Die Zahlen des weltweit größten Sozialen Netzwerks können sich eigentlich sehen lassen: Der Umsatz wuchs im Schlussquartal 2019 im Jahresvergleich um ein Viertel auf gut 21 Milliarde US-Dollar (rund 19 Milliarden Euro). Das war jedoch das niedrigste Umsatzplus für ein viertes Quartal in der Geschichte des US-Riesen. Facebook blickt nun schon auf vier Quartale in Folge zurück, in denen das Umsatzwachstum unter 30 Prozent lag.

Der Nettogewinn legte von Oktober bis Dezember um vergleichsweise moderate sieben Prozent auf 7,35 Milliarden Dollar zu. Anleger sind gerade beim Gewinn ein stärkeres Wachstum von Facebook gewöhnt.

Bereits Anfang 2019 bei Bekanntgabe der Q4-Zahlen 2018 hatte der Facebook-Finanzchef David Wehner damit gerechnet, dass sich das Wachstum weiter abschwächt. Er hatte damals angekündigt, dass die Konzernmarge, die lange Zeit deutlich über 40 Prozent lag, wegen der Ausgaben für die Sicherheit die nächsten zwei Jahre auf etwa 35 Prozent sinken soll. Es waren dann in Q4 2018 trotzdem 46 Prozent.

Im abgelaufenen vierten Quartal lag die operative Marge mit 42 Prozent weiterhin über den angepeilten 40 Prozent. Höhere Investitionen in die Sicherheit hinterließen aber ihre Spuren, wie Facebook am Mittwoch mitteilte. Regeln wie die Europäische Datenschutz-Grundverordnung oder das ähnlich neue Datenschutzgesetz in Kalifornien würden es dem Konzern schwieriger machen. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben für Sicherheit auf gut 12,2 Milliarden Dollar - ein überraschend starker Anstieg von 34 Prozent.

Der US-Riese steht seit Jahren in der Kritik wegen seines Umgangs mit dem Datenschutz. Dem Online-Netzwerk wird unter anderem vorgeworfen, es sammle zu viel Daten für die Personalisierung der Anzeigen und wolle Nutzer länger auf der Plattform halten, um ihnen mehr Werbung einzublenden.

Denn Werbung rentiert sich für das Soziale Netzwerk: In den USA machte Facebook im vergangenen Quartal einen durchschnittlichen Erlös pro Nutzer von 41,41 Dollar und das fast ausschließlich durch Werbung. Das war ein deutlicher Sprung von 34,55 Dollar drei Monate zuvor. In Europa lag der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer lediglich bei 13,21 Dollar.

Facebook wächst auf 2,5 Milliarden Nutzer


Und die Zahl der Nutzer wächst weiter schnell. So knackte Facebook die Zahl der mindestens einmal im Monat aktiven Nutzer von 2,5 Milliarden. Das war ein Zuwachs von 50 Millionen binnen drei Monate. Täglich kamen im vierten Quartal 1,66 Milliarden Nutzer zu Facebook. Zusammen mit anderen Apps wie etwa dem Fotonetzwerk Instagram oder dem Nachrichtendienst WhatsApp (die jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer zählen) kommt das Unternehmen auf fast 2,9 Milliarden Nutzer im Monat - das ist das Vierfache der europäischen Bevölkerung. WhatsApp und Instagram haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer.

Und um diese 2,9 Milliarden Nutzer im Monat muss sich Facebook kümmern. Deshalb braucht das Online-Netzwerk mehr Mitarbeiter - das erhöhte die Kosten im abgelaufenen Quartal zusätzlich.

Zahlung zur Beilegung einer Sammelklage


Neben den Kosten für die Sicherheit und den neuen Mitarbeiter gab Facebook acuh eine Zahlung von 550 Millionen Dollar bekannt. Für die Beilegung einer Verbraucher-Sammelklage im US-Bundesstaat Illinois wegen der Gesichtserkennungs-Funktion auf der Plattform.

Die Kläger hatten Facebook vorgeworfen, gegen lokale Gesetze verstoßen zu haben, weil biometrische Daten ohne Wissen der Nutzer erhoben worden seien. Die Funktion schlägt Namen von Facebook-Freunden zum markierten Fotos vor.

Einschätzung der Redaktion


Für die erfolgsgewöhnten Anleger kamen das langsame Gewinnwachstum und die hohen Sicherheits-Ausgaben nicht gut an. Nachbörslich brach die Aktie um sieben Prozent ein.

Charttechnisch steht es um die Facebook-Aktie allerdings nicht allzu schlecht. Seit Juli 2018 lag das Rekordhoch bei 218,62 Dollar. In der zweiten Januarhälfte wurde die alte Bestmarke überwunden und der Ausbruch mit Anschlusskäufen bestätigt.

Die Quartalszahlen drücken am Donnerstag auf den Kurs. Als Unterstützung dienen das Zweimonatstief bei rund 174 Euro und die bei 170 Euro steigende 200-Tagelinie. Der Stopp-Kurs wird bei 169,50 Euro gesetzt - das wäre der niedrigste Stand seit Oktober. Als Widerstand beweist sich als weiterhin hartnäckig die 200 Euro-Marke.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 230,00 Euro
Stoppkurs: 169,50 Euro