Für Fielmann ist es ein wichtiger Schritt: Seit diesem Wochenende sind die Hamburger Mehrheitseigentümer der slowenischen Kette Optika Clarus. Es ist die erste Übernahme seit fast zwei Jahrzehnten. Zugleich ist es für Marc Fielmann, den 30 Jahre alten Vorstandsvorsitzenden und Sohn des Gründers, eine wichtige Bewährungsprobe.

Die Fielmann-Story war bislang schnell erzählt: immer weiter wachsen. Aus der ersten Filiale, die Günther Fielmann 1972 in Cux­haven gründete, ist ein Netz aus 743 Fachgeschäften geworden. Im ersten Halbjahr kamen unter an­derem fünf neue in Italien dazu. Größe bringt Kostenvorteile und Marktmacht. In Deutschland stammt jede zweite verkaufte Brille von Fielmann.

Das Marktumfeld ist angenehm: Die Zahl der älteren Menschen steigt und damit die Nachfrage nach Sehhilfen. Dass immer mehr Menschen am Computer arbeiten, kommt Fielmann ebenfalls entgegen. Konjunkturschwankungen sind bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in anderen Branchen. Selbst in den Jahren der großen Finanzkrise hat Fielmann Umsatz und Gewinn gesteigert.

Auch jetzt bleiben die Hanseaten auf Kurs: Der Konzernumsatz stieg im ersten Halbjahr um 6,6 Prozent auf über 758 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern sprang um zehn Prozent auf knapp 128 Millionen Euro. So weit die klassische Story.

Digitale Herausforderung


Die Zukunft bringt eine ganz neue Herausforderung: das Internet. Die Umwälzungen der digitalen Welt sind im Optikergeschäft aber bislang kaum zu spüren. Das liegt daran, dass man Brillen noch immer am besten per Hand anpassen kann. Beim aktuellen Stand der Technologie sei die Brille aus dem Internet ein "Zufallsprodukt", argumentiert Fielmann.

Der Trend in der Branche geht zum "Omni­channel" - also der Verbindung von persönlicher Beratung und digitalem Service. Dadurch hat Fielmann mit seinem großen Filialnetz eine gute Basis für den Sprung in das neue Zeitalter. Wegweisend ist die Beteiligung an der Techfirma FittingBox, die Methoden zur 3-D-­Anprobe von Brillen und Sonnenbrillen entwickelt.

Parallel zur Digitalisierung will Fielmann auf klassische Art wachsen. In Deutschland sind viele Städte bereits versorgt. Die Suche nach qualifiziertem Personal ist mühsam, die Löhne steigen. Darum der Blick über die Landesgrenzen. Nach Slowenien will Fielmann bis zum Jahr 2025 vier weitere Märkte erschließen, organisch oder durch Übernahmen. Der Konzernumsatz soll auf 2,3 Milliarden Euro wachsen. Das alles kostet Geld: Im laufenden und im kommenden Jahr will das Unternehmen mehr als 200 Millionen Euro in Digitalisierung, Ausbau der Filialen und Expansion stecken.

Die Konsensschätzung kalkuliert, dass der Nettogewinn in diesem Jahr leicht zulegen wird. Wichtig für Anleger ist bei Fielmann vor allem die Dividende - Analysten halten einen Anstieg um fünf Cent auf 1,95 Euro für realistisch.

Durchblick: Das Geschäft wächst unspektakulär, aber stetig. Die ­Fielmann-Aktie ist ein zuverlässiger ­Dividendenlieferant.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 72,00 Euro
Stoppkurs: 47,00 Euro