Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat gezeigt, wie wichtig schnelle und effektive Kommunikationssysteme sind. Sie sind ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. Um die Kommunikationssysteme digital zu vernetzen und zu integrieren, kommen Spezialisten wie Frequentis ins Spiel. Das österreichische Unternehmen hat sich auf sicherheitskritische Kommunikationslösungen fokussiert.

70 Prozent des Umsatzes entfallen auf Informations- und Kommunikationslösungen für die Luftverkehrssicherung. In Deutschland zählt das Unternehmen aber auch die Zielgruppe BOS zu den Schlüsselmärkten. BOS steht für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, was unter anderem Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienste umfasst. Hier wollen die Österreicher zu einem der Vorreiter bei Cloud-Lösungen für die Leitstellen werden.

Das entsprechende System heißt Asgard, verantwortlicher Direktor bei Frequentis Deutschland ist Frank Herzog. Seiner Beobachtung nach sind "öffentliche Auftraggeber bereit, für den Ausbau moderner Kommunikationsstrukturen Geld in die Hand zu nehmen." Allein Baden-Württemberg investiert bis 2030 rund 600 Millionen Euro in die Modernisierung des BOS-Digitalfunknetzes.

Zur Stärkung der Sparte Luftverkehrssicherung übernahm Frequentis im Frühjahr für 20,1 Millionen US-Dollar drei Einheiten des Raumfahrt- und Rüstungskonzerns L3Harris. 2022, im ersten vollen Geschäftsjahr nach Vertragsabschluss, sollen die Neuerwerbungen 30 Millionen Euro zum Konzernumsatz beisteuern.

Zu den Stärken des Geschäftsmodells zählen die wegen der langfristig laufenden Projekte gut kalkulierbaren Einnahmen. Weil es sich bei den Kunden meist um Behörden und staatliche Betriebe handelt, macht Frequentis keine Angaben zu den Auftragsvolumina. Das Management lässt jedoch durchblicken, dass der Umsatz im Teilmarkt BOS-/Public Safety seit einigen Quartalen zunimmt. Insgesamt stiegen die Erlöse im ersten Halbjahr um 9,4 Prozent auf 144,6 Millionen Euro. Public Safety & Transport, der kleinere der beiden Unternehmensbereiche, verzeichnete ein Umsatzplus von 32 Prozent auf 56 Millionen Euro.

Wichtige Meilensteine erreicht

Vor allem bei Aufträgen für die öffentliche Sicherheit und für Blaulichtorganisationen habe der Konzern wichtige Meilensteine abschließen und mit den Kunden abrechnen können, erklärt Vorstandschef Norbert Haslacher. Im Gegenzug blieb der Auftragseingang mit 157 Millionen Euro um 8,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Gesamtumsatz (Book-to-Bill-Ratio), liegt aber immer noch bei 1,09 und signalisiert eine steigende Nachfrage.

Unterm Strich stand per Ende Juni ein Überschuss von 4,1 Millionen Euro nach einem Verlust von 23,4 Millionen Euro im Vorjahr. Die liquiden Mittel erhöhten sich auf 78,2 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote stieg von 36,9 auf 39,6 Prozent.

Die Corona-Pandemie hat die Geschäfte in der Luftfahrtbranche 2020 belastet. Inzwischen ist Frequentis wieder profitabel - auch dank des starken Wachstums im Blaulichtbereich. Empfehlung: Kaufen