Dem Unternehmen Gazprom zufolge liefert Russland weiterhin Erdgas durch die Transitleitungen in der Ukraine nach Europa, so die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Die Auslastung würde ungeachtet des Kriegs auf hohem Niveau bleiben. Das dürfte auch nötig sein. Denn im vergangenen Jahr waren die Gasspeicher in Deutschland schlecht gefüllt. Gazprom könnte zwar von gestiegenen Preisen profitieren, Russland-Aktien sind momentan aber ein heißes Eisen.

Entwicklungen bei Gazprom und Einschätzung


Der Staatskonzern besitzt über ein Viertel der weltweit gesicherten Erdgasvorkommen, wird derzeit aber vom russischen Angriff auf die Ukraine stark belastet. So liegt etwa das wichtige Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 vorerst auf Eis. Zudem dürfte Deutschland in Folge der Entwicklungen unabhängiger von russischer Energie werden. Die Bundesrepublik könnte Frackinggas aus Nordamerika oder Gas aus Golfstaaten importiert werden.

Ein radikaler Importstopp russischer Energie könnte aber eine Wirtschaftskrise zur Folge haben. "Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass ein kurzfristiger Lieferstopp eine Wirtschaftskrise verursacht, bei der das Bruttoinlandsprodukt ähnlich stark einbrechen könnte wie in der Corona-Krise 2020", so die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf eine Studie des Wirtschaftsministeriums.

Die Sanktionen der Europäischen Union und den westlichen Verbündeten treffen nicht ausschließlich die russischen Konzerne. Auch Privatpersonen haben mit den Folgen umzugehen. Wie die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag mitteilte, hat die britische Regierung Sanktionen gegen russische Superreiche und Vertraute vom russischen Präsidenten Wladimir Putin beschlossen. Unter den betroffenen Personen befindet sich auch Gazprom-Chef Alexej Miller. Das Vermögen von ihm und weiteren Oligarchen soll in Großbritannien eingefroren werden. Zudem werde ein Einreiseverbot verhängt.

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine haben Anleger die Aktie massiv aus ihren Depots geworfen. Im vergangenen Monat verlor das Papier über 60 Prozent seines Werts. Der Handel von russischen Aktien wurde aufgrund der Verwerfungen am Markt daraufhin ausgesetzt. Wir sind aufgrund der Entwicklung in der Ukraine und dem damit einhergehenden Ausverkauf bei Russland-Aktien vorsichtig. Ein Einstieg drängt sich auch nach dem auch nach den vergangenen Rücksetzern nicht auf.

Gazprom wird als ADR gehandelt


Der Anteilsschein von Gazprom wird hierzulande als sogenannte ADR (American Depository Receipts) gehandelt. Die ADRs können an der Börse stellvertretend für eine Aktie gehandelt werden. Es ist ein Hinterlegungsschein, welcher von amerikanischen Kreditinstituten ausgestellt wird, die den zugrunde liegenden Wert verwahren. So werden die ADRs meist stellvertretend für eine ausländische Aktie gehandelt. Wie Gazprom erklärt, wurde der Hinterlegungsschein von der amerikanischen Depotbank Bank of New York Mellon ausgegeben. Er weist ein Eigentumsrecht an der Aktien nach. Der Kauf einer ADR entspricht zwei Gazprom-Aktien. In Deutschland können Gazprom Adrs etwa in Berlin und Frankfurt gehandelt werden.

lb/rtr/dpa-AFX