Kilometerlange Lkw-Staus am Fährhafen in Dover, Flugausfälle in London Heathrow und Produktionsstillstand in den Industriezentren Europas: Ein solches Szenario ist möglich, wenn Großbritannien am 30. März 2019 die EU verlässt. Obwohl sich Premierministerin Theresa May mit Brüssel und ihrem Kabinett auf einen Vertrag verständigt hat, ist der geordnete Brexit alles andere als sicher. Vor der auf den 10. Dezember terminierten Abstimmung im britischen Unterhaus formieren sich die Gegner der Regierungschefin.

Während das drohende Brexit-Chaos Europas Aktienmärkte seit Monaten ausbremst, profitiert die Krisenwährung schlechthin bisher kaum von der brisanten Gemengelage. Mit rund 1220 US-Dollar notiert die Feinunze Gold mehr als sechs Prozent unter dem Niveau von Ende 2017.

Um zu erkennen, wo Investoren stattdessen einen sicheren Hafen sehen, genügt ein Blick auf den US-Dollar-Index. Dieser Gradmesser zeigt die Entwicklung des Greenbacks in Relation zu sechs anderen Hauptwährungen. Im bisherigen Jahresverlauf legte die Benchmark mit dem Kürzel "DXY" um knapp fünf Prozent zu.

US-Notenbank unter Druck



Angesichts der Zinsentwicklung ist die Begeisterung für den Greenback nachvollziehbar. Mit 3,10 Prozent werfen zehnjährige US-Staatsanleihen rund 80 Basispunkt mehr ab als vor einem Jahr. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) treibt mit ihren Zinserhöhungen nicht nur die Renditen nach oben. Gleichzeitig raubt sie der Anlageform Gold den Glanz, da das Edelmetall selbst keine laufenden Erträge abwirft. Und doch könnte der Zeitpunkt für einen Einstieg in die Krisenwährung gerade wegen der Entwicklung in den USA günstig sein.

Der schärfste Kritiker der Geldpolitik sitzt im Oval Office. "Ich denke, die Fed ist außer Kontrolle. Was sie tut, ist falsch" - diese Aussage ist nur ein Beispiel für Donald Trumps Tiraden von in Richtung Notenbank. Noch zeigen sich die Währungshüter unbeeindruckt. Fed-Präsident Jerome Powell könnte am 11. Dezember die vierte Zinserhöhung in diesem Jahr verkünden. Sicher ist dieser Beschluss jedoch genauso wenig wie die für 2019 in Aussicht gestellten weiteren Schritte nach oben. Eine Abkühlung der US-Wirtschaft könnte bei der Fed rasch für ein Umdenken sorgen.

Argumente für ein solches Szenario gibt es genügend, vor allem hängt der von Trump angezettelte Handelsstreit mit China wie ein Damoklesschwert über dem boomenden Amerika. Ungeachtet dessen dürften die positive Effekte aus der jüngsten Steuerreform über kurz oder lang verpuffen. Mit der Einlösung dieses Wahlversprechens sorgte Trump dafür, dass sich der ohnehin schon rekordhohe Schuldenberg der Vereinigten Staaten (siehe "Auf einen Blick", Seite 2) weiter auftürmt.

Bei den internationalen Notenbanken nehmen die Zweifel an der Weltleitwährung offenbar zu. Laut Daten des World Gold Council (WGC) haben sie im dritten Quartal zusammen unterm Strich 148,4 Tonnen Gold gekauft - der höchste Wert seit Ende 2015 (siehe "Auf einen Blick"). Vor allem die Emerging Markets stocken ihre Bestände auf. Sie reduzieren damit die Abhängigkeit vom Dollar und stellen ihre Devisenreserven breiter auf. Die Streuung des Kapitals ist auch für Privatanleger ein zentrales Argument, Gold in ein Portfolio aufzunehmen.

Diversifikation, Krisenschutz, Preisspekulation: Von diesen Motiven hängt es ab, wie Anleger sich dem gelbem Metall nähern sollten. Wer sich gegen Verwerfungen an den Märkten wappnen und im Extremfall über eine Ersatzwährung verfügen möchte, sollte zum physischen Metall greifen. Gerade für diese Gruppe ist der Edelmetallhändler-Test 2018 interessant. Auf Seite 5 lesen Sie, wie sich die Dienstleister bei der vom Schwesterblatt €uro am Sonntag in Auftrag gegebenen Analyse geschlagen haben.

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Vier Wege, ein Ziel: Anlageprodukte auf Gold



Große Auswahl an Anlageprodukten



Ungeachtet der Händlerwahl bringt "echtes" Gold die Problematik der Aufbewahrung mit sich. Daher sollten Investoren, die auf steigende Preise setzen oder eine Diversifikationsstrategie verfolgen, zu derivativen Wertpapieren greifen. Seit jeher zählt Gold zum Basiswertfundus der Zertifikatebranche. Die Tabelle unten enthält einen Tracker von HVB onemarkets, der die Preisentwicklung der Feinunze im Bezugsverhältnis 100 : 1 abbildet. Wichtig: Mit dem Zertifikat holen sich Anleger ein Emittentenrisiko in das Portfolio.

Gleiches gilt grundsätzlich für Exchange Trade Commodities, kurz ETCs. Allerdings erfolgt hier eine Besicherung mit physischem Gold - Halter können in den meisten Fällen auf die Auslieferung des Metalls pochen.

Xetra-Gold ragt heraus. Aktuell lagert die Frankfurter Börse in ihren Tresoren für Halter dieses Produkts 180 Tonnen Gold. "Anleger zahlen weder Ausgabeaufschlag noch Managementgebühren wie für andere Wertpapiere, die mit physischem Gold hinterlegt sind", schreibt die Deutsche Börse in ihrer Broschüre. Erst am Ende des Dokuments weist sie darauf hin, dass den Banken, deren Kunden in Xetra-Gold investiert sind, pro Monat 0,025 Prozent der Bestände als Lagerkosten in Rechnung gestellt werden. Mittlerweile geben mehrere Institute diesen Obolus an die Depotinhaber weiter.

Bei einer Blitzumfrage von BÖRSE ONLINE haben Comdirect, Consorsbank und S-Broker diese Praxis bestätigt. Der Transparenz wäre gedient, wenn die Deutsche Börse die für die Lagerung inklusive Mehrwertsteuer pro Jahr anfallenden 0,36 Prozent als Gesamtkostensatz ausweisen würde.

Währungsabsicherung möglich



Es gibt durchaus gute Alternativen. So fällt für das direkte Konkurrenzprodukt Euwax Gold keine laufende Gebühr an. Im Herbst 2017 hat die Stuttgarter Börse eine zweite Variante ihres ETCs aufgelegt. Euwax Gold II zielt auf die steuerliche Gleichsetzung mit dem Besitz von physischem Gold ab. "Hier sind Veräußerungsgewinne nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei", erklären die Stuttgarter.

Egal ob Zertifikat oder ETC: Auf Euro lautende Produkte sind einem Wechselkursrisiko ausgesetzt. Sollte der Dollar in Relation zur Einheitswährung nachgeben, würde darunter die Performance aus einem möglichen Goldpreisanstieg leiden.

Mit einer Währungsabsicherung, wie sie etwa Xtrackers in einen ETC (siehe Tabelle) integriert hat, lässt sich diese Gefahr ausklammern. Natürlich greift der Quanto-Mechanismus auch, sobald der Euro unter Druck steht. Vor allem die lasche Haushaltspolitik in Italien spricht für ein derartiges Szenario - und liefert gleichzeitig ein weiteres Argument für die Positionierung in Gold.



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Palladium - dank Dieselskandal zum Outperformer



Silber, Platin und Palladium werden häufig als Edelmetalle aus der zweiten Reihe bezeichnet. In gewisser Weise hinkt diese Zuordnung. Denn während bei Gold die Minenproduktion größtenteils für Schmuck und zu Anlagezwecken Verwendung findet, zeigen die "kleinen Geschwister" einen eher industriellen Charakter. Insofern überrascht es nicht, dass Silber im bisherigen Jahresverlauf rund 15 Prozent an Wert verlor. Ähnlich wie bei Kupfer oder Aluminium lasten die eingetrübten Konjunkturaussichten auf dem Preis des hauptsächlich in Elektronikprodukten verbauten Metalls.

An Palladium geht die makroökonomische Großwetterlage vorbei. Eine Feinunze hat sich 2018 bis dato um nahezu ein Fünftel verteuert. Zuletzt erreichte Palladium mit 1185,40 US-Dollar ein Allzeithoch. Gleichzeitig schrumpfte der Abschlag zum wichtigsten Edelmetall auf rund 35 Dollar - der niedrigste Wert seit Ende 2002.

Die Palladiumrally steht in einem direkten Zusammenhang mit der Verwendung: Rund 80 Prozent der Nachfrage kommt aus der Automobilindustrie. Hier wird das Metall vor allem bei Benzinern zur Abgasreinigung verwendet. "Aufgrund verschärfter Emissionsvorschriften steigt der Palladiumgehalt in den Katalysatoren", erklärt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Insofern könnte der Bedarf selbst bei stagnierenden Pkw-Absätzen weiter zunehmen.

Ein Übriges tut der Dieselskandal - die Probleme bei dieser Antriebsart haben in Europa zu einem Umdenken in Richtung Benziner geführt. Gleichwohl hält Weinberg den jüngsten Preisanstieg für übertrieben. "Die Wolken über dem Automarkt werden immer dunkler", erklärt der Experte und verweist auf schwache Verkaufszahlen in Europa und China. Obwohl das Reich der Mitte auf den ersten Absatzrückgang seit mehr als 20 Jahren zusteuern könnte, habe Peking Pläne für Steuererleichterungen bei Autokäufen auf Eis gelegt.

Vor diesem Hintergrund rechnet der Commerzbank-Analyst bei Palladium mit einer Preiskorrektur.



Auf Seite 5: Edelmetallhändler-Test 2018





Edelmetallhändler-Test 2018: Wachablösung nach fünf Jahren



Gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut hat der Finanzen Verlag die besten Handelshäuser für den Kauf und Verkauf von Gold und Silber ermittelt. Wo Anleger gute Angebote finden, was sie außerdem beachten sollten.

Paukenschlag beim großen Edelmetallhändler-Test, den der Finanzen Verlag alljährlich in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) durchführt: Seriensieger Degussa Goldhandel landete nur noch auf Rang 2. Nach fünf Jahren in Folge musste das Unternehmen den Siegerplatz räumen. Neuer Spitzenreiter und damit Edelmetallhändler des Jahres ist GoldSilberShop.de.

Wer Edelmetalle physisch erwirbt und nicht nur Wertpapiere kauft, die den Preisen folgen, sucht Sicherheit und will nicht nur auf einen Preisanstieg spekulieren. Trotzdem möchte natürlich niemand zu viel bezahlen. Im Edelmetallhändler-Test 2018 nahmen die Marktforscher elf Handelshäuser genauestens unter die Lupe. Untersucht wurden wie in den Vorjahren die Preise, das Sortiment, die Sicherheit und der Kundenservice.

Die Basis für den Sieg legte GoldSilber-Shop.de mit der Spitzenplatzierung in der Kategorie "Konditionen". Das DKI verglich sowohl die Preise der angebotenen Edelmetalle als auch die Auf- oder Abschläge gegenüber dem Marktpreis beim Ankauf. Als Maßstab dienten ein Goldbarren und eine Krügerrand-Münze mit je einer Unze Gewicht sowie ein 100-Gramm-Silberbarren. "Zudem wurden zusätzliche Kosten, die dem Kunden beim An- und Verkauf von Edelmetallen entstehen können, bewertet", erklärt Sandra Stetten, Projektleiterin beim DKI. Der Sieger überzeugte vor allem beim Barren und beim Krügerrand. Beides konnten Anleger dort am günstigsten erwerben.

Keine Ausrutscher beim Handel



Sehr ordentlich präsentierten sich alle Anbieter in der Kategorie "Handel". In diesem Segment behauptete Degussa Goldhandel mit großem Abstand die Spitzenposition. Bewertet wurde der Leistungs- und Produktumfang der Edelmetallhändler. Neben der Sortimentsbreite, also dem Umfang angebotener Edelmetalle, flossen die Sortimentstiefe (Anzahl der Produkte je Edelmetallart) und die Ankaufsmöglichkeiten in die Beurteilung ein.

Auch beim Thema "Transparenz und Sicherheit" schnitt Degussa Goldhandel am besten ab. Geprüft wurde in dieser Kategorie, inwieweit Informationen zu Kauf, Verkauf und auch zum Unternehmen selbst transparent zur Verfügung gestellt werden. Untersucht wurde zudem, wie sicher und vertrauenswürdig der Handel über den jeweiligen Anbieter ist.

CoinInvest am freundlichsten



Beim Prüfungspunkt "Kundenservice" errang CoinInvest den ersten Platz. Besonders die Telefonberatung wird vom DKI gelobt. "Die Hotline-Mitarbeiter von CoinInvest wurden von den Testern im Durchschnitt sowohl als am freundlichsten als auch am kompetentesten empfunden", sagt Stetten. Neben der Qualität des telefonischen Service wurde die Kontaktaufnahme über E-Mail und Facebook bewertet. Ferner wurde untersucht, welche Serviceangebote, Lieferzeiten und Zahlungsmöglichkeiten die Händler bieten.

Als fünfte Kategorie untersuchte das DKI den Altgoldankauf. Dieser floss allerdings nicht in die Gesamtwertung mit ein, da nicht alle Anbieter in diesem Segment tätig sind. Degussa Goldhandel überzeugte die Tester beim Ankauf von Schmuck, Zahngold und Tafelsilber am meisten.

Der Test zeigt, dass Anleger auf ein breites und weitgehend erfreuliches Angebot zurückgreifen können. Schlechteste Gesamtnote war ein "befriedigend", das zweimal vergeben wurde. Ein echter Fehlgriff kann Käufern also nicht unterlaufen, wenn sie sich zwischen den betrachteten Händlern entscheiden.









So wurde getestet: Elf Anbieter wurden in fünf Kategorien bewertet. "Preise & Konditionen" sowie "Sicherheit & Transparenz" trugen jeweils 30 Prozent zur Gesamtnote bei, "Handel" und "Kundenservice" jeweils 20 Prozent. Der Ankauf von Altgold floss nicht mit ein.