Konstant 25 Grad herrschen von April bis November auf Ishigaki, einer knapp 230 Qua­dratkilometer großen Insel zwischen dem südjapanischen Festland und Taiwan, heißt es. Wer tauchend oder schnorchelnd Mantarochen erleben will, die durch das Ostchinesische Meer schweben, sollte Ishigaki von Juni bis Oktober besuchen, empfehlen die Experten des Reiseführers "Lonely Planet", der bei Entdeckertouristen begehrt ist. Es sei die beste Reisezeit.

Vor fünf Jahren wurde auf der Insel ein Flughafen eröffnet. In den Top Ten der Reiseziele von Online-Buchern auf dem Portal Tripadvisor rangiert die japanische Trauminsel an der Spitze. Aufgrund günstiger Flüge und der dank Internet inzwischen recht einfachen Organisation von Reisetrips auf eigene Faust dürfte die exotische Destination westlichen Abenteuertouristen nicht lange verborgen bleiben.

Trips an weniger bekannte und oft auch abgelegene Orte sind begehrt. Diese Destinationen gehören zu einer aussichtsreichen Nische im Reisemarkt, zu der neben Ferienwohnungen auch Apartments gehören, die private Besitzer über Onlineplattformen wie Airbnb vermitteln.

Branchenturbo Online-Touristik

Der aktuell auf 120 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzte Umsatz in diesem Bereich wird laut Analysten von Bloomberg Intelligence (BI) bis 2021 jährlich um 20 Prozent zulegen. Die größten Zuwächse im Wachstumssegment trauen sie Online-Reisevermittler Expedia zu, der sich hier 2015 den amerikanischen Airbnb-Konkurrenten Homeaway schnappte. Dank Homeaway, in Deutschland bekannt durch den Ferienwohnungsvermieter Fewo-direkt, werde Expedia den Umsatz mit alternativen Unterkünften bis 2020 auf 20 Milliarden Dollar verdoppeln, sagen die Experten von BI voraus, auch weil sich die Nummer 2 in der Online-Touristik jetzt gegenüber Airbnb und Booking Holdings leichter durchsetzen könne.

In der Online-Touristik insgesamt, zu der auch Meta-Suchmaschinen wie Trip­advisor und Trivago für Hotels gehören, wurden 2018 knapp 346 Milliarden Dollar umgesetzt. Das ist laut Zahlen der Marktforscher von IBIS-World rund ein Drittel der gesamten Buchungssumme des vergangenen Jahres.

Tourismus ist ein Wachstumsmarkt. In den vergangenen fünf Jahren legte die Branche im Schnitt jährlich um 2,3 Prozent zu. Der Trend soll sich fortsetzen. Mit jährlich 6,4 Prozent Zuwachs knapp dreimal so stark soll indes die Online-Touristik bis 2023 zulegen.

Die Gründe für die höheren Zuwächse dieses Segments liegen auf der Hand: Reisende werden immer vertrauter mit dem Internet. Sie verzichten auf die Dienstleistungen herkömmlicher Reisebüros und buchen im Internet zu mitunter deutlich günstigeren Preisen - und teils auch bei größerer Flexibilität, etwa bei der Stornierung von Buchungen. Zahlreiche Bewertungen anderer Gäste ersetzen dabei die Empfehlung des klassischen Beraters.

Touristikanbieter wie TUI oder Thomas Cook haben zudem strategische Nachteile. Flotten von Ferienfliegern oder eigene Hotels machen sie sensibler für Nachfrageschwankungen bei einzelnen Zielen. Die Anbieter litten teilweise stark unter politischen Unsicherheiten an beliebten Reisezielen wie vor ein paar Jahren in Ägypten oder in der Türkei. Online-Reisevermittler wie Booking Holdings oder Expedia haben in der ­Regel weitreichende Netzwerke und wenige eigene Assets, was sie unabhängiger für Nachfrageschwankungen macht. Ihre Kunden können Alternativen problemlos im globalen Netzwerk der Destinationen buchen.

Wer als Anbieter im Onlinesegment nachhaltig zulegen will, braucht somit Zugriff auf ein weitreichendes Netz von Unterkünften - und sollte mit spezialisierten Portalen aussichtsreiche Nischen abdecken. Im Onlinesegment hat das in den vergangenen Jahren zu einer starken Konsolidierung geführt. Mit einer Serie von Übernahmen stieg Anbieter Priceline aus Norwalk im US-Bundesstaat Connecticut (firmiert inzwischen als Booking Holding) an die Spitze des boomenden Online-Tourismus auf.

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China wächst am schnellsten

Über die Portale des Primus können Kunden inzwischen unter mehr als 28 Millionen Unterkünften an 138.000 Orten in 229 Ländern wählen, darunter Ferienwohnungen, Pensionen, Fünf-Sterne-Ressorts - aber auch Baumhäuser und vereinzelt sogar Iglus. Inzwischen werden nach Angaben des europäischen Hotelverbands Hotrec 65 Prozent der Hotelbuchungen auf dem Kontinent reserviert. Booking Holdings soll 2018 laut Schätzungen 14,5 Milliarden Dollar Umsatz erzielt haben. Und ist auch in China aktiv: Die seit 2012 bestehende Allianz mit Asiens Online-Primus Ctrip wurde ausgebaut. Im Online-Reisemarkt werden dort mit jährlich zehn Prozent bis 2023 die stärksten Zuwächse erwartet. Zum Vergleich: Für Europa werden jährlich fünf, für die USA vier Prozent mehr Umsatz prognostiziert.

Google will mehr

Große Vermittler wie Booking und Expedia vermarkten Flüge und Unterkünfte auch über Empfehlungsplattformen wie Tripadvisor und Trivago. So flossen nach Schätzungen 17,6 Prozent von neun Milliarden Dollar, die Booking und Expedia im Jahr 2017 in Vermarktung investierten, an die Portale Trip­advisor und Trivago. An der Hotelsuchmaschine Trivago hält Expedia dabei selbst 59,6 Prozent der Anteile.

Den Geldstrom für Touristikvermarktung will nun Google stärker anzapfen. Die Tochter der Tech-Holding Alphabet hat ihre Plattform für Flüge und Reisen aufgewertet und wirbt bei Booking und Expedia mit mehr als 1,1 Milliarden Internetsurfern, die Google monatlich nutzen. Das sind neunmal mehr als etwa bei Reisespezialist Tripadvisor.

Mit Erfolg: Expedia nutzt inzwischen Google zur Vermarktung. Über den digitalen Helfer Google Assistant können Trips via Expedia geplant und gebucht werden. Damit wird auch die Reise nach Ishigaki noch einfacher.

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Investor-Info

Expedia
Begehrter Aufsteiger

Kommenden Donnerstag legt Expedia nach Börsenschluss an der Wall Street die Bilanz für 2018 vor. Die Zahlen der weltweiten Nummer 2 im Online-Tourismus für das zweite und dritte Quartal waren zuletzt deutlich besser als erwartet. Das Kerngeschäft Unterkünfte und Flugvermittlung legte in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um 17 Prozent zu. Gemessen an dem für 2019 erwarteten durchschnittlichen Gewinnzuwachs von 16 Prozent moderat bewertet. Aussichtsreich.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 130,00 Euro
Stoppkurs: 80,00 Euro

Booking Holdings
Starker Primus

Gut drei Viertel der 14,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz liefert das Agenturgeschäft, weitere 17 Prozent Dienste als Zahlungsabwickler für Touristikfirmen. Für 2019 erwarten Analysten gut zwölf Prozent Gewinnplus pro Aktie. Im Vergleich zu Expedia anspruchs­voller bewertet. Der Marktführer legt seine Bilanz für 2018 am 25. Februar vor.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 1.950,00 Euro
Stoppkurs: 1.200,00 Euro

Tripadvisor
Druck durch Google

Die Gütesiegel in Form einer Eule an Hotels und Restaurants haben Tripadvisor weltweit bekannt gemacht. Die Plattform bietet Erfahrungsberichte und Bewertungen, Werbung spielt zwei Drittel des für 2018 auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzten Umsatzes ein. Mit dem Neueinsteiger Google bekommt Trip­advisor einen gefährlichen Konkurrenten. ­Gemessen an den erwarteten elf Prozent Gewinnzuwachs für 2019 ist die Aktie zu teuer.
Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 55,00 Euro
Stoppkurs: 32,00 Euro