Nach einer längeren Schwächeperiode sendet der Rohstoffsektor neuerdings wieder Lebenszeichen. Die Preise vieler Rohstoffe haben sich im Schnitt stabilisiert und legten zuletzt sogar etwas zu. Das reicht aus, um den gebeutelten Rohstoffaktien etwas Rückenwind zu verleihen. Der momentan bei 840 Punkten notierende DJ Stoxx 600 Basic Resources Performanceindex hat gemessen an dem am 05. Juli 2013 markierten Zwischentief inzwischen rund 36 Prozent zugelegt. Das bedeutet auch, es existiert ein mittelfristiger Aufwärtstrend, der charttechnisch betrachtet weiteres Aufwärtspotenzial birgt. Zumal von einer Überhitzung noch keine Rede sein kann. Der Abstand zu dem im Mai 2009 aufgestellten Rekordhoch von 1.382 Punkten ist jedenfalls noch immer groß.

Auch die Bewertungen haben noch Luft nach oben. Gedeckt wird das auch durch einen Bewertungschart von Barclays. Demnach sind die Kurs-Buchwerte der europäischen Minenwerte im historischen Vergleich niedrig und der Abstand zum Rohstoffindex CRB vergleichsweise hoch. Die Lage ist somit in dieser Hinsicht anders als im Jahr 2009 einzuschätzen, als Rohstoffaktien überhitzt und überteuert waren. Hinzu kommt: Laut Citigroup-Analyst Jonathan Stubbs sollen die Branchenvertreter von 2014 bis 2016 in der Lage sein, den freien Cash Flow deutlich zu steigern. Das wiederum sichert die Dividenden ab und eröffnet Spielraum für aktionärsfreundliche Maßnahmen wie Aktienrückkäufe oder Dividendenerhöhungen. Ermöglicht wird das unter anderem durch zurückgeschraubte Investitionen, gesenkte Schulden und Sparmaßnahmen. Viele Anleger trauen dem Braten aber noch nicht.

Verunsichert sind sie auch durch die volatilen Kursausschläge der vergangenen Jahre. Erst vervielfachten sich die Kurse von 2003 bis 2008, dann brachen sie 2008 und 2009 massiv ein, 2009 bis 2011 ging es dann wieder steil bergauf, bevor die Notierungen 2011 bis 2012 wieder spürbar absackten. Doch aktuell sind die Kurse wieder auf Erholungskurse und aufbauend daraus sowie auf den zuvor erwähnten Rahmendaten stellen wir nachfolgend fünf Aktien auf dem Rohstoffsektor auf den Prüfstein.

Rohstoffaktie Nummer eins: BHP Billiton (WKN: 908101, 25,32 Euro, 20,13 britische Pfund)

Der erste Wert, auf den wir eingehen, ist mit BHP Billiton einer der weltweit größten Rohstoffkonzerne. Das Unternehmen betreibt mehr als 100 Projekte in 25 Ländern und ist weltweit einer der größten Produzenten von Kohle und Eisenerz. Zudem nimmt der Konzern laut den Analysten von Raiffeisen Research auch eine führende Position bei Nickel, Aluminium, Mangan, Diamanten und Silber ein. Das Unternehmen ist eine sogenannte "Dual-listed company" und notiert als BHP Billiton Limited in Sydney und als BHP Billiton Plc in London.

Die Kursentwicklung dieser Aktie kann auch als Beleg dafür herangezogen werden, wie volatil es typischerweise bei den Branchenvertretern zugeht. Denn auch hier ist der Kursverlauf von einem Auf und Ab geprägt. Derzeit geht es mit dem Kurs wieder einmal nach oben und auf Basis britischer Pence ist es sogar gelungen, den charttechnischen Abwärtstrend zu überwinden. Beigetragen haben dazu auch die intern unternommenen Anstrengungen zur Vereinfachung der Konzernstruktur. Ziel dabei ist es auch, Werte für die Aktionäre zu schaffen. Eine Bürde stellt allerdings die Preisschwäche bei Eisenerz dar, dem wichtigsten Rohstoff des Konzerns. Aber immerhin kann das teilweise durch angehobene Produktionszahlen kompensiert werden.

Bei der Citigroup befindet sich der Titel derzeit auf der Focus List Europe, in der sich die von der US-Investmentbank bevorzugten europäischen Aktien befinden. Verwiesen wird zur Begründung auf die Umstrukturierungen, die operative Effizienz, die guten Aussichten für Produktionswachstum und die vorteilhafte Kapitalstruktur. Positiv hervorgehoben wird auch die Bewertung. Auf Basis der Konsensschätzung von Analysten beträgt das geschätzte KGV für 2014 derzeit 12,9 und die erwartete Dividendenrendite beläuft sich auf 3,57 Prozent. Für BHP sprechen somit einige gute Gründe, doch alles das würde wenig helfen, falls die Rohstoffpreise doch wieder nach unten abdriften sollten. Als Risikofaktor ist auch zu beachten, dass sich viele Aktivitäten des Konzerns in Afrika, Südamerika und Asien und damit in Regionen befinden, die nicht immer hundertprozentig stabil sind.

Rohstoffaktie Nummer zwei: Rio Tinto plc. (WKN: 852147, 41,53 Euro, 32,895 britische Pfund)

Ebenfalls auf der Citigroup Focus List Europe befindet sich Rio Tinto. Ähnlich wie BHP zählt auch dieser Konzern zu den größten Bergbauunternehmen weltweit und auch hier gibt es ein Doppellisting als Rio Tinto Limited in Sydney und als Rio Tinto plc in London. Bei Rio Tinto handelt es sich um einen der größten Aluminiumhersteller, den zweitgrößten Eisenerzproduzenten und einem der Top fünf Produzenten von Uranium, Kupfer, Kohle sowie Diamanten. Aktiv ist die Gesellschaft in Australien, Afrika, Nord- und Südamerika, Europa und in Zentral- und Südostasien.

Punkten konnte das Unternehmen jüngst mit einem überzeugenden Zwischenbericht. Demnach wurde im ersten Halbjahr so viel Eisenerz gefördert wie nie zuvor. Konkret wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 139,5 Millionen Tonnen Eisenerz produziert, zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Auslieferungen kletterten um 20 Prozent auf 142,4 Millionen Tonnen. Auch bei Kupfer ging es aufwärts. Rio Tinto produzierte im ersten Halbjahr 23 Prozent mehr Kupfer. Die Bauxit-Produktion sank dagegen um 2 Prozent.

Zu beachten ist allerdings, dass die Gesellschaft 90 Prozent ihres Gewinns mit Eisenerz erzielt. Das birgt Risiken für den Fall, dass die Nachfrage nach Eisenerz nicht mit den in der Branche zu beobachtenden Produktionserhöhungen Schritt halten kann und die Preise weiter nachgeben. Die Furcht vor längerfristig anhaltenden Angebotsüberschüssen sind auch mit der wichtigste Grund, warum die Aktie noch immer in einem Seitwärtstrend festhängt. Aber immerhin kann Rio Tinto laut Citigroup auf eine vorteilhafte Kostenstruktur bei der Eisenerz-Produktion bauen. Außerdem haben Kosteneinsparungen bereits dabei geholfen, die Margen deutlich zu verbessern. Für 2015 bewegt sich zudem das geschätzte KGV bei nur gut zehn und die für 2014 erwartete Dividendenrendite ist mit 3,5 Prozent passabel. Wunderdinge sind von der Aktie momentan zwar nicht zu erwarten, aber inklusive Dividende scheint auf Sicht von zwölf Monaten eine Performance von zehn Prozent möglich zu sein.

Rohstoffaktie Nummer drei: Vale S.A. (WKN: 897998, 9,36 Euro)

Charttechnisch gesehen spricht mit der brasilianischen Vale für den dritten Rohstoffwert, den wir hier vorstellen, derzeit noch relativ wenig. Denn der Kurs steckt noch immer in einem Abwärtstrend. Die starken Einbußen, die der Titel erlitten hat, passen zur Geschäftsentwicklung. So wies Vale in US-Dollar gerechnet für das Jahr 2013 den geringsten Gewinn seit der Privatisierung im Jahr 1997 aus.

Das hatte zwar mit Wertberichtigungen auf ein Kali-Projekt in Argentinien sowie einem milliardenschweren Vergleich mit den brasilianischen Steuerbehörden zu tun, zu beachten ist aber generell, dass das Unternehmen als weltgrößte Produzent von Eisenerz stärk von der Entwicklung bei diesem Rohstoff abhängt. Laut den Analysten der WGZ Bank steuert dieser Bereich rund 70 Prozent zum Umsatz und 90 Prozent zum EBITDA bei. Als Weltmarktführer auf dem Eisenerzmarkt weist Vale nach Einschätzung der WGZ Bank aber eine vergleichsweise schlanke Kostenstruktur auf. Signifikant sinkende Eisenerzpreise können dadurch relativ gut verkraften werden.

Zudem werden die in den vergangenen Jahren vergleichsweise hohen Investitionsausgaben sukzessive reduziert. Ziel dabei ist es, das Bonitätsprofil nicht über Gebühr zu strapazieren und eine aktionärsfreundliche Vergütung zahlen zu können. Trotzdem musste auch im Auftaktquartal 2014 ein stärker als erwartet ausgefallener Umsatz- und Ertragsrückgang hingenommen werden. Der Umsatz sank in diesem Zeitraum um elf Prozent auf 9,50 Milliarden Dollar und das adjustierte EBITDA sogar um 22 Prozent auf 4,06 Milliarden Dollar.

Wer an eine Stabilisierung des Eisenerzpreises glaubt, für den könnte ein Investment in dem Titel dennoch interessant sein. Zumindest sprechen dafür die gedrückten Bewertungsrelationen. Mit einem für 2014 geschätzten KGV von 7,8 stecken bereits etliche Risiken im Kurs und sehen lassen kann sich auch die Dividendenrendite von 5,75 Prozent. Schwierig dürfte es mit einer Beendigung des charttechnischen Abwärtstrends allerdings bei anhaltend sinkenden Eisenerzpreisen werden.

Rohstoffaktie Nummer vier: Freeport-McMoRan Inc. (WKN: 896476, 27,968 Euro, 38,67 Dollar)

Ebenfalls etwas zu kämpfen hatte in den vergangenen Jahren der Aktienkurs von Freeport-McMoRan. Dahinter steckt ein US-Bergbaukonzern, der hauptsächlich im Abbau von Kupfer, Gold und Molybdän tätig ist sich im Kupfer- wie auch im Molybdänabbau als weltweit größter, börsennotierter Produzent bezeichnet. Tätig ist man neben Nordamerika auch im Kongo, in Südamerika und in Indonesien. Probleme bereiteten zuletzt insbesondere die Aktivitäten in Indonesien. Denn durch das dort verhängte Exportverbot für unbearbeitete Mineralien hat sich dort die Geschäftsgrundlage verschlechtert. Eventuell kommt es nach den eben abgehaltenen Präsidentschaftswahlen zu Korrekturen bei diesem Gesetz, im ersten Quartal ist der Gewinn auch bedingt durch einen da gefallenen Kupferpreis jedoch gesunken.

Zuletzt hat sich der Kupferpreis aber wieder etwas befestigt und das nährt die Hoffnung auf eine Ergebniserholung. Besonders optimistisch gestimmt sind die Analysten von Jefferies. Dort wird dem Kurs ein Potenzial bis auf 45 Dollar zugestanden. Diese Prognose basiert dabei auf der Annahme eines mittelfristig steigenden Kupferpreises. Wobei das wiederum auf der Vorhersage eines bis Ende des Jahrzehnts drohenden hohen Angebotsdefizites beim Kupfer beruht. Freeport-McMoRan würde davon besonders profitieren, weil auch noch dem Einstieg in das Ölgeschäft die Bedeutung der Kupferaktivitäten für das Ergebnis sehr hoch ist.

Auf Basis der Jefferies-Gewinnschätzungen für 2014 von 3,75 Dollar je Aktie beläuft sich das KGV auf moderate 10,3. Die Dividendenrendite beträgt bei einem konstanten Ausschüttungssatz von 1,25 Dollar je Aktie 3,2 Prozent. Der Kurs hat es zuletzt schon geschafft, sich aus einem Abwärtstrend zu befreien, was charttechnisch gesehen ermutigend ist. Als Risikofaktor ist neben der Situation in Indonesien aber die mit rund 19 Milliarden Dollar hohe Nettoverschuldung kritisch im Auge zu behalten. Aber immerhin hat das Unternehmen angekündigt, den Schuldenberg auch durch den Verkauf von Aktivitäten abtragen zu wollen.

Rohstoffaktie Nummer fünf: Gem Diamonds Ltd. (WKN: A0MK5R, 2,455 Euro, 1,90 britische Pfund)

Als Produzent von Diamanten stammt mit Gem Diamonds der fünfte Titel aus einem anderen Rohstoffsegment als die anderen vier bereits vorgestellten Werte. Bei Diamanten handelt es sich um ein Geschäft, das von vielen Marktbeobachtern gute Zukunftsperspektiven bescheinigt bekommt. So soll beispielsweise laut einer Studie von Rio Tinto auch dank einer steigenden Nachfrage aus Asien bereits 2017 die weltweite Nachfrage nach Schmuckdiamanten die Produktion deutlich übersteigen. Von Seiten des weltweit drittgrößten Diamantenproduzenten Rio Tinto wird zudem ergänzt, dass in den nächsten zehn Jahren die Nachfrage jedes Jahr um sechs Prozent zunehmen dürfte. Zu beachten ist außerdem, dass seit Jahren keine großen Diamantenvorkommen mehr entdeckt worden sind.

Im ersten Halbjahr 2014 stiegen die Preise für Rohdiamanten der großen Produzenten vor diesem Hintergrund im Schnitt um sieben Prozent. Auch Gem Diamonds erzielte für die in der Letseng Mine im afrikanischen Lesotho geförderten Diamanten im ersten Quartal signifikant höhere Verkaufspreise. Außerdem wurden dort im Januar außergewöhnlich große Steine gefunden. Eine Erfolgsserie, die mit der eben erfolgten Bekanntgabe einer deutlich erhöhten Ressourcen- und Reserven-Schätzung eine Verlängerung gefunden hat.

Der Kurs hat darauf bereits mit einem Satz nach oben reagiert, doch mittelfristig dürfte die Notiz noch mehr Luft nach oben haben. Insbesondere dann, wenn es mit der Inbetriebnahme der Ghaghoo-Diamanten-Mine in Botswana wie geplant vorwärts gehen sollte. Die Citigroup rechnet jedenfalls mit deutlichen Gewinnsteigerungen in den kommenden Jahren und das KGV für 2010 wird dadurch im einstelligen Bereich gesehen. Eine interessante Ausgangslage für jene Investoren, welche die erhöhten Risiken nicht scheuen, die auch mit dem Produktionsstandort Afrika einhergehen.