Eine Bestandsaufnahme



Sollten Anleger lieber Growth- oder Value- Aktien kaufen? Also Aktien, die besonders große Wachstumschancen bieten oder solche, die besonders günstig bewertet sind. Die Bilanz der vergangenen 40 Jahre spricht für Value-Aktien. Seit dem Jahr 2010 waren Growth-Titel jedoch erfolgreicher. So entwickelte sich der JPM Europe Strategic Growth Fund seit 2010 deutlich besser als der JPM Europe Strategic Value Fund. Für beide Fonds ist Michael Barakos zuständig - Anlagechef für europäische Aktien bei JP Morgan Asset Management. Auffällig: Bei seinen Top-Ten-Werten hält Barakos keine Aktie, die in beiden Fonds auftaucht. Auch bei den Sektoren macht er Unterschiede. So gewichtet er Finanzwerte im Value-Produkt mit 41 Prozent besonders hoch, im Growth- Produkt nur mit 17 Prozent. Dafür spielen Gesundheits- und defensive Konsum-Aktien im Value-Fonds kaum eine Rolle, während sie im Growth-Fonds 16 und 13 Prozent vom Portfolio ausmachen. Weitere Unterschiede: Die Aktien im Value-Fonds sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,7 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4 deutlich günstiger als im Growth-Fonds, der hier Werte von 17,8 und 4,3 aufweist.

Wann laufen Value-Fonds gut?



Anleger können hier auf den Bondmarkt schauen. "Wenn die Zinsstrukturkurve steiler wird, entwickeln sich Value-Aktien meist besser als Growth-Aktien", erklärt Karsten Stroh, Exoperte für europäische Aktienfonds bei JP Morgan Asset Management in Frankfurt. Grund: Die Bewertungen von Growth- Aktien preisen ein hohes zukünftiges Wachstum ein. Bei steigenden Langfristzinsen müssen ihre künftigen Erträge daher stärker abdiskontiert werden als bei Value-Aktien. Im europäischen Value-Fonds setzt Barakos derzeit stark auf zyklische Aktien. Sie hat er mit 16 Prozent übergewichtet. Hintergrund: Diese Werte entwickeln sich gut, wenn sich die Stimmung der Unternehmen und Verbraucher verbessert und die Zentralbank die Märkte mit einer expansiven Geldpolitik unterstützt. Daher liefen zyklische Value-Aktien im Jahr 2009 zum Beispiel deutlich besser als Growth-Aktien.

Wann laufen Growth-Fonds gut?



Analog zu Value-Aktien gilt hier: Wird die Zinskurve flacher, spricht dies eher für Growth- Aktien. "So lange die QE-Politik der Notenbanken die langfristigen Bondrenditen drückt, bleibt das Umfeld für Growth-Anleger deshalb günstig", sagt Stroh. Auch bei niedrigen Kursschwankungen laufen Growth-Aktien meist besser als Value-Titel. In sehr volatilen Phasen können Growth-Aktien aber underperformen. Das war etwa im Jahr 2011 der Fall. "Im Jahr 2012 haben wir den Faktor Qualität daher zu unserer Growth-Defintion hinzugefügt", sagt Stroh. Das habe das Rendite- Risiko-Profil des europäischen Growth- Fonds verbessert.

Gute Growth- und Value-Fonds



Die Growth-Produkte von Allianz Global Investors, Comgest, JP Morgan Asset Management und Jupiter zählen seit Jahren zu den besten europäischen Aktienfonds. Auch den entsprechenden Growth-ETF von Amundi übertrafen sie in den vergangenen fünf Jahren deutlich. Die besten europäischen Value-Fonds kamen seit September 2010 von BlackRock (BGF), DNCA und J O Hambro (JOHCM) und schnitten nicht viel schlechter aber als die besten Growth- Fonds - allerdings besser als der Amundi ETF MSCI Europe Growth. In diesem Jahr ist das Bild in Europa gemischter, Growth- Fonds liegen im Schnitt nur leicht vor den Value-Fonds.

rf