Das liege auch daran, dass viele Hausbesitzer nicht gegen Hochwasser versichert sind. "Dass sehr viel mehr versichert werden könnte, ist ein Fakt", sagte Vorstandschef Joachim Wenning am Dienstag in München. Er schlägt den Versicherern deshalb vor, den Überschwemmungsschutz zu einem festen Bestandteil ihrer Gebäude-Policen zu machen. Das wäre ein "sehr effektiver Weg, die Quote ohne Pflichtversicherung zu erhöhen", sagte Wenning am Dienstag.

Bisher haben nur 46 Prozent der Hausbesitzer in Deutschland eine Elementarschaden-Police, die auch für Hochwasserschäden aufkommt und nicht nur für die Folgen von Sturm und Hagel, die von der Gebäudeversicherung abgedeckt sind. Die Flutkatastrophe hatte die Debatte um eine Elementar-Pflichtversicherung neu angeheizt, wie es sie in Baden-Württemberg bis 1994 schon einmal gab. Einer solchen Pflichtversicherung steht die Branche aber skeptisch gegenüber. "Den einen Königsweg gibt es nicht", sagte Wenning. Bei einer Versicherungspflicht müssten Staat, Länder und Kommunen Anreize schaffen, dass in flutgefährdeten Gebieten nicht mehr gebaut würde und bestehende Gebäude dort abgerissen würden.

Allein der versicherte Schaden durch die Flutkatastrophe in Deutschland beläuft sich auf bis zu 5,5 Milliarden Euro. Nur einen Teil davon können die Versicherer aber auf die Rückversicherer abwälzen. Die Hannover Rück, die Nummer drei weltweit, hatte ihre Belastung auf 400 Millionen Euro beziffert.

Die Überschwemmungen bringen die Münchener Rück ebenso wenig aus dem Tritt wie die Folgen der Corona-Pandemie. Finanzvorstand Christoph Jurecka bekräftigte die Erwartung eines Nettogewinns von 2,8 Milliarden Euro im laufenden Jahr, nachdem der Ausfall von Großveranstaltungen und die Übersterblichkeit das Ergebnis 2020 auf 1,2 Milliarden gedrückt hatten. "Auch die Flutschäden werden uns von diesem Weg nicht abbringen", sagte Jurecka. Nach sechs Monaten hat die Münchener Rück bereits fast 1,7 (2020: 0,8) Milliarden Euro verdient. Die Zuversicht trieb die Aktie der Münchener Rück um fast zwei Prozent nach oben.

DELTA-VARIANTE WÜTET IN INDIEN UND SÜDAFRIKA


Dabei schlägt sich die Delta-Variante vor allem in Südafrika und Indien in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung deutlich stärker nieder als gedacht. Die Münchener Rück hat dort rund 400 Millionen Euro mehr für Corona-Schäden reserviert, doppelt soviel wie bisher. Das 2021 erhoffte operative Ergebnis von 400 Millionen Euro in der Sparte rückt damit in die Ferne. Insgesamt dürfte Corona den Rückversicherer 2021 nochmals 700 Millionen Euro kosten. Dass die Olympischen Spiele in Tokio weitgehend ohne Zuschauer im Stadion ausgetragen wurden, hatte die Münchener Rück schon eingeplant. Bei Ergo fällt die Belastung durch Corona deutlich geringer aus als veranschlagt.

Dass sich die Prognose trotz Corona und Flut halten lässt, liegt daran, dass das übrige Geschäft besser läuft. Der Trend zu höheren Preisen in der Rückversicherung setze sich fort. Auch in der Erstversicherung ziehen die Prämien in vielen Ländern an. In der Erneuerungsrunde zum 1. Juli seien die Preise im Schnitt um zwei Prozent gestiegen, was die Münchener Rück dazu nutzte, elf Prozent mehr Neugeschäft abzuschließen. Auch in der wichtigsten Verhandlungsrunde des Jahres, zum 1. Januar, sei mit einem verbesserten Marktumfeld zu rechnen. Der Konzern schraubte daher das Ziel für die Bruttobeiträge um eine Milliarde auf 58 Milliarden Euro nach oben - das wäre ein Rekord.

rtr