Covestro hat als einziger deutscher Chemiekonzern seine Jahresziele bestätigt. Ausblick für die Aktie ist trotzdem düster.

Der Kunststoffkonzern Covestro hat angesichts eingetrübter Konjunktur und schwacher Nachfrage im zweiten Quartal einen operativen Gewinneinbruch um 30 Prozent auf 385 Millionen Euro verbucht. Der Umsatz ging um ein Fünftel auf 3,7 Milliarden Euro zurück.

Im Gegensatz zu anderen großen deutschen Chemiekonzernen – Lanxess, Evonik, BASF und Wacker – bestätigte Covestro aber seine Jahresprognose eines operativen Gewinns in der Bandbreite von 1,1 bis 1,6 (Vorjahr: 1,6) Milliarden Euro. Das Ergebnis soll aber eher am unteren Ende der Spanne liegen. Dass der Konzern die Jahresprognose nicht nach unten korrigieren musste, liegt auch daran, dass die gewählte Bandbreite sehr weit war und ein Ergebnis am unteren Ende dieser Spanne ohnehin einen Ergebniseinbruch bedeutet.

"Wir sind der erste Dominostein, der wackelt"

Finanzchef Thomas Toepfer geht unterdessen nicht davon aus, dass sich die konjunkturelle Lage im Jahresverlauf noch bessert. Die Nachfrage nach Produkten der chemischen Industrie ist derzeit gering – ein Indiz für die gesamtwirtschaftliche Lage, und was auf andere Industriekonzerne noch zukommen könnte. Über 90 Prozent aller Industrieerzeugnisse basieren auf Basischemie-Produkten. „Wir sind der erste Dominostein, der wackelt“, beschreibt Covestro-Chef Markus Steilemann die Lage der Chemieindustrie. „Wenn es uns am Anfang der Wertschöpfungskette schlecht geht, trifft es bald auch andere.“ Steilemann ist auch Präsident des deutschen Chemie-Branchenverbands VCI.

Zu den Übernahmespekulationen um den Kunststoffkonzern äußerte sich Covestro unterdessen nicht. Der an einer Übernahme interessierte staatliche Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi soll seine informelle Offerte zuletzt von 55 auf 57 Euro je Aktie aufgestockt haben, war damit aber bei Covestro abgeblitzt. Analysten halten ein Gebot von 60 Euro mindestens für nötig, damit Gespräche aufgenommen werden.

Aktie dreht ins Plus. Analyst: "Auf den ersten Blick besser als erwartet. Auf den zweiten Blick noch besser."

An der Börse lag die Covestro-Aktie am Dienstag in einem negativen Umfeld bis zu 1,5 Prozent im Plus. Analysten waren sich nicht einig, ob die Zahlen nun besser oder schlechter als erwartet waren. UBS sieht das neue Gewinnziel im unteren Bereich der Zielspanne etwa 20 Prozent unter den bisherigen Erwartungen der Analysten. Baader-Bank-Analyst Markus Mayer kamen die Ergebnisse dagegen "auf den ersten Blick etwas besser vor als gedacht".  "Auf den zweiten Blick erscheint die Qualität der Ergebnisse sogar deutlich besser", so Mayer.  JP Morgan wiederum registrierte schwache Signale für das zweite Halbjahr. 

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