Bislang hatte es dazu lediglich Vorarbeiten gegeben. Die Entscheidung zur Einführung eines digitalen Euro ist damit aber nicht vorweggenommen. Diese soll erst später gefällt werden.

"Unsere Arbeit zielt darauf ab, sicher zu stellen, dass im digitalen Zeitalter Bürger und Unternehmen weiterhin Zugriff auf die sicherste Form von Geld haben, auf Zentralbankgeld", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Ein digitaler Euro müsse den Bedürfnissen der Europäer gerecht werden, erklärten die Währungshüter. Gleichzeitig müssten aber auch illegale Aktivitäten sowie negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität und die Geldpolitik vermieden werden.

Zugleich kündigte die Euro-Notenbank an, mit den europäischen Institutionen zusammenzuarbeiten, um den nötigen Rechtsrahmen zu schaffen. Ein Digital-Euro ist in den EU-Verträgen nicht vorgesehen. EZB-Direktor Fabio Panetta sprach sich in einem Brief an die Vorsitzende des Wirtschafts- und Währungsausschusses im EU-Parlament, Irene Tinagli, für eine Diskussion bis zum Jahresende aus. Auch der weitere Austausch mit den Finanzinstituten ist geplant. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann begrüßte die Weichenstellung der EZB. "Die Bundesbank wird sich dafür einsetzen, dass ein digitaler Euro für die Menschen im Euroraum einen echten Mehrwert bietet und mögliche Risiken unter Kontrolle bleiben," kündigte er an.

Die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken hatten bereits neun Monate lang wichtige Vorarbeiten geleistet. Es seien weitere Analysen vorgenommen und Vorschläge von Bürgern und Experten eingeholt worden, sagte Notenbank-Chefin Lagarde. Zudem habe es einige Experimente mit ermutigenden Ergebnissen gegeben. "All dies hat uns zu der Entscheidung geführt, einen Gang hochzuschalten und das Digital-Euro-Projekt zu starten."

Laut EZB-Direktor Panetta will die Notenbank nach Ablauf der zweijährigen Untersuchungsphase bereit sein, mit der konkreten Entwicklung eines digitalen Euro zu beginnen. "Dies könnte rund drei Jahre dauern", schrieb er in einem Blog-Beitrag. Damit dürften noch etwa fünf Jahre verstreichen, bis ein digitaler Euro eingeführt werden könnte. "In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld nur ergänzen und nicht ersetzen," betonte er.

DEUTSCHE BANKEN ÄUSSERN SICH POSITIV


Derzeit loten etwa 90 Prozent aller Notenbanken weltweit aus, ob sie digitale Versionen ihrer Währungen ausgeben sollen. Bislang hat aber noch keines der großen Länder eine eigene Digitalwährung eingeführt. Am weitesten vorangeschritten ist derzeit China. Dort wurden bereits Probeläufe mit einem digitalen Yuan in Millionenmetropolen wie Shanghai oder Shenzhen gestartet. Die Nase vorn haben kleinere Länder: Der Insel-Staat Bahamas war 2020 das erste Land, das mit dem "Sand Dollar" eine Digitalversion seiner Landeswährung eingeführt hat.

Die deutschen Banken äußerten sich positiv. "Wir begrüßen nachdrücklich die Entscheidung der EZB, die Arbeiten an einem digitalen Euro jetzt voranzutreiben", erklärte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Privatbanken-Verbandes BdB. "Europa darf beim digitalen Geld nicht den Anschluss an die USA oder China verlieren." Den Banken, als Mittler zwischen Zentralbank und Kunde, müsse auch in diesem System eine zentrale Rolle zukommen. "Gerade Deutschland mit einer starken Industrie 4.0 hat ein großes Interesse am Erfolg dieses Projekts."

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), der Zusammenschluss der deutschen Bankenverbände, erklärte, ein digitaler Euro sei wesentlich für die Wettbewerbsfähigkeit Europas und seiner Unternehmen. Der digitale Euro solle den Menschen in Europa durch Kreditinstitute über elektronische Portemonnaies zur Verfügung gestellt werden. "Er muss für Verbraucher funktionieren wie eine digitale Banknote. Wie Bargeld sollte er weder verzinst noch programmierbar sein", so die DK. Erst unlängst hatte die DK ein Grundsatzpapier veröffentlicht. Darin hatte sie neben einem digitalen Euro für den Alltagsgebrauch, auch eine spezielle Form des digitalen Euro für die Kapitalmärkte und den Interbankenverkehr sowie sogenannte "Giralgeldtoken" für den Einsatz in der Industrie gefordert.

rtr