren zu uns kommen und wir damit den Konzern deutlich umbauen bei uns Vorfreude aus", sagte RWE-Finanzchef Markus Krebber. Diese Freude sei aber schon vorher da gewesen und nicht abhängig von den nun vorgelegten Ergebnissen. Die Transaktion mit E.ON schreite gut voran. E.ON soll dabei das Vertriebs- und Netzgeschäft von Innogy übernehmen und RWE das Ökostromgeschäft der Tochter und das von E.ON. Außerdem erhält RWE ein Aktienpaket von knapp 17 Prozent.

Schon bei der Bekanntgabe der Pläne im März hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz frohlockt: "Sie glauben nicht, was ich mich schon jetzt über die Kurssteigerungen freue. Da leuchten bei mir jetzt schon die Dollar-Zeichen in den Augen." Der bislang stark kohlelastige RWE-Konzern will sich mit der Übernahme zum drittgrößten Ökostromerzeuger in Europa wandeln. Im bisherigen Geschäft schrumpfte in den ersten neun Monaten der operative Gewinn um 400 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden. Ursache hierfür waren unter anderem niedrigere Strom-Großhandelspreise und die Stillegung des Atomkraftwerks Gundremmingen B. Die Zahlen waren jedoch im Rahmen der Erwartungen. Die Aktie legte zeitweise um mehr als zwei Prozent zu, bestätigte RWE doch auch die Prognosen für 2018 und die Zusage, die ordentliche Dividende auf 70 von zuletzt 50 Cent je Aktie anzuheben.

E.ON-Papiere kletterten sogar um fast vier Prozent. Der Versorger steigerte von Januar bis Ende September den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um elf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Damit übertraf der Versorger die Erwartungen der von Reuters befragten Analysten, die im Schnitt mit gut 2,2 Milliarden gerechnet hatte. E.ON erwartet für das Geschäftsjahr 2018 weiterhin einen operativen Gewinn im Bereich von 2,8 bis 3,0 Milliarden Euro. Beim bereinigten Konzernüberschuss sollten es 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro sein, sagte Finanzchef Marc Spieker. "Für beide Ergebnisgrößen erwartet E.ON nun einen Wert in der oberen Hälfte der jeweiligen Bandbreite." Insgesamt profitierte E.ON auch von höheren Strompreisen in Schweden, der Inbetriebnahme neuer Windparks und Zuwächsen im türkischen Stromgeschäft.

E.ON bekräftigte, durch die Transaktion mit RWE ab 2022 Synergieeffekte von 600 bis 800 Millionen Euro einzufahren. "Wir sind weiter von dem Sinn der Pläne überzeugt", schrieben die Experten von Bryan Garnier. E.ON könne mit den Einnahmen in die lukrativen Netzgeschäfte investieren.

SORGENKIND GROSSBRITANNIEN



Finanzchef Spieker musste jedoch einräumen, dass das britische Stromvertriebsgeschäft nach Innogy auch für E.ON immer mehr zum Bremsklotz wird. Der Druck durch die Regulierung und durch den scharfen Wettbewerb nehme zu. Im Gesamtjahr werde E.ON wohl etwas weniger Kunden auf der Insel haben, sagte Spieker. 2019 könne das Geschäft in Großbritannien schwieriger werden als früher angenommen. Mittelfristig erwartet E.ON aber dort eine allmähliche Erholung. Für 2018 senkte E.ON jedoch den Ausblick im Bereich Kundenlösungen, zu dem der Vertrieb gehört. Das Ergebnis werde nicht nur unter dem des Vorjahres liegen, sondern sogar deutlich darunter. Im Gesamtkonzern könne der operative Gewinn auch wegen der Probleme in Großbritannien 2019 eher flach bleiben. Mittelfristig bleibe es aber bei dem Ziel eines durchschnittlichen jährlichen Wachstums von drei bis vier Prozent.

rtr