Die Beteiligungsfirma MBB trommelt gern bei den Börsengängen von Töchtern. Doch von den geschürten Erwartungen bleibt oft wenig übrig. Besonders schlimm lief es beim Maschinenbauer Aumann. Hier liegen Erstzeichner 60 Prozent im Minus. Und auch bei der Aktie von Friedrich Vorwerk, dem neuesten Börsengang aus dem MBB-Stall, gehen die Kurse unbarmherzig nach unten. Zuletzt hatte sich die Talfahrt sogar beschleunigt. Einiges spricht aber dafür, dass sich der Aumann-Flop bei Vorwerk nicht wiederholen muss. Die schwache Entwicklung basiert vor allem darauf, dass sich Projekte verschieben, sie fallen aber nicht aus.

Vorwerk ist ein Spezialist für Leitungs- und Anlagenbau. Gemessen am Umsatz bilden Gasprojekte den Schwerpunkt. Das Unternehmen erweiterte durch Akquisitionen seine Reichweite auf Stromnetze, auf Fernwärme und auf Wasserstoffinfrastruktur. Die Aktivitäten reichen von der Planung bis hin zum Bau und dem Betrieb von Infrastruktureinrichtungen. Kunden sind Versorger, aber auch Kommunen.

Zum Börsengang hatte Vorwerk zweistellige Wachstumsraten versprochen, was dank des hohen Investitionsbedarfs aus der Energiewende auch plausibel klang. Doch diesem Versprechen läuft das Unternehmen hinterher.

Margenverbesserung zeigt Qualität

Nach neun Monaten lagen die Erlöse 5,6 Prozent hinter den Vorjahreswerten. Und diese Lücke wird sich bis Jahresende eher vergrößern. Ein Teil davon stammt noch aus dem ersten Quartal, als niedrige Temperaturen die Fertigstellung von Projekten behinderten. Und das setzt sich über das Jahr hinweg fort. Auffällig ist allerdings: Dem Unternehmen gelingt es, mit einer Marge von über 16 Prozent eine höhere Profitabilität zu erzielen als im gemessen am Umsatz besseren Vorjahr.

Das zeigt, wie hoch der Bedarf ist, aber auch die gute Marktposition von Vorwerk. Und das sollte auch die Basis für ein Comeback der Aktie sein. Klar ist: Den Boom aus der Energiewende hat es noch nicht gegeben. In der Summe dürften Versorger und Kommunen allein in Deutschland Infrastrukturaufträge in Höhe von 30 Milliarden Euro vergeben, meinen die Analysten von Berenberg. Noch mehr sei nötig, um die Wasserstoffinfrastruktur in Europa aufzubauen. Ein Teil dieser Mittel wird in den Büchern von Vorwerk landen. Und dass zuletzt der Auftragseingang anzog, macht Hoffnung für das neue Jahr.

Die Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so gering, dass Friedrich Vorwerk - gemessen an der Umsatzentwicklung 2021 - das Tal durchschritten hat. Die Aktie könnte dem Wachstum des Unternehmens folgen. Risikobereite Anleger können auf dem aktuellen Niveau eine erste kleinere Position wagen.

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