Können Sie vorhersagen, wie sich Ihre Investments künftig entwickeln werden? Falls Ihre Antwort ehrlicherweise "Nein" lautet, grämen Sie sich nicht. Sie sind in bester Gesellschaft: Selbst hochbezahlte Börsenprofis vermögen das nicht. Sicher, es lassen sich Trends erkennen, gute Geschäftsmodelle ausmachen, Firmenzahlen analysieren. Aber wie es nun wirklich mit einem Investment weitergeht, ist ungewiss.

Es gibt jedoch einen Faktor, der Ihnen einen Blick in die Zukunft ermöglicht. Eine Größe, die schon heute feststeht und die Entwicklung Ihrer Geldanlage maßgeblich beeinflusst: die Kosten. Das betrifft vor allem das Engagement in Fonds, die anders als einzelne Aktien oder Anleihen jährlich wiederkehrende Gebühren erheben. Diese können von einigen Zehntelprozent bis hin zu deutlich über zwei Prozent reichen. Vertrieb und Fondsmanagement lassen sich damit ihre Dienstleistungen und Verwaltungskosten vergüten.

Dass laufende Kosten die Wertentwicklung drücken, ist den meisten Anlegern bekannt. Doch das Ausmaß ist vielen nicht bewusst. Ein Prozentpunkt Differenz bei den Kosten wirkt sich langfristig gravierend aus. Angenommen, Sie investieren 10.000 Euro und erleben in den kommenden zehn Jahren eine durchschnittliche Aktienmarktrendite von sieben Prozent per annum. Ein thesaurierender Fonds mit gleicher Entwicklung und einem Prozent Gebühren hätte ihr Vermögen dann um rund 7.900 Euro vergrößert. Haben Sie stattdessen auf ein Produkt mit jährlichen Kosten von zwei Prozent gesetzt, würde Ihr Plus nur bei knapp 6.300 Euro liegen. Bei längeren Zeiträumen und höheren Anlagesummen explodieren die Unterschiede geradezu.

Wie hoch die jährlichen Kosten eines Fonds sind, lässt sich den wesentlichen Anlegerinformationen entnehmen. Das Dokument, das auch als KIID (Key Investor Information Document) bezeichnet wird, ist für jedes einzelne Produkt auf den Websites der Anbieter verfügbar. Bei Fonds, die bereits im eigenen Depot sind, lassen sich die Belastungen dem Ex-Post-Kostenausweis entnehmen, den die depotführende Bank einmal jährlich versendet.

Seit einigen Jahren sind ETFs auf dem Vormarsch. Die passiven Fonds bilden einen Börsenindex eins zu eins ab und kommen ohne Fondsmanager aus. Deshalb sind ihre Gebühren niedrig. ETFs sind sicherlich die einfachste Methode, mit geringen Kosten breit gestreut in die Finanzmärkte zu investieren. Doch auch unter den aktiv gemanagten Fonds gibt es günstige Vertreter, die sich dementsprechend hervorragend für die Geldanlage eignen.

Die Redaktion hat sich die Gebühren der aktiven Fonds angesehen und die Durchschnittskosten sowie deren Bandbreite ermittelt. Der Fokus richtet sich dabei auf drei beliebte Kategorien: Aktienfonds Deutschland, Aktienfonds Europa sowie globale Portfolios.

Aktiv gemanagte Deutschland-Aktienfonds kosten im Durchschnitt jährlich 1,68 Prozent. Die Gebührenspannweite der rund 60 verfügbaren Produkte reicht von 0,96 Prozent bis 2,60 Prozent. Deutlich größer ist die Auswahl bei Fonds, die in Aktien aus ganz Europa investieren. Etwas mehr als 200 sind erhältlich. Hier liegen die Kosten im Mittel bei 1,82 Prozent per annum. Die preiswertesten aktiven Portfolios kosten weniger als ein Prozent oder liegen nur knapp darüber. Bei den teuersten Europa-Fonds greifen Vertrieb und Management kräftig zu: Deutlich über zwei Prozent, in Einzelfällen sogar über drei Prozent werden Jahr für Jahr fällig.

Mit durchschnittlich 1,80 Prozent Gebühren liegen globale Aktienfonds nur unwesentlich unter ihren europäischen Pendants. Sehr günstig ist ein aktiv gemanagtes Globalportfolio, wenn es maximal 1,30 Prozent pro Jahr veranschlagt. Die teuersten Vertreter verlangen mehr als 2,20 Prozent.

Reale Nachteile

Ist das oben genannte Rechenbeispiel zu den Auswirkungen der Gebühren auf die Rendite nur hypothetischer Natur? Mitnichten, wie die Analyse der tatsächlich erbrachten Leistung innerhalb der drei Kategorien zeigt. Die Redaktion hat die Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre in Abhängigkeit von den Kosten untersucht. Aus jeder Kategorie wurde das preiswerteste Viertel dem teuersten Viertel gegenübergestellt.

Die Unterschiede sind eklatant. Die günstigsten Deutschland-Fonds kamen in diesem Zeitraum auf eine durchschnittliche Rendite von 5,8 Prozent, bei den teuersten waren es -2,4 Prozent. Bei den Europa-Fonds erwirtschaftete das preiswerteste Viertel einen Zuwachs von 2,5 Prozent, das teuerste Viertel verlor im Schnitt drei Prozent. In der Gruppe der globalen Aktienfonds erzielten die Billigheimer 19,5 Prozent binnen fünf Jahren, während die teuren Vertreter nur auf 16,7 Prozent kamen. In allen Gruppen tun sich damit deutliche Differenzen auf, die sich auf die unterschiedliche Kostenbelastung zurückführen lassen. Anleger sollten sich also tunlichst bemühen, preiswerte Produkte zu nutzen.

In den Tabellen oben sind Fonds aufgelistet, die zu den günstigsten ihrer Art zählen und zugleich eine gute €uro FondsNote tragen. Dieses Rating gibt an, wie sich das Portfolio in den vergangenen vier Jahren in puncto Rendite und Risiko geschlagen und welche Qualität das Fondsmanagement hat. Aus diesen 15 Produkten wiederum hat die Redaktion eines pro Kategorie herausgegriffen, das besonders empfehlenswert ist. Die niedrigen Kosten sind schon heute ein maßgeblicher Baustein für eine solide Rendite in der Zukunft.

 


INVESTOR-INFO

Robeco Sust. Global Stars Eq.

Internationale Konstanz

Der Robeco Sustainable Global Stars Equities zählt nicht nur zu den günstigsten globalen Aktienfonds, er ist auch einer der ältesten. Sein erster Anteilswert datiert aus dem Jahr 1938. Die lange Historie verrät, dass der Fonds meist recht erfolgreich unterwegs war. Eine Schwächephase vor einigen Jahren wurde dazu genutzt, das Portfolio konzentrierter auszurichten. Heute enthält es 30 bis 40 internationale Titel, die mit hohen Cashflows und einer hohen Rentabilität des investierten Kapitals überzeugen.

Invesco Europa Core Aktienf.

Solides aus Europa

Der Invesco Europa Core Aktienfonds nutzt einen klar definierten Multi-Faktor-Ansatz. Faktoren für die Auswahl einer Aktie sind ihre Bewertung, Änderungen der Gewinnschätzungen der Analysten, ihre relative Entwicklung gegenüber dem Gesamtmarkt (Kurs-Momentum) und die Stärke der Bilanz. Zugleich achtet das Fondsmanagement darauf, das Risiko zu begrenzen, indem schwankungsarme Titel bevorzugt und Fremdwährungen abgesichert werden.

MEAG ProInvest

Made in Germany

Der MEAG ProInvest investiert in die führenden deutschen Konzerne, Aktien kleinerer Unternehmen werden beigemischt. Das Produkt der Fondstochter der Rückversicherung Munich Re zeigt nicht zuletzt dank relativ niedriger Kosten seit Jahren eine gute Leistung. Aktuell bevorzugt das Fondsmanagement die Sektoren Pharma/Chemie sowie Technologie/Medien und hat diese hoch gewichtet. SAP, Linde, Bayer und Allianz sind zurzeit die Top-Positionen.