HeidelbergCement will sich gegen die mächtige Konkurrenz durch den neuen Baustoffriesen Lafarge/Holcim mit ehrgeizigen Wachstumszielen behaupten. Bis 2019 sei ein Anstieg des operativen Gewinns auf mehr als vier Milliarden Euro nach 2,3 Milliarden Euro 2014 geplant, sagte Vorstandschef Bernd Scheifele am Mittwoch. "In den kommenden Jahren wollen wir unsere Stärke nutzen, um beschleunigt zu wachsen und den Unternehmenswert weiter zu steigern." Von großen Zukäufen will der Heidelberger Konzern, der sich mit einer Milliardenübernahme 2007 hohe Schulden aufgeladen hatte, absehen.

Von der Geschäftsentwicklung profitieren sollen vor allem die Aktionäre - über eine kontinuierlich steigende Dividende stellte Scheifele ihnen für die kommenden fünf Jahren mehr als zwei Milliarden Euro in Aussicht. Anleger griffen daher zu: Die Aktie verteuerte sich in der Spitze um 2,3 Prozent und zählte damit zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax.

Den Umsatz will der Produzent von Zement, Kies oder Beton bis 2019 um rund ein Drittel auf 17 Milliarden Euro nach oben schrauben. Im Vergleich zu Lafarge/Holcim, die im Juli verschmelzen, ist der größte deutsche Baustoffkonzern klein. Der französisch-schweizerische Konkurrent geht mit einem gemeinsamen Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro an den Start. Die Kurpfälzer hatten sich im Rennen um Teile der beiden Unternehmen, die auf Geheiß der Kartellbehörden abgegeben werden mussten, zurückgehalten. Lafarge/Holcim verkauften Werke als Gesamtpaket für 6,5 Milliarden Euro an den irischen Baustoffkonzern CRH.

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WACHSEN AUSSERHALB EUROPAS



Mit den neuen Zielen ist nicht mehr länger nur Sparen das oberste Gebot bei HeidelbergCement. Scheifele hatte die neue Marschrichtung bereits im März angekündigt. Denn nachdem HeidelbergCement sein Schuldenziel erreicht hatte, drängten Investoren auf mehr Wachstum. Die operative Rendite würde um fünf Prozentpunkte auf 23 Prozent klettern, sollte der Konzern die Ziele erreichen. Von kalkulierten liquiden Mitteln von gut neun Milliarden Euro sollen bis 2019 rund 2,5 Milliarden investiert und die Schulden um eine Milliarde Euro weiter gesenkt werden. Das übrige Geld - laut Scheifele zwei bis sechs Milliarden Euro - stehe für Aktienrückkäufe oder Zukäufe zur Verfügung. Akquisitionen, allerdings vorwiegend kleinere, streben die Kurpfälzer in den USA, Afrika und Asien an. In Südamerika wirft Scheifele noch immer ein Auge auf einen Einstieg in Brasilien, hält sich damit angesichts der weiterhin schwachen Wirtschaft aber noch zurück.

Scheifele hatte die Kostenbremse angezogen, um den Schuldenberg von rund 14 Milliarden Euro nach der Hanson-Übernahme abzutragen. Die Nettoverschuldung lag zuletzt bei 5,6 Milliarden Euro und soll bis Jahresende um weitere 500 Millionen Euro schrumpfen. HeidelbergCement erhofft sich davon eine bessere Bewertung durch die Ratingagenturen, um künftig billiger neues Geld aufnehmen zu können.

HeidelbergCement rühmt sich nun, im Branchenvergleich mit den niedrigsten Kosten zu arbeiten. Das soll auch so bleiben. Der Konzern wolle "diszipliniert" wachsen. Um effizienter zu werden und die Kunden in der Bauindustrie besser zu versorgen, sollen Logistik und Vertrieb für die Bau-Rohstoffe Zement, Sand oder Kies und für die weiterverarbeiteten Produkte Beton oder Asphalt zentralisiert und nicht mehr getrennt geführt werden.

Reuters