Das Vermögen der Anleger zu schützen und gleichzeitig ­seiner Strategie treu zu bleiben - auch für Fondsmanager ist die ­aktuelle Krise eine Herausforderung. Denn sie stecken in einem engen regulatorischen Korsett und können nur bis zu einem gewissen Grad flexibel reagieren. Mischfonds sind hier sicherlich im Vorteil, da sie Aktien- und Anleihe-Anteile verschieben können. Wie sie aktuell und langfristig bei einem nachhaltig gemanagten Mischfonds-Portfolio agiert, erklärt Maria Municchi von M & G Investments.

€uro am Sonntag: Frau Municchi, wie reagieren Sie auf Corona und seine Auswirkungen?
Maria Municchi: Die Lage ist eindeutig besorgniserregend und wandelt sich sehr schnell. Aktuell werden Anleger offenbar durch den Strom der Nachrichten angetrieben, und Kursrückgänge in einem Markt werden in anderen Märkten weltweit widergespiegelt. Der Ausverkauf kam sehr schnell und heftig. Daraus schließen wir, dass momentan Emotionen die Oberhand haben und Anleger vom Worst-Case-Szenario ausgehen. Dementsprechend haben wir unsere Aktienbestände aufgestockt, auch in den USA, Europa und Japan. In ähnlicher Weise haben wir unser Engagement in US-Staatsanleihen nach der starken Kursrally, die die Renditen auf Rekordtiefs ­getrieben hat, reduziert.

Ihr Fonds soll eigenen Angaben zufolge mit nachhaltigen Investments vier bis acht Prozent Rendite per ­annum über Fünf-Jahres-Zeiträume erzielen. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Dazu muss ich ein wenig ausholen. Die Investmentphilosophie im Multi-­Asset-Team bei M & G beruht auf drei Schlüsselfaktoren. Erstens das Verständnis für die aktuelle makro­ökonomische Lage, zweitens die Einschätzung der Assets, in die wir investieren, und drittens das Verstehen von aktuellen Markttrends. Das Ziel bei der Konzipierung des Fonds war somit, die Flexibilität bei der Asset Allocation mit der Nachhaltigkeit bestimmter Anlagen erfolgreich zu kombinieren. Der Schlüssel zur Renditeerzielung im Fonds bleibt die ­Asset Allocation. Aber der Weg, wie wir die Assets herausfiltern, wird durch ESG- und Positive-Impact-­Kriterien vorgegeben.

Und wie teilen Sie Ihr Portfolio auf?
Der Fonds hat einen Kernbestand von Positive-Impact-Assets in Höhe von zehn bis 30 Prozent über alle Assetklassen hinweg, also über Aktien, grüne und soziale Anleihen, börsennotierte Infrastrukturtitel oder spezialisierte Fonds. Das sind Anlagen, die einen positiven gesellschaft­lichen Effekt im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele der UNO erwarten lassen. Der Rest des Portfolios wird über ESG-Kriterien und Best-in-Class-Ansätze selektiert.

Welche Investments kommen denn für Sie nicht infrage?
Ausgeschlossen sind Wertpapiere von Unternehmen, die Nachhaltigkeitsgrundsätze der Vereinten Nationen in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung verletzen. Außer­dem sind Hersteller von Tabak­waren, Alkohol, Pornografie, Kohleförderung und bestimmten Waffen nicht im Portfolio zugelassen. Zudem prüfen wir die Nachhaltigkeitsratings der infrage kommenden Wertpapiere.

Können Sie ein Beispiel für ein Best-in-Class-Unternehmen nennen?
Microsoft liegt bei vielen Kriterien weit über dem Nachhaltigkeits­niveau der Konkurrenz.

Bei Unternehmen ist dieser Ansatz ja noch nachvollziehbar. Aber bei Staatsanleihen dürfte Ihnen die Auswahl schwerer fallen, oder?
Ja, Staatsanleihen sind unter ESG-Gesichtspunkten zwar schwieriger zu beurteilen als Unternehmen, doch als eine der wichtigsten Anlageklassen dürfen wir sie nicht ignorieren. Sicherlich werden die strengsten ESG-Standards von keiner Regierung erfüllbar sein. Aber in vielen Industriestaaten wird ein großer Teil der Staatsausgaben dazu verwendet, den Lebensstandard im Land anzuheben und die Lebensumstände der Menschen zu verbessern. Nehmen wir die USA als Beispiel: Sie haben zwar von allen Ländern die höchsten bekannten Ausgaben für Verteidigung, doch für den Sozialbereich geben sie nach wie vor den größten Teil der Haushaltsmittel aus. Soll heißen: Wir prüfen, ob der Nettoeffekt der Staatsausgaben positiv oder negativ ist. Ist er positiv, kann eine Aufnahme ins ­Portfolio erfolgen.

Wie sieht Ihre Auswahl der Anleihen konkret aus?
Aktien- und Unternehmensanleihen müssen ein ESG-Rating von mindestens "BBB" aufweisen. Staatsanleihen müssen mindestens mit der Note "BB" ausgezeichnet sein.

Sind das dann nur Anleihen aus den Industriestaaten?
Nein, denn die von MSCI angewandte Methode zur Bestimmung von ESG-Ratings von Staaten kann genutzt werden, das Ausmaß an Korruption, Rechtsstaatlichkeit und der Wahrung der Menschenrechte in den verschiedenen Ländern zu bestimmen. Das führt zum Beispiel dazu, dass peruanische Anleihen bei uns mit einem "BBB"-Rating im Portfolio landen können, indonesische Bonds trotz eines "BB"-Ratings aber nicht.

Fonds aktuell angeschlagen
Wie die Mehrheit aller Fonds verzeichnet auch das M & G-Portfolio aktuell hohe Verluste. Maximal 60 Prozent des Vermögens können in Aktien investiert werden, bis zu 80 Prozent in Anleihen. Langfristig aussichtsreiche Strategie.
ISIN: LU1900799617