Mark Zuckerberg liebt den lockeren Auftritt. Der ehemalige Harvard-Student rennt am liebsten in Kapuzenpullis und Sneakers rum und ist auch sonst extra locker. Doch Investoren sollten sich davon nicht täuschen lassen: Wenn’s ums Geschäft geht, ist Mr. Easy beinhart. Wer daran noch Zweifel gehegt hat, braucht nur auf den WhatsApp-Deal zu schauen. 19 Milliarden Dollar in bar und Aktien schiebt Facebook dem 37 Jahre alten WhatsApp-Gründer Jan Koum, dessen Kollegen und der Risikokapitalgesellschaft Sequoia über den Tisch - für ein Unternehmen mit gerade 55 Mitarbeitern, darunter gerade 32 Software-Entwickler. Macht pro Mitarbeiter 345 Millionen Dollar. Das klingt durchgeknallt.

Tatsächlich ist der Deal aber Zuckerbergs bislang cleverster Schachzug - nach der Erfindung von Facebook. Denn WhatsApp wächst so schnell wie kein anderes soziales Netzwerk. Aktuell nutzen weltweit rund 450 Millionen Menschen den SMS-Ersatz, täglich kommen rund eine Million Menschen dazu. "Das hat noch keiner geschafft", schwärmt Zuckerberg in einem aktuellen Blogbeitrag zum Deal. Jetzt soll WhatsApp Facebook helfen, "unsere Mission zu erfüllen, die ganze Welt zu vernetzen."

Investoren finden den Deal zwar nicht so gut. Die Aktie gab rund drei Prozent nach. Aber die Stimmung dürfte wieder drehen. Denn gemessen an anderen Netzwerken wie dem Kurznachrichtendienst Twitter ist WhatsApp gar nicht so teuer. Twitter und seine 240 Millionen Nutzer wird an der Börse mit umgerechnet 22 Milliarden Euro bewertet, kämpft derzeit aber mit flauem Wachstum. Dazu kommt: Zuckerberg begleicht einen Großteil des Deals in Aktien - und die haben sich seit dem Börsengang im Mai 2012 mehr als verdoppelt.

Riesiger Markt

Aber auch inhaltlich ist WhatsApp eine prima Ergänzung. Immerhin wird Zuckerberg mit der Übernahme einen immer lästigeren Konkurrenten los. Und anders als mit seinem eigenen Angebot Facebook Messenger, das auf Facebook-Nutzer beschränkt ist, können WhatsApp-User mit allen anderen Smartphone-Besitzern weltweit chatten, die die App ebenfalls installiert haben. Der Markt ist riesig. Nach Daten des US-Marktforschers Gartner sind alleine 2013 weltweit knapp eine Milliarde Smartphones verkauft worden. Auf praktisch jedem lässt sich WhatsApp installieren.

Damit festigt Zuckerberg seine Stellung im mobilen Internet. Und ein bisschen Geld kommt auch noch rein. Nach dem ersten Jahr kostet WhatsApp 99 Cent im Jahr. Viele Nutzer wären wohl auch bereit, mehr für ihr WhatsApp-Abo zu bezahlen. Und schließlich ist der bislang größte Deal in der Facebook-Geschichte auch eine klare Ansage an die Konkurrenz: Microsoft, Google, Yahoo und Co. müssen sich darauf einstellen, es auch dauerhaft mit einem mächtigen und finanzstarken Wettbewerber zu tun zu haben. Die Kräfteverhältnisse in der US-Technologie-Branche verschieben sich. Und ein Ende ist nicht in Sicht.