Der Flughafenkonzern Fraport schlägt wegen der Anschlagsserie in der Türkei und den negativen Folgen auf den Tochter-Airport in Antalya vorsichtige Töne an. "Wir erwarten am Flughafen Antalya in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang", sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Mittwoch in Frankfurt. Der operative Gewinn (Ebitda) dürfte im laufenden Jahr nur noch um bis zu 3,5 Prozent steigen. Voriges Jahr war das Ergebnis noch um gut sieben Prozent auf 849 Millionen Euro gewachsen. Bei Anlegern kam die Prognose nicht gut an: Die Fraport-Aktie stürzte um bis zu acht Prozent ab.

Insbesondere die unsicheren Aussichten für den Fraport-Flughafen Antalya bereiten dem Vorstand Kopfzerbrechen. In Istanbul war im Januar eine Attacke auf deutsche Touristen mit zahlreichen Toten verübt worden, zuletzt kam es zu schweren Anschlägen in Ankara. "Der bei Touristen populäre Süden des Landes ist aber sicher", betonte Schulte. Möglich sei, dass die Buchungen im Last-Minute-Geschäft anziehen könnten.

Antalya leidet derzeit doppelt, da russische Urlauber seit der Krimkrise die Türkei meiden. Für Fraport ist das schmerzlich, da der Konzern einen beträchtlichen Teil der 27,5 Millionen Passagiere in Antalya stellt. Die neue Angst von Urlaubern vor der Türkei beschäftigt derzeit die gesamte Reisebranche. Die Buchungen beim Marktführer TUI für das Land brachen in den ersten Monaten um 40 Prozent ein. Auch Fluglinien planen bereits im großen Stil um. Die Billig-Airlines Vueling aus Spanien und Transavia fliegen nun etwa eher nach Portugal, Spanien und auf die Kanarischen Inseln, wie Top-Manager der Airlines auf der Reisemesse ITB vorige Woche bestätigten. Der türkische Tourismusminister Mahir Ünal machte auf dieser aber eine Erholung aus.

KOMMT RYANAIR NACH FRANKFURT?



Standbein von Fraport bleibt der Flughafen Frankfurt. Dank der guten Geschäfte an dem Drehkreuz stieg der Konzern-Überschuss voriges Jahr um 18 Prozent auf 297 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 1,35 Euro je Aktie erhalten. Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem Passagierzuwachs in Frankfurt zwischen einem und drei Prozent. 2015 ist "FRA" in den Top Ten der größten europäischen Flughäfen auf den vierten Platz abgerutscht. Nummer drei ist nun der stark wachsende Airport von Istanbul.

Neues Wachstum soll nun durch Billig-Airlines wie der isländischen Wow Air kommen, die derzeit den Betrieb aufnimmt, sagte Schulte. "Es ist ein Segment, dass in Frankfurt nicht so stark ist." Billig-Primus Ryanair spielt die Idee bereits durch. "Es ist eine Möglichkeit", sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs vergangene Woche zu Reuters. Wichtig sei aber, dass die Airline ihre Flugzeuge binnen von 25 Minuten wieder in die Luft bekommen, um Kosten zu sparen. Am Großflughafen mit vier Start-und Landebahnen und großen Entfernung ist das derzeit kaum möglich. Bislang hatte die irische Firma einen solchen Schritt wegen der hohen Flughafengebühren in Frankfurt ausgeschlossen.

Da die Wachstumsaussichten zu Hause begrenzt sind, will Fraport im Ausland expandieren. In diesem Jahr werde sich der Konzern für den Zuschlag um den bulgarischen Hauptstadtflughafen Sofia sowie um die Airports Fortaleza und Salvador bewerben, sagte Schulte. Insbesondere Salvador ist interessant: Nach Sao Paulo und Rio de Janeiro ist sie die drittgrößte Stadt Brasiliens.

Reuters