Der Vorstand und die 20 Kontrolleure haben Insidern zufolge die Wahl zwischen zwei konkurrierenden Finanzkonsortien. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Blackstone, Carlyle und dem Canada Pension Plan Investment Board einerseits und einem von der Essener RAG-Stiftung unterstützten Konsortium der Finanzinvestoren Advent und Cinven.

Die Angebote der beiden Konsortien lagen mit dem Vorgang vertrauten Personen zufolge zuletzt bei knapp 16 Milliarden Euro - das Angebot der Gruppe um Blackstone sei dabei knapp höher gewesen. Finale Offerte müssten am Mittwoch in Essen hinterlegt werden, die Bieter feilen Insidern zufolge noch an ihren Geboten. Weder Vertreter der Bieter noch des Konzerns wollten die Angaben kommentieren.

Das höchste Gebot dürfte das Rennen machen. Denn das bei Thyssenkrupp traditionell starke Arbeitnehmerlager hat beiden Interessenten bereits Zusagen zur Sicherung von Beschäftigung und Mitbestimmung abgerungen. Damit sei aus Sicht der Arbeitnehmer "ein elementarer Schritt in eine gesicherte Elevator-Zukunft" gelungen, betonte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler. Mit welchem Eigner die Beschäftigten nun in die Zukunft gehen, liege bei Vorstand und Aufsichtsrat. Diese müssen sich rasch von der Ertragsperle trennen - denn der Mischkonzern braucht dringend frisches Kapital. Das Aufzugsgeschäft hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 bei einem Umsatz von knapp acht Milliarden Euro einen operativen Ertrag (bereinigtes Ebit) von 907 Millionen Euro eingefahren. Im Konzern waren es 802 Millionen Euro bei einem Umsatz von knapp 42 Milliarden Euro.

Die Netto-Finanzschulden der Essener, die neben Stahl auch U-Boote oder Autoteile produzieren, sind zuletzt auf 7,1 Milliarden Euro in die Höhe geschossenen. Zudem drücken Pensionslasten von rund neun Milliarden Euro auf die Bilanzen. Vorstandschefin Martina Merz will nach eigener Aussage mit dem Verkauf des Tafelsilbers möglichst keine Löcher stopfen, sondern das Geld in Wachstumsgeschäfte investieren. Der einst stolze Ruhrkonzern verbrennt seit Jahren Geld. Neben der operativen Schwäche verfügt Thyssenkrupp in Folge des milliardenschweren Fiaskos der Stahlsparte in Amerika nur über eine dünne Kapitaldecke.

Diese soll mit dem Verkauf aufgepolstert werden. Deshalb war in den vergangenen Tagen auch ein Komplettverkauf der Sparte näher gerückt, der ebenfalls als Opstion für die Aufzugssparte geprüfte Börsengang wird wohl in der Schublade verschwinden - er brächte weniger Geld. Möglich sei nach einem Verkauf allenfalls eine geringe Restbeteiligung, hieß es zuletzt. Auch Investoren setzen auf eine baldige Entscheidung.

Wichtig sei, dass Thyssenkrupp nun schnell frische Mittel bekomme, hatte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, gesagt: "Thyssenkrupp erkauft sich mit der Transaktion Zeit." Denn durch einen Verkauf seien die Probleme des Mischkonzerns nicht vom Tisch: "Entscheidend für die Zukunft von Thyssenkrupp ist nicht der Elevator-Verkauf, sondern was mit den übrigen Geschäften geschieht, etwa dem Stahlbereich, dem Anlagenbau und Automotive", betonte der Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment, Michael Muders.