DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Datenskandal, fehlende Kontrolle von Hass-Kommentaren, Machtmissbrauch, Zensur - das sind die Schlagworte, mit denen das 2004 gegründete Unternehmen immer wieder in Verbindung gebracht wird. Vorläufiger Höhepunkt war die Affäre um das Abschöpfen von Nutzerdaten durch die britische Firma Cambridge Analytica, die dann unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein sollen. Der 34-jährige Zuckerberg hatte vor dem US-Kongress Fehler eingeräumt. "Ich habe Facebook gestartet, ich leite es, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert", hatte er damals erklärt.

Ein Problem, das zu dem Datenskandal führte, ist das rasante Wachstum der vergangenen Jahre inklusive der Übernahme von Firmen wie Instagram oder Whatsapp. Gepaart mit dem Antrieb, die Rendite zu steigern, führte das zu einer stärkeren Weitergabe von Daten und technischen Lücken. Zuckerberg selbst hatte das Problem in seiner Neujahrsbotschaft benannt und Besserung gelobt. Für 2018 hat er sich das Ziel gesetzt, Facebook zu verbessern. Die Welt sei "besorgt", und für Facebook gebe es "viel zu tun".

Nutzer sollen besser vor Missbrauch, Hass und der Einmischung von Staaten in politische Angelegenheiten geschützt werden. Zudem wolle Zuckerberg dafür sorgen, "dass die Zeit, die man bei Facebook verbringt, es wert ist." Und das ist ja auch im Sinne des Unternehmens - denn je mehr Zeit die mehr als 2,1 Milliarden Nutzer weltweit bei Facebook nutzen, desto besser kann Facebook Werbung platzieren und damit Geld einnehmen.

Und das gelang Facebook 2017 sehr gut. Der Umsatz stieg um fast 50 Prozent auf knapp 41 Milliarden Dollar. Davon blieben unter dem Strich 16 Milliarden hängen. Zum Vergleich: Im Jahr des Börsengangs setzte Facebook gerade mal fünf Milliarden Dollar um und der Gewinn lag nur knapp über der Nulllinie.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Facebook-Aktie kennt seit dem Rückschlag in den ersten Monaten des Jahres seit einigen Wochen nahezu nur eine Richtung - nach oben. Seit dem Zwischentief im März von 149 Dollar ging es bis auf das Rekordhoch von 203,55 Dollar in der vergangenen Woche. Aktuell notiert das Papier nur knapp darunter. Mit einem Börsenwert von 576 Milliarden Dollar zählt das umstrittene soziale Netzwerk zu den wertvollsten Unternehmen weltweit.

Aktuell bringen es nur Apple, Amazon, die Google-Mutter Alphabet (Alphabet C (ex Google)) und Microsoft auf einen höheren Wert. Mit den umgerechnet rund 492 Milliarden Euro ist Facebook zudem mehr wert als die fünf wertvollsten deutschen Unternehmen SAP (SAP SE), Siemens, Bayer, BASF und Allianz zusammen.

Dabei hatte es für Facebook nach dem spektakulären Börsengang im Jahr 2012 erst gar nicht so gut ausgesehen. Vom Ausgabekurs von 38 Dollar ging es bis auf 17,55 Dollar nach unten. Zweifel am Geschäftsmodell und an der Möglichkeit, aus der hohen Nutzerzahl und Reichweite Geld zu machen, drückten ebenso auf den Kurs wie die für Investoren oft verwirrenden Aussagen von Zuckerberg. Dieser strafte die Skeptiker an den Kapitalmärkten Lügen und baute Facebook zur hochprofitablen Wachstumsmaschine um.

Nach der anfänglichen Schwäche wird das an der Börse goutiert. Seit dem Tief im September 2012 ging es um mehr als 1000 Prozent nach oben - so viel konnte kein anderer großer Tech-Wert zulegen - und auch für Erstzeichner liegt die Rendite bei beachtlichen 424 Prozent. Der Höhenflug der Aktie machte Zuckerberg mit einem von Bloomberg ermittelten Vermögen von rund 80 Milliarden Dollar zu einem der reichsten Männer der Welt - der Großteil davon steckt in Facebook, das er über einen 75-prozentigen Anteil an den mehrfach stimmberechtigten sogenannten B-Aktien kontrolliert.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Analysten trauen der Aktie auch nach dem jüngsten Höhenflug weitere Gewinne zu. Mehr als 90 Prozent der von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten bewerten die Aktien mit "Kaufen" oder einem vergleichbaren Rating. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von 222 Dollar sehen sie mittelfristig noch mehr als zehn Prozent Luft nach oben.

Zu den wenigen Pessimisten zählen die Experten von Pivotal Research mit einem Ziel von 138 Dollar. Die meisten Ziele liegen jenseits der 200-Dollar-Marke. Ingo Wermann von der DZ Bank etwa errechnet einen fairen Wert von 230 Dollar. Positiv stimmt ihn vor allem das auf den Austausch von Fotos und Videos spezialisierte Online-Netzwerk Instagram. Facebook baue Instagram zu einem Streaming-Portal aus, womit es in direkte Konkurrenz zu dem sehr erfolgreichen Video-Portal YouTube der Google-Mutter Alphabet trete.

Analyst Mark Mahaney von der kanadischen Bank RBC rechnet sogar mit einem Anstieg bis auf 250 Dollar. Er glaubt, dass Facebook mit seinem Nachrichtendienst (Facebook Messenger) Geld verdienen wird. Bis 2020 könnte der Dienst 1 Dollar zum Gewinn je Aktie beisteuern. Das wäre immerhin fast ein Fünftel des 2017 erzielten Konzernüberschusses je Papier./zb/mis/men