Wurden einige Dax-Konzerne bereits im ersten Quartal heftig von der Corona-Pandemie getroffen, startete Fresenius trotz kleiner Belastungen durch die Krise positiv ins neue Geschäftsjahr. Von Januar bis März stieg der Umsatz des Gesundheitskonzerns währungsbereinigt um sieben Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis legte um zwei Prozent auf 456 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Auch die Tochter Fresenius Medical Care (FMC) verzeichnete im ersten Quartal Zuwächse. Das Umsatzplus belief sich auf neun Prozent, somit 4,48 Milliarden Euro. Die Herstellung von Dialyseprodukten konnte das Unternehmen bislang weltweit ohne größere Unterbrechungen aufrechterhalten. Allerdings fielen hohe Kosten für zusätzliche Maßnahmen im Zuge der Pandemie an, etwa für Schutzausrüstungen und vorgehaltene Kapazitäten für isolierte Dialysebehandlungen. Das bereinigte Konzernergebnis sank um ein Prozent auf 283 Millionen Euro, währungsbereinigt ging es um drei Prozent zurück.

Die auf Medikamente und Medizinprodukte zur Infusion, Transfusion und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi litt über das gesamte erste Jahresviertel unter den Einschränkungen in China wegen der Pandemie. Das rückläufige Geschäft konnte aber teilweise durch die USA wettgemacht werden: Branchendaten zufolge zog der US-Absatz bei Kabi im März kräftig an. Denn die Krankenhäuser stockten wegen des erwarteten Ansturms von Patienten ihre Medikamentenbestände auf. Kabi selbst erhöhte zuletzt die Produktion wichtiger Arzneien - vor allem von Mitteln zur Sedierung von Patienten und Schmerzmedikamenten.

Am Ausblick wird vorerst festgehalten


Wie sich die Pandemie konkret im gesamten Geschäftsjahr auswirke, sei noch nicht verlässlich absehbar. "Die Covid-19-Pandemie stellt auch Fresenius vor nicht gekannte Herausforderungen", sagte Vorstandschef Stephan Sturm am Mittwoch. Daher geht der DAX-Konzern vorerst von den gesetzten Zielen aus, rechnet aber mit weiteren Einflüssen durch Covid-19 im Jahresverlauf.

Die Bad Homburger planen ein währungsbereinigtes Umsatzplus von vier bis sieben Prozent und einem Zuwachs des Konzerngewinns von bis zu fünf Prozent. Eine neue Prognose möchte Sturm zu den Halbjahreszahlen bekannt geben. Im Februar verkündete Sturm für 2019 sogar zum wiederholten Mal eine Erhöhung der Dividende.

Auch die wie Fresenius im DAX notierte Dialysetochter FMC bekräftigte ihre Ziele. Hier wird weiter von einem Umsatz sowie bereinigtem Gewinn im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich ausgegangen.

So geht Fresenius mit der Corona-Situation um


Es läuft also derzeit nicht allzu schlecht für den Gesundheitskonzern. Aus der Krise kommt der DAX-Konzern klar als Gewinner hervor - das dürfte vor allem die Anleger freuen, die in den vergangenen zwei Jahren keine leichte Zeit hatten. Die geplatzte Übernahme des Generikaherstellers Akorn, sinkende Fallzahlen im Krankenhausgeschäft und Schwierigkeiten bei der Dialysetochter FMC verschreckten die Börsianer.

Mit seiner Krankenhausgesellschaft Helios und der spanischen Tochter Quironsalud kämpft Fresenius derzeit an vorderster Front gegen das Coronavirus. Dafür wurde in Deutschland die Zahl der Intensivbetten um zwei Drittel von 900 auf 1.500 aufgestockt. Helios mit seinen 86 Kliniken und 126 medizinischen Versorgungszentren hat mitgeteilt, dass die Covid-19-Pandemie zwar negative, aber nicht wesentliche finanzielle Effekte haben dürfte. Das ist allerdings auch kein Wunder, denn der Corona-Rettungsschirm des Bundes sichert den Kliniken im Land umfassende finanzielle Unterstützung zu.

Einschätzung der Redaktion


Die Quartalszahlen kamen am Aktienmarkt mehr als gut an. Nach der DAX-Eröffnung schoss die Fresenius-Aktie um drei Prozent nach oben. Stärker war im Leitindex nur die Tochter-Aktie FMC mit mehr als 3,4 Prozent. Bereits am Dienstag hatte das Papier 3,5 Prozent gewonnen.

Von seinem bisherigen Rekordstand bei rund 80 Euro ist das Papier allerdings weit entfernt. Seit dem Hoch im Juni 2017 ging es für die Aktie beständig abwärts, bis die beiden Gewinnwarnungen binnen weniger Monaten Ende 2018 der Aktie entscheidende Dämpfer verpassten. Von diesem Schlag hatte sich der Kurs selbst bis Ende Februar 2020 nur teilweise erholt, als der Corona-Crash den Anlegern die nächste eiskalte Dusche verpasste.

Charttechnisch gesehen läuft es für die Fresenius-Aktie nach dem Corona-Crash gar nicht einmal so schlecht. Seit September 2019 verlief die viel beachtete 200-Tagelinie seitwärts, seit Februar fällt sie leicht und notiert bei gut 44 Euro. Der Kurs notiert mit derzeit rund 41 Euro noch rund sieben Prozent unter dem Indikator.

Während des Corona-Crashs ging es für die Fresenius-Aktie fast zwei Drittel nach unten - mittlerweile konnte sich das Papier einigermaßen aufrappeln und reduzierte den Verlust auf ein Fünftel. Mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 21 Milliarden Euro liegt Fresenius im Dax-Ranking im unteren Mittelfeld.

Wir bleiben bei unserer Kaufen-Einschätzung - die Corona-Krise könnte für den Gesundheitskonzern eine Chance sein. Bereits jetzt zählt die Fresenius-Aktie zu den Gewinnern der Pandemie.

Einschätzung: Kaufen.
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 34,00 Euro





Mit Material von dpa-AFX