Nach oben tendierte auch das allgemeine Interesse an Gold-Futures. In der Woche zum 6. August kletterte die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 563.300 auf 600.300 Kontrakte (+6,6 Prozent). Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war auf Wochensicht ein neues Dreijahreshoch markiert worden. Es stellte sich nämlich ein markanter Anstieg von 288.000 auf 324.300 Kontrakte (+12,6 Prozent) ein. Während große Terminspekulanten (Non-Commercials) zum vierten Mal in Folge optimistischer geworden sind, wuchs unter kleinen Terminspekulanten (Non-Reportables) zum dritten Mal die Skepsis.

Großspekulanten waren letztmals im August 2016 optimistischer als heute. Diesmal haben sie ihr Long-Engagement um über 38.300 Kontrakte aufgestockt und ihr Short-Exposure um 200 Futures nach oben gefahren. Dies führte bei der Netto-Long-Position zu einem Sprung von 254.400 auf 292.500 Futures (+15,0 Prozent). Kleine Terminspekulanten sind hingegen erneut skeptischer geworden. Innerhalb einer Woche hat sich deren Netto-Long-Position von 33.600 auf 31.800 Kontrakte (-5,4 Prozent) reduziert. Durch den starken Optimismus der spekulativen Marktakteure wächst natürlich die Gefahr von Gewinnmitnahmen, schließlich gelten sie nicht gerade als langfristig orientierte Investoren. Unter fundamentalen Aspekten überwiegen derzeit aber eindeutig die Kaufargumente. Der immer wahrscheinlicher werdende No-Deal-Brexit und der ungelöste Handelskonflikt zwischen China und den USA, dürfte die Notenbanken zu einem Öffnen der Geldschleusen animieren - und deshalb dürfte das gelbe Edelmetall weiterhin als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz glänzen.

Gold: Marke von 1.500 Dollar überwunden


Den jüngsten Kursschub nach oben verdankte der Goldpreis vor allem der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. Auf die Ankündigung neuer US-Sonderzölle in Höhe von 10 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar reagierten die Chinesen mit der Aussetzung sämtlicher Käufe US-amerikanischer Agrargüter. Außerdem kostete der Dollar in der vergangenen Woche erstmals mehr als sieben Yuan. Daraufhin bezichtigte die US-Regierung die Chinesen der Währungsmanipulation. Nun befürchten die Finanzmarktakteure eine weitere Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums. Analysten von Morgan Stanley halten eine globale Schwächephase bereits Mitte 2020 für möglich. Noch scheint sich diese Ansicht nicht durchgesetzt zu haben - aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden. Wichtig zu wissen: In Rezessionsphasen entwickelt sich der Goldpreis häufig positiv, weil viele Anleger dann in sichere Häfen wie Staatsanleihen und Gold flüchten.

Aus charttechnischer Sicht stehen beim Goldpreis die Ampeln weiterhin auf "Grün". Für gute Laune sorgt vor allem der Ausbruch aus dem mehrjährigen Seitwärtstrendkanal. Oberhalb von 1.500 Dollar verläuft nun eine leichte Widerstandszone. Die nächste markante charttechnische Hürde verläuft im Bereich von 1.600 Dollar - so hoch notierte der Goldpreis letztmals Anfang 2013. Positiv anzumerken ist auch die Tatsache, dass die langfristige 200-Tage-Linie einen eindrucksvollen Turnaround nach oben vollzogen hat. Chartorientierte Investoren interpretieren dies als starkes Trendwechselsignal. Ein bisschen Vorsicht scheint aber durchaus angebracht zu sein, schließlich bewegt sich der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) nur knapp unter der Marke von 70 Prozent. Werte darüber werden als überkaufte Lage interpretiert. Zur Beruhigung: Ein solches RSI-Verkaufssignal erwies sich Ende Juli als klares Fehlsignal ("Bärenfalle"). Sollte es zu einer technischen Korrektur kommen, könnte man diese bis in den Bereich von 1.380 Dollar als "gesund" bezeichnen.