Die Windenergiebranche gehört seit Jahren zu den am stärksten wachsenden Sektoren im Bereich der erneuerbaren Energien. Nach Berechnungen des Global Wind Energy Council waren per Ende vergangenen Jahres weltweit gut 432 Gigawatt (GW) durch Windenergie installiert - ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zu 2014. Das entspricht der Leistung von etwa 336 Kohlekraftwerken. Während die Branche in Europa im vergangenen Jahr mit zehn Prozent gewachsen ist, ging es in Nordamerika um 13,9 Prozent und in Asien sogar um 23,7 Prozent nach oben. Seit dem Jahr 2005 hat sich die weltweit installierte Leistung mehr als versiebenfacht.

Von dem rasanten Wachstum profitieren vor allem die großen Anbieter. Florierende Aufträge haben etwa dem dänischen Marktführer Vestas 2015 ein Umsatzplus von gut einem Fünftel auf 8,4 Milliarden Euro und einen Gewinnsprung um fast drei Viertel auf 685 Millionen Euro beschert. Konkurrent Gamesa hat den Umsatz um 23 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro gesteigert. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat die Nummer 4 der Branche mit 294 Millionen Euro den Vorjahreswert um 54 Prozent übertroffen. 2016 will Gamesa Windenergieprojekte mit einer Leistung von mehr als 3800 Megawatt (MW) errichten. Im vergangenen Jahr waren es 3180 MW. Zudem soll das Ebit auf mehr als 400 Millionen Euro klettern und sich die Ebit-Marge von 8,4 Prozent auf mindestens neun Prozent verbessern.

Im Visier von Siemens



Das starke Wachstum und die ehrgeizige Prognose wecken Begehrlichkeiten. Bereits Ende Januar wurde bekannt, dass der deutsche Industriekonzern Siemens an einer Übernahme der Spanier interessiert ist. Der Deal würde Sinn ergeben, schließlich sind die Münchner weltweit führend bei Windenergieanlagen auf hoher See (Offshore) und könnten mit Gamesa ihre Stellung bei Windkraftanlagen an Land (Onshore) ausbauen. Zudem würden sich die beiden Player geografisch gut ergänzen. Mit einem Jahresumsatz von mehr als neun Milliarden Euro würden die Deutschen und die Spanier gemeinsam zudem Vestas als Marktführer ablösen.

Klar ist, dass der Weg zur Übernahme für Siemens nur über den Gamesa-Großaktionär Iberdrola führt. Der Energiekonzern ist zwar abgabebereit, verlangt für seinen 20-Prozent-Anteil aber mehr, als Siemens bislang bezahlen will. Ein Ende der Verhandlungen ist zwar noch nicht abzusehen. Dennoch stehen die Chancen gut, dass sie sich am Ende für die Aktionäre auszahlen dürften. Gemessen am Umsatzmultiple hätte Gamesa verglichen mit Vestas noch rund 15 Prozent Luft nach oben. Dieses Potenzial können Anleger mit einem Turbo-Bull-Zertifikat der Commerzbank heben. Da der Hebel des Papiers von aktuell rund 3,2 auch umgekehrt wirkt, sollte der Kapitaleinsatz nicht zu hoch gewählt werden. Denn im Fall eines Scheiterns der Übernahme dürfte die Gamesa-Aktie zumindest kurzfristig mit empfindlichen Kursverlusten reagieren.