Ende November stufte die Weltgesundheitsorganisation die neue Coronavirus-Variante Omikron als besorgniserregend ein. In der Folge kam es zu einem weltweiten Ausverkauf an den Börsen. Doch das schaffte auch gute Kaufgelegenheiten bei ausgewählten Werten.

Eine Aktie, die in diese Kategorie fällt, ist der US-Wert Etsy. Die Plattform für Selbstgemachtes profitiert, wenn Läden geschlossen sind oder Regale leer bleiben, weil es Probleme bei den Lieferketten gibt. Bei Etsy sorgen die Kunden selbst für volle Regale, und zum Einkaufen reicht ein Smartphone.

Das Unternehmen bietet auf seiner Plattform jedem die Möglichkeit, selbst gestaltete oder produzierte Waren zur Schau zu stellen und zu verkaufen. 2005 entstand die Geschäftsidee in Brooklyn, New York, und wurde anfangs wegen der Häkel- und Strickpullis eher belächelt. Die Do-it-yourself-Bewegung hat sich seitdem nicht nur emanzipiert, sondern zum Trend entwickelt. Überall wird gebastelt, genäht, eingekocht oder zusammengeschraubt. Produkte mit einer individuellen Note werden geschätzt. Heute umfasst das Angebot eine Fülle an handgemachten Waren aus Bereichen wie Kosmetik, Schmuck, Kleidung, Lebensmittel, Spielzeug und vielen mehr.

Aktuell findet man etwa einen Extrabutton für einen Weihnachtsshop. Schon einmal profitierte Etsy auf ungewöhnliche Weise von der Pandemie. Als im Frühjahr 2020 Regierungen weltweit dazu aufriefen, sich mit einem Mund-Nasen-Schutz vor den Aerosolen zu schützen, war die Industrie nicht darauf vorbereitet. Millionen privater Haushalte sprangen ein. Sie nähten, was das Zeug hielt, und verkauften über Etsy. Allein im April 2020 wurden zwölf Millionen Gesichtsmasken für knapp 120 Millionen Euro über die Plattform verkauft. Klar, der Umsatzsprung war eine einmalige Sache. Nicht zu unterschätzen ist aber, dass Etsy praktisch ohne Werbung seinen Bekanntheitsgrad deutlich steigern konnte und allein mit dem Maskengeschäft vier Millionen neue Kunden gewonnen hatte.

Erfolgreiche Integration

In den vergangenen Jahren hat sich Etsy vom Nischenanbieter zum global agierenden E-Commerce-Konzern mit 96 Millionen Kunden entwickelt. Die Integration des zugekauften Marktplatzes Depop, auf dem neue und Secondhandmode verkauft wird, und der brasilianischen Plattform Elo7 für handwerkliche Dinge läuft problemlos. Angesichts von 9,3 Milliarden Dollar Handelsvolumen auf den Plattformen von Januar bis September wird Etsy die 10,3 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2020 mit Leichtigkeit übertreffen. Auch wenn so große Sprünge wie im Corona-Jahr nicht zu erwarten sind, die Basis für weiteres Wachstum ist geschaffen. Etsy wird sie kreativ nutzen. Die Aktie könnte auf lange Sicht Freude bereiten.

Ende November erreichte der Kurs bei 266,60 Euro ein Allzeithoch. Nach dem Nachlassen des Wachstums nahmen Anleger Gewinne mit. Der Dip bietet eine gute Einstiegsgelegenheit. Empfehlung: Kaufen