An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Hannover-Rück-Aktie gewann am Donnerstagmorgen 2,39 Prozent und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDAX. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um rund zehn Prozent zugelegt.

Im zweiten Quartal verdiente die Hannover Rück rund 282 Millionen Euro und damit gut vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hannover mitteilte. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet. Die Beitragseinnahmen stiegen um vier Prozent auf gut 4,6 Milliarden Euro. Im Schaden- und Unfall-Geschäft blieb ein größerer Anteil als Gewinn hängen: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 97,4 auf 95,6 Prozent.

Ein Grund dafür sind die geringen Katastrophenschäden. Von dem Großschadenbudget in Höhe von 825 Millionen Euro, das der Vorstand für 2018 veranschlagt hat, sind nach der ersten Jahreshälfte erst 93 Millionen Euro verbraucht. Den Rest des Puffers hat die Hannover Rück zudem nicht als Gewinn verbucht, sondern in das zweite Halbjahr übertragen, in dem wegen der Hurrikan-Saison in den USA und der Karibik hohe Schäden drohen könnten.

Vergangenes Jahr hatten die Hurrikane "Harvey, "Irma" und "Maria" dazu geführt, dass 2017 zum teuersten Naturkatastrophenjahr in der Geschichte der Versicherungsbranche wurde. Je nach Studie mussten die Assekuranzen mit etwa 135 Milliarden US-Dollar (116 Mrd Euro) für die Folgen von Naturereignissen geradestehen. Die Hannover Rück hatte ihre Belastungen mit dem Verkauf ihrer gesamten Aktienbestände aufgefangen, den eigentlich angepeilten Milliardengewinn aber verfehlt.

Dieser soll 2018 wieder gelingen. Im ersten Halbjahr hat der Konkurrent von Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) und Swiss Re bereits 555 Millionen Euro verdient. Allerdings muss der Rückversicherer in der zweiten Jahreshälfte Belastungen aus seinem US-Mortalitätsgeschäft wettmachen. Das Unternehmen hatte bei einigen Kunden die Preise erhöht, um das Geschäft nach anhaltenden Verlusten in die schwarzen Zahlen zu bringen. Einige Kunden wollten dies nicht akzeptieren und wollen jetzt aus dem Verträgen aussteigen.

Dadurch dürfte der Hannover Rück im zweiten Halbjahr eine Sonderbelastung von mehr als 264 Millionen US-Dollar (227 Mio Euro) vor Steuern entstehen, schätzt der Vorstand. Im Extremfall könnten es 500 bis 600 Millionen Dollar werden, sagte Finanzchef Vogel. Dennoch zeigte er sich darüber erfreut: "Dann werden die Ergebnisbelastungen aus dem US-Mortalitätsgeschäft in den folgenden Jahren entfallen, sodass wir von 2019 an Ergebnissteigerungen erwarten dürfen."

Etwas höhere Preise brachten auch die Vertragserneuerungen im Schaden- und Unfall-Geschäft im Juni und Juli. Das Preisniveau sei um knapp einen Prozent gestiegen, sagte Vogel. Ähnliches hatte am Mittwoch bereits die Munich Re berichtet. Die Hannover Rück baute ihr Vertragsvolumen dabei um 16 Prozent aus.

Unterdessen dürften sich die Aktionäre auf eine weitere Sonderdividende freuen. Der Vorstand fasse wie in den Vorjahren wieder eine Gesamtausschüttung von 5 Euro je Aktie ins Auge, sagte Vogel. Zugleich hob er die Ausschüttungsquote für die Basisdividende an. Statt 35 bis 40 Prozent sollen künftig 35 bis 45 Prozent des Nettogewinns standardmäßig an die Aktionäre gehen.

In den vergangenen drei Jahren hatte die Hannover Rück allerdings so viel Geld per Sonderdividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet, dass sie die Quoten jeweils ohnehin überschritten hatte. Die jetzige Anhebung sei daher kein Quantensprung, aber eine Bekenntnis für die Zukunft, stellte Vogel klar.

Vergleichsweise geringe Belastungen erwartet der Manager aus dem Zwischenfall bei dem Staudamm-Projekt Hidroituango in Kolumbien. Die Hannover Rück dürfte der Fall einen niedrigen zweistelligen Millionen-Betrag kosten, schätzt er. Bei dem Bauunfall im zweiten Quartal wäre der Damm fast gebrochen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) hat dafür bereits einen Schaden in dreistelliger Millionen-Höhe verbucht, der den Quartalsgewinn des Dax-Konzerns belastete./stw/jsl/fba