Mit neuen Produkten wollen die Anbieter von Fonds und ETFs ihre Gewinne und Umsätze ankurbeln. Anleger können allerdings nicht sofort erkennen, ob diese renditestärker oder risikoärmer sein werden als die bisherigen. Professionelle Investoren warten häufig drei Jahre ab, ehe sie in neue Finanzprodukte investieren. Auch für Privatanleger kann der Zeitraum eine Richtschnur sein.

Eine gute Performance haben in den vergangenen fünf bis zehn Jahren vor allem neue ETFs erzielt. Das galt zuletzt vor allem für sogenannte Factor-ETFs, deren Portfolio sich anders zusammensetzt als bei klassischen ETFs auf DAX, MSCI World oder S & P 500 Index. Dieser Trend hält an. Neu ist, dass nun auch klassische Fondsgesellschaften wie Fidelity, Franklin Templeton und JP Morgan Asset Management auf den europäischen ETF-Markt drängen. Sie treten gegen die Marktführer iShares, Lyxor, SPDR und Xtrackers an. Im Gepäck haben sie neue Strategien, wie beim Fidelity US Quality Income ETF oder beim Franklin LibertyQ Emerging Markets ETF, die langfristig durchaus erfolgreich sein können. Der Nachteil: Diese ETFs sind teurer und schwieriger zu verstehen als klassische Indexprodukte.

Der ETF-Anbieter Vanguard setzt ausschließlich auf gängige und populäre Indizes, um seine ETFs möglichst günstig anbieten zu können. Mit dem 1,8 Milliarden Euro großen Vanguard FTSE All-World ETF können Anleger für 0,25 Prozent pro Jahr in 3100 Aktien aus den Industrie- und Schwellenländern -investieren.

Zwischen günstigen ETFs und teuren Fonds liegen die neuen Advantage-Fonds von Blackrock. Bei ihnen fallen jährliche laufende Kosten von 0,3 bis 0,6 Prozent an. Blackrock setzt auf ein Team, das sich auf computergestützte Strategien spezialisiert hat und neue Technologien wie maschinelles Lernen anwendet. Sollten diese sogenannten Quant-Fonds viel Geld einsammeln, dürften andere Häuser mit ähnlichen Produkten nachziehen.



Wechselhoffnungen



Zugkraft entwickeln bei Anlegern auch bekannte Fondsmanager. So wechselten Matthias Born und Peter Kraus von Allianz Global Investors zu Berenberg. Dort managen sie neue Fonds, die ihren alten ähneln. Bei Berenberg hofft man darauf, dass sie an ihre bisherigen Erfolge anknüpfen und Anleger ihr Kapital umschichten. Bei Borns Berenberg Europe Focus Fund hinkt das Volumen der Performance noch etwas hinterher. "Das ist allerdings durchaus branchenüblich", so Born. Zudem hätte man bei Berenberg bei sechs neuen Aktienstrategien die Herausforderung, dass nicht alle so schnell wachsen könnten. Auf einen positiven Wechseleffekt hofft auch die Fondsgesellschaft Jupiter, die Talib Sheikh vom US-Anbieter JP Morgan Asset Management loseisen konnte. Sheikh hatte dort lange Zeit verschiedene Multi-Asset-Fonds gemanagt und wird bei Jupiter eine ähnliche Strategie verantworten. Lutz Röhmeyer wiederum legte mit dem Capitulum Weltzins-Invest einen neuen Fonds auf, weil sein bisheriger zu Deka Investment übertragen wurde. Alle vier Manager eint, dass sie ihre bisherige Strategie an anderer Stelle fortsetzen können. Zudem verwalten sie zunächst kleinere Vermögen als zuvor, sodass sie flexibler anlegen können.

Fragen bleiben dennoch: Können Born, Kraus und Co ihre Erfolge an neuer Wirkungsstätte wiederholen? Passt das neue Umfeld zu ihnen? Fehlen womöglich Kollegen, die ihnen wie zuvor zuarbeiten? Warum sollte man etwa einen neuen DAX- oder MSCI-World-ETF kaufen, wenn es davon schon zig andere gibt? Womöglich punktet ein neuer ETF mit niedrigeren Gebühren, ein ETF-Wechsel verursacht allerdings auch Kosten. Anleger sollten zunächst abwarten, ob neue Produkte genug Kapital einsammeln, um dauerhaft am Markt zu bleiben.



Risiken und Warnzeichen



Viele neu aufgelegte Fonds und ETFs kommen nicht über ein verwaltetes Vermögen von zehn oder 20 Millionen Euro hinaus, sodass sie sich für die Anbieter nicht rechnen. Entsprechend nehmen sie diese Produkte wieder vom Markt, was viele Anleger ärgert. Auch bekannten Fondsmanagern kann es passieren, dass Anleger ihre neuen Produkte zurückhaltend aufnehmen.

Das gilt etwa für den Acatis AI Global Equities von Hendrik Leber oder den MainFirst Global Dividend Stars von Thomas Meier, die noch keine 20 Millionen Euro groß sind. Auch der Zukunftsfonds, den Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und Ex-Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer initiiert haben, stößt bei Anlegern auf kein großes Interesse.

Andere Anbieter stöhnen, weil Anleger zu viel Geld in ihre neuen Robotics-Produkte investieren und sie das Geld nicht mehr sinnvoll investieren können. Oder anders gesagt: Wenn Fonds zu schnell zu groß werden, kann dies ein Warnzeichen sein.

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Neue ETF-Anbieter



Neben iShares, Lyxor oder Xtrackers drängen weitere Anbieter auf den hiesigen ETF-Markt. Im Fidelity US Quality Income ETF investieren Anleger in US-Aktien, die ein hohes und stabiles Einkommen erzielen und eine hohe Dividendenrendite aufweisen. Fidelity kombiniert damit die beiden Faktoren Qualität und Dividende, die zusammen erfolgreicher sein sollen als einzeln.

Beim Franklin LibertyQ Emerging Markets ETF wird in Schwellenländeraktien investiert, die die Kriterien günstige Bewertung, hohes Momentum, hohe Qualität und niedrige Volatilität erfüllen. Die Titel sind so im Schnitt günstiger bewertet und profitabler als im traditionellen MSCI Emerging Markets Index.

Mit dem JP Morgan Managed Futures USD ETF können Anleger bei Währungen sowie Aktien-, Anleihen- und Rohstoffindizes auf steigende oder fallende Kurse setzen und erstmals mit einem Indexprodukt in eine Managed-Futures-Strategie einsteigen. Ganz klassisch funktioniert dagegen der neue Vanguard DAX ETF, der die 30 DAX-Werte 1 : 1 abbildet. Damit bleibt der weltweit zweitgrößte ETF-Anbieter seiner Linie treu und vertreibt ETFs auf die wichtigsten Indizes.



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Erfolgreiche Manager



Wenn erfolgreiche Fondsmanager ihren Arbeitgeber wechseln, schlägt das oft Wellen. So auch, als Henning Gebhardt 2017 von der DWS zu Berenberg ging, um dort ein neues Fondsteam aufzubauen. Er holte Matthias Born und Peter Kraus an Bord, beide hatten Fonds bei Allianz Global Investors gemanagt. Bei Berenberg leiten sie nun neue Fonds, die zu ihrem bisherigen Anlagestil passen. Bislang entwickeln sich diese sehr ordentlich und hängen viele Konkurrenten ab.

Von Berlin aus managte Lutz Röhmeyer viele Jahre den Weltzins-Invest der LBB-Invest, ehe dieser im April zu Deka Investment nach Frankfurt übertragen wurde. Röhmeyer machte sich selbstständig und legte den Capitulum Weltzins-Invest auf, der an seine bisherige Strategie anknüpft. Er investiert überwiegend in Anleihen, die in Emerging-Markets-Währungen notieren.

Talib Sheikh wechselte von JP Morgan Asset Management zu Jupiter und verantwortet dort den neuen Jupiter Flexible Income, der seinem vorherigen Fonds ähnelt. Sheikh investiert weltweit in Aktien und Firmenanleihen, die eine jährliche Ausschüttung von vier bis sechs Prozent ermöglichen.



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Günstige Quant-Fonds



Da dürften Anleger staunen: Aktiv verwaltete Aktienfonds, bei denen nur jährliche laufende Kosten von 0,3 bis 0,6 Prozent anfallen? Möglich ist dies mit der neuen Advantage-Fondsreihe aus dem Hause Blackrock.

Verantwortlich dafür ist das Team Systematic Active Equity (SAE) der Fondsgesellschaft. Es verfolgt einen quantitativ-systematischen Ansatz. Zum Team gehören promovierte Mitarbeiter aus Physik und Ingenieurwesen, Computer-, Finanz- und Wirtschaftswissenschaften. Sie nutzen für die Aktienauswahl Technologien wie beispielsweise Big Data und maschinelles Lernen.

Die Advantage-Fonds setzen auf breit gestreute Portfolios. Bei den Ländern und Sektoren können sie um je zwei bis vier Prozentpunkte vom Vergleichsindex abweichen. Auf diese Weise wollen sie diesen im Schnitt regelmäßig um ein bis zwei Prozent übertreffen.

Die Advantage-Fonds kann man zwischen ETFs und klassisch aktiv gemanagten Fonds einordnen. Anleger können sie als Kernbausteine für ihr Portfolio nutzen - etwa anstelle teurer Fonds, die kaum vom Index abweichen.