Die Hannover Rück legte im November gute Zahlen vor. "Wir befinden uns auf einem sehr gutem Weg, unser Gewinnziel von mindestens 950 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2016 zu erreichen," sagte Finanzchef Roland Vogel. In den ersten neun Monaten erzielte der Rückversicherer davon bereits 790 Millionen Euro. Wie 2015 ist die Milliarden-Marke in greifbarer Nähe - dazu dürfen aber in den Wochen bis zum Jahreswechsel keine hohen Belastungen mehr auftreten. Das MDax-Mitglied arbeitet zudem rentabler als noch im Vorjahr: Die Schaden-Kosten-Quote sank um 0,5 Prozent auf 95,0 Prozent. Das Verhältnis zwischen den eingenommenen Prämien und den Ausgaben für Schadenfälle ist demnach positiv - die Hannoveraner verdienen operativ Geld.

Niedrigzinsumfeld belastet



Die Versicherungsbranche leidet unter der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch für die Hannover Rück ist es derzeit schwer, ordentliche Renditen zu erwirtschaften: Am Kapitalmarkt fehlen rentable Anlagemöglichkeiten.

Der Rückversicherer legte sein Kapital in den vergangenen neun Monaten mit einem Gewinn von 1,15 Milliarden Euro an - und erwirtschaftete damit 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist die Hannover Rück zwar hinten dran, hat sich aber mit einer Rendite von drei Prozent dennoch gut gehalten. Diese erreichten die Niedersachsen, indem sie mehr Risiko eingingen: Die niedrigen Erträge durch Staatsanleihen kompensierten sie, indem sie mehr festverzinsliche Wertpapiere mit einem Rating von maximal BBB kauften. Die Hannover Rück glich gesunkene Renditen auf dem Kapitalmarkt auch durch gestiegene Erträge aus Dividenden und Immobilien aus.

Der Leitzins der EZB ist seit März auf dem Rekordtief von null Prozent. "Zinserhöhungen deuten sich noch lange nicht an," sagte der Chefvolkswirt der Nordea-Bank Holger Sandte nach der jüngsten EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag. In den USA ist eine Zinserhöhung am Mittwoch jedoch wahrscheinlich.

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Große Schäden blieben bislang aus



Das Budget für große Schäden in diesem Jahr ist noch nicht ausgeschöpft. Für das vierte Quartal stehen noch rund 430 Millionen Euro bereit. 100 Millionen Euro davon sind für Schäden durch Hurrikan "Matthew" verplant, der im Oktober über die US-Ostküste und Teile der Karibik zog. Für das Erdbeben in Italien veranschlagten die Niedersachsen rund 30 Millionen Euro.

Die ersten neun Monate des ablaufenden Jahres hatte die Hannover Rück großzügig kalkuliert. Ein Budget in Höhe von 621 Millionen Euro stellte der Rückversicherer bereit. Da im dritten Quartal bisher keine großen Schäden aufgetreten sind, wurden davon nur 393 Millionen Euro gebraucht. Damit steht ein großer Puffer bereit.

Mehr Konkurrenz



Der zunehmende Preisdruck macht der Hannover Rück ebenfalls zu schaffen. Hedgefonds, Pensionskassen und auch Erstversicherer bieten mittlerweile Rückversicherungsprodukte an. Dadurch verschärft sich der Wettbewerb um die Kunden - die Niedersachsen müssen die Preise senken. Dieser Druck belaste die Profitabilität des Unternehmens, schrieb Credit Suisse-Analyst Paris Hadjiantonis in einer Studie am Montag. So werde es für den Rückversicherer schwerer, zu wachsen.

Auf Seite 3: Empfehlung zur Aktie





Empfehlung zur Aktie



Die Hannover Rück Aktie stieg seit Anfang August um rund 15 Prozent auf über 100,00 Euro. Mitte Dezember 2015 notierte das Papier auf dem Jahreshoch von 109,50 Euro.

Die Aktie lockt mit einer hohen Dividende. Die Ausschüttung werde wohl bei 4,75 Euro pro Aktie liegen, davon 1,50 Euro als Sonderdividende, sagte der Finanzchef. Die Dividendenrendite beträgt 4,70 Prozent. HSBC-Analyst Thomas Fossard geht in einer am Montag erschienenen Studie davon aus, dass bis mindestens 2018 weiter mit Sonderdividenden zu rechnen sei.

Die Hannover-Rück-Aktie ist stark abhängig vom Zinsniveau. RBC Capital-Analyst Karam Hossain schrieb in einer Branchenstudie am vergangenen Mittwoch, der Versicherungssektor laufe in diesem Jahr erstmals seit fünf Jahren schlechter als der Gesamtmarkt. Er geht aber von steigenden Zinsen im kommenden Jahr aus, wodurch sich der Kurs der Niedersachsen überdurchschnittlich gut entwickeln werde.

Hadjiantonis betonte in seiner Analyse, die Hannover Rück habe von allen Versicherern eine der besten Renditen auf den freien Kapitalzufluss. Er bevorzuge die Aktie des MDax-Mitglieds in dieser Branche, da das Unternehmen hohe Kapitalreserven habe. Er sieht die Versicherungstitel aber - durch das Niedrigzinsumfeld bedingt - vorsichtig.

Bei 108,00 bis 110,00 Euro lauern charttechnische Widerstände vom jüngsten Allzeithoch. Fällt diese Hürde, ist der Weg nach oben frei.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 115,00 Euro
Stoppkurs: 99,21 Euro