Ein glänzendes Comeback hat die Aktie von HeidelbergCement gefeiert. Zwar hat sie gegenüber dem Dreijahreshoch von Mitte April deutlich nachgegeben. Dennoch hat sie gegenüber dem Stand von vor sechs Monaten um rund 25 Prozent zugelegt und belegt damit Platz 5 im DAX. Viele Anleger schenken dem Papier zwar häufig kaum Beachtung, zumal es mit einem Gewicht von lediglich knapp einem Prozent einer der kleinsten Werte in dem Index ist. Allerdings hat sich das Umfeld für den Baustoffkonzern mit dem Abflauen der Pandemie bei gleichzeitig anhaltend niedrigen Hypothekenzinsen deutlich verbessert. Das sorgt für weiteres Aufwärtspotenzial bei der Aktie.

Der Baustoffkonzern hat im ersten Quartal den Umsatz leicht gesteigert auf 3,96 Milliarden Euro. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte lag das Plus bei 4,3 Prozent. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schoss um 33 Prozent auf 538 Millionen Euro nach oben und lag deutlich über den Schätzungen der Analysten. Dabei hat der weltweit zweitgrößte Zementhersteller die kräftig gestiegenen Energiepreise dank langfristiger Lieferverträge unter Kontrolle gehalten.

Zuversichtlicher Ausblick

"Das sehr gute erste Quartal bestätigt unsere optimistische Sicht für das Gesamtjahr 2021", sagte Vorstandschef Dominik von Achten. "Wir sehen eine anhaltend starke Nachfrage im privaten Wohnungsbau und im Bereich Infrastruktur in allen Regionen. Insbesondere die von vielen Regierungen aufgelegten Konjunkturprogramme zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung dürften sich kurz- und mittelfristig positiv auf die Bautätigkeit und damit auf unseren Absatz auswirken", so von Achten. Er erwartet für 2021 einen leichten Anstieg des Umsatzes und des Ebitda, jeweils bereinigt um Konsolidierungs- und Wechselkurseffekte. 2020 hatte der Konzern bei einem deutlichen Erlösrückgang auf 17,6 Milliarden Euro das Ebitda um vier Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gesteigert.

So sollen das geplante Infrastrukturprogramm von US-Präsident Joe Biden von 2,25 Billionen Dollar und der 750 Milliarden Euro schwere Wiederaufbaufonds der EU-Kommission das Geschäft in den nächsten Jahren beflügeln. Zudem optimiert von Achten das Portfolio weiter und hat im Mai im Rahmen der Neuaufstellung des Griechenland-Geschäfts die Zuschlagstoffsparte und zwei Transportbetonwerke an den Schweizer Wettbewerber LafargeHolcim verkauft. Der weltgrößte Zementhersteller hat nach der Vorlage starker Zahlen die Gewinnprognose für 2021 deutlich angehoben. Vorstandschef Jan Jenisch sagte, dass die Wachstumsdynamik im Laufe des Jahres anhalten werde und der Konzern die 2022er-Ziele bereits Ende 2021 - und damit ein Jahr früher als ursprünglich geplant - erreichen werde.

2025er-Ziele im Blick

Jenischs Kollege von Achten treibt den Umbau in Richtung der Mittelfristziele weiter voran. Bis 2025 soll die bereinigte Ebitda-Marge um 300 Basispunkte (drei Prozentpunkte) gegenüber 2019 auf 22 Prozent verbessert werden. Im vergangenen Jahr hat HeidelbergCement schon einen großen Schritt in diese Richtung gemacht, als die Spanne auf 21,1 Prozent nach oben gesprungen war. Zur Zielerreichung soll das Nordamerika-Geschäft überdurchschnittlich stark beitragen, soll doch dessen Marge sogar um 400 bis 500 Basispunkte gesteigert werden. Es hatte 2020 27,5 Prozent des konzernweiten Ebitda beigesteuert und war damit der mit Abstand größte Ergebnislieferant vor der Region West- und Südeuropa (23,2 Prozent). Zudem möchte der Firmenlenker die Rendite auf das eingesetzte Kapital bis 2025 auf deutlich mehr als acht Prozent erhöhen. 2020 war es spürbar nach oben gegangen auf 7,9 Prozent.

Der Vorstandschef will dazu das Länderportfolio weiter optimieren und sich auf die aussichtsreichsten Märkte fokussieren. Von großer Bedeutung ist zudem die Digitalisierung, die für deutliche Einsparungen sorgen soll. Bei den Zielen steht zudem der Klimaschutz ganz oben auf der Agenda. Die Netto-CO2-Emissionen sollen bereits bis 2025 und damit fünf Jahre früher als zuvor geplant auf unter 525 Kilogramm pro Tonne zementartigem Material gesenkt werden, bis 2030 sind weniger als 500 Kilogramm geplant.

Niedrige Bewertung

An den erwarteten Gewinnsteigerungen sollen Aktionäre über eine "progressive Dividendenpolitik", sprich über höhere Ausschüttungen und mögliche Aktienrückkäufe partizipieren. Auf der virtuelle Hauptversammlung am 6. Mai wurde einer kräftigen Erhöhung der Dividende von 0,60 Euro auf den Rekord von 2,20 Euro zugestimmt, womit die Rendite bei 2,8 Prozent lag. "Wir sind auf einem sehr guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen", sagte der Vorstandschef auf dem Aktionärstreffen. Investoren dürften die Energiekosten genau beobachten. Zwar könnte ein weiterer deutlicher Anstieg die Aktie von HeidelbergCement zeitweise belasten. Allerdings sollten sich Investoren anschließend wieder auf den erwarteten Anstieg des Ebitda für 2021 und 2022 fokussieren und das Papier nach oben treiben, zumal es mit einem 2022er-KGV von 9,2 im Branchenvergleich niedrig bewertet ist.