Im wöchentlichen Rhythmus erfahren die Akteure an den Goldmärkten, wie sich die Marktstimmung unter den kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert hat. In der Woche zum 9. August sind große wie kleine Terminspekulanten zum zweiten Mal in Folge skeptischer geworden. Auch bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) war ein erneuter Rückgang registriert worden. Im Vergleich zur Vorwoche ging es von 582.211 auf 575.399 Kontrakte (-1,2 Prozent) bergab.

Sowohl große als auch kleine Terminspekulanten haben vor allem ihr Long-Exposure reduziert, Kleinspekulanten haben zudem ihre Short-Seite massiv erhöht. Per Saldo führte dies zu einer rückläufigen Netto-Long-Position. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure schlug sich dies in einem Minus von 324.027 auf 312.941 Futures (-3,4 Prozent) nieder. Bei den Großspekulanten reduzierte sich die Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 294.183 auf 286.447 Futures (-2,6 Prozent), während unter den Kleinspekulanten der Optimismus deutlich stärker nachgelassen hat. Deren Netto-Long-Position reduzierte sich nämlich im Berichtszeitraum von 29.844 auf 26.494 Kontrakte (-11,2 Prozent) - von einem nachhaltigen Stimmungswechsel unter den spekulativen Marktakteure kann trotz der jüngsten Entwicklung aber noch nicht gesprochen werden.

Einen echten Trend lässt das gelbe Edelmetall derzeit eher vermissen. Es hält sich zwar komfortabel über der Marke von 1.300 Dollar, macht aber nach oben derzeit keine Ambitionen. Dies dürfte auch an den markanten Abflüssen im ETF-Sektor liegen. Allein beim weltgrößten Gold-ETF waren in der vergangenen Woche Abflüsse von 980,34 auf 960,45 Tonnen (-2,0 Prozent) registriert worden. Für das erste Halbjahr meldete der World Gold Council in der vergangenen Woche einen neuen Rekordwert. Weltweit flossen fast 580 Tonnen in ETFs, mehr als während der Finanzkrise 2008.

Auf Seite 2: Gold - weniger riskant als Aktien? Ein guter und anerkannter Maßstab für Risiko ist bekanntlich die mathematische Kennzahl Volatilität. Diese kann auf Basis historischer Kurse oder unter Berücksichtigung von Optionspreisen ermittelt werden. Im ersten Fall wird von historischer und im zweiten Fall von erwarteter (impliziter) Volatilität gesprochen. Beide Formen zeigen derzeit auf, dass ein Investment in Gold mit Blick auf die jeweilige Kennzahl auf keinen Fall als sonderlich riskant einzustufen ist, schließlich weist so mancher Aktienindex - trotz der Diversifikation auf viele Aktien - eine mit dem "Einzelgänger Gold" vergleichbare Volatilität auf. Wer beispielsweise in den Russell-2000-Index investiert, der sich aus immerhin 2.000 US-Nebenwerten zusammensetzt - geht ein mit einem Goldinvestment vergleichbares Risiko ein.

Auf Basis der vergangenen 250 Tage kommt der Goldpreis derzeit auf eine historische Volatilität von 16,3 Prozent. Bei der erwarteten Volatilität wird ein ähnlicher Wert angezeigt. Die US-Terminbörse Chicago Board Options Exchange (CBOE) hat nämlich einen Volatilitätsindex konzipiert, dem die Optionspreise diverser Gold-ETFs zugrunde liegen. Dieser Volatilitätsindex auf Gold notiert aktuell bei 15,0 Prozent, während sein Pendant auf den Russell-2000-Index auf 15,6 Prozent kommt. Selbst der CBOE-Volatilitätsindex auf den NASDAQ (14,0 Prozent) kann für sich unter Risikoaspekten keinen nennenswerten Vorteil gegenüber Gold beanspruchen. Dem immer wieder zu hörenden Argument, dass Gold zu riskant sei, sollte stets mit Skepsis begegnet werden. Fundamentale Faktoren und mathematische Kennzahlen lassen eine solche Behauptung in der heutigen Zeit eher als subjektive Wahrnehmung denn objektiv gerechtfertigt erscheinen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.