Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat leidige Zeiten hinter sich. Beim IPO im Mai 2012 versagten die Server der - Ironie des Schicksals - Technologie-Börse Nasdaq ihren Dienst, weshalb Anleger rund zwei Stunden auf den ersten Kurs warten mussten. Und dann meckerten Investoren auch noch über das fehlende Wachstum im Anzeigen-Geschäft für mobile Endgeräte. Die Folge: Die zu einem Preis von 38 Dollar emittierte Aktie stürzte bis auf rund 20 Dollar ab.

Doch das ist lange her. Angetrieben von unerwartet starken Zahlen, notierte das Papier am Donnerstagmittag vor Eröffnung der US-Börsen mit rund 77,68 Dollar ein neues Allzeithoch. Investoren lobten Zuckerberg und die anderen Vorstände über den grünen Klee. Die Zahlen seien "erneut beeindruckend", urteilte etwa Doug Anmuth von JP Morgan.

Anlass für ordentlich Jubel gibt’s tatsächlich jede Menge. Beim Umsatz ging’s zuletzt um satte 61 Prozent auf 2,91 Milliarden Dollar nach oben. Analysten hatten Facebook dagegen lediglich 2,81 Milliarden Dollar zugetraut. Der Gewinn je Aktie verdoppelte sich auf 42 Cents je Aktie. Die Wall Street-Auguren hatten gerade mal mit 32 Cents gerechnet.

Aber die Werbeeinnahmen sprudeln - und zwar vor allem aus Anzeigen aus mobilen Endgeräten. Um rund satte 150 Prozent legten die entsprechenden Erlöse aus Anzeigen für Smartphones und Tablets zu. Dank des atemberaubenden Wachstums macht Facebook bereits rund 62 Prozent seiner Erlöse mobil. Und was Investoren mindestens genauso begeistert: Der Konzern hat drastische höhere Anzeigenpreise durchgesetzt. Im abgelaufenen Quartal kassierten die Kalifornier pro Werbeeinblendung praktisch doppelt so viel wie vor einem Jahr. Branchenkrösus Google musste dagegen zuletzt ein Minus von sechs Prozent hinnehmen.

Und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Denn der Siegeszug der Tablets und Smartphones ist ungebrochen. Zudem gewinnt Facebook weiter neue Nutzer hinzu. Alleine zwischen April und Juni eröffneten weltweit rund 40 Millionen Menschen ein neues Facebook-Profil. Insgesamt sind inzwischen rund 1,32 Milliarden Menschen in dem sozialen Netzwerk aktiv. 654 Millionen davon loggen sich mindestens ein Mal täglich über ihr Handy ein. Und mit dem für 19 Milliarden Dollar übernommenen Kurznachrichtendienst WhatsApp hat Zuckerberg noch ein Ass im Ärmel. Zwar ließ der Harvard-Abbrecher weiter offen, wie er konkret Geld mit WhatsApp verdienen will. Aber dass sich mit der populären Messenger-App Geld verdienen lässt, ohne die Nutzer mit Werbung zu vergrätzen, ist dank Erlösmodellen mit einem Jahresabo klar.

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Einschätzung der Redaktion

Facebook ist ein Phänomen. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Aktie gut 170 Prozent zugelegt. An der Wall Street ist der Wert inzwischen nach Bank of America und Apple die meist gehandelte Aktie.

Offenbar jedoch lassen sich Investoren auch von der vergleichsweise hohen Bewertung der Aktie nicht abschrecken. Aktuell ist die Aktie mit dem 77fachen Gewinn bewertet. Im S&P 500 liegt das durchschnittliche KGV bei 18,4. Aber Facebook hat den Gewinn im abgelaufenen Quartal verdoppelt. Damit relativiert sich auch das hohe KGV. Zugleich wandert immer mehr klassische Printwerbung ins Internet ab. Alleine 2014 dürften die Unternehmen nach Schätzung von EMarketer weltweit rund 140 Milliarden Dollar für Digital-Werbung springen lassen. Das wären 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 1,3 Milliarden Nutzern kommt kaum noch ein großes Unternehmen bei Digital-Werbung Facebook vorbei.

Zuckerberg hat bei mobilen Endgeräten gezeigt, dass er weiß, wie man Werbung platziert, ohne die User zu vergrätzen. Beim Messengerdienst WhatsApp dürfte das noch wichtig werden. Gewinne mit einem Stopp 46 Euro absetzen. Die Aktie läuft. Wir sehen ein Kursziel von 67 Euro. Kaufen.