Ab August sollen weitere Städte folgen. "Wir gehen davon aus, ein Produkt anbieten zu können, mit dem wir die Nummer eins langfristig herausfordern können", sagte Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg im Gespräch mit Reuters.

Das ließ Lieferando-Eigner und Käufer des Deutschlandgeschäfts von Delivery, Just Eat Takeaway.com, nicht unbeantwortet. Takeaway.com-Chef Jitse Groen gab bekannt, nun in der Bundesrepublik auch Lebensmittel aus Supermärkten auszuliefern. Weitere Nickligkeiten tauschten Östberg und Groen dann über Twitter aus, wo Groen erklärte: "Wettbewerb macht uns stärker." Dafür dürfte auch der US-Essenslieferdienst Uber Eats sorgen, der seine Ankündigung wahr macht und zunächst in Berlin an den Start geht.

Am Aktienmarkt kamen die kapitalintensiven Pläne nicht gut an. Die Papiere von Delivery Hero fielen um mehr als zwei Prozent und Takeaway kam sogar auf ein Minus von mehr als fünf Prozent.

In der Zeit der Abwesenheit von Delivery Hero hat sich Takeaway.com in Deutschland als Branchenprimus etabliert. Von Januar bis März kletterte die Zahl der Bestellungen angesichts geschlossener Restaurants hierzulande um 77 Prozent auf 39,2 Millionen. Das niederländische Unternehmen spricht von zwölf Millionen Kunden in der Bundesrepublik, die nun in 50 Städten über eine Art "Super-App" auch Lebensmittel bestellen können. Damit konkurrieren Delivery Hero und Lieferando nicht mehr nur wieder miteinander, sondern auch mit rasant wachsenden Liefer-Startups wie Gorillas oder Flink, die auf großen Finanzpolstern sitzen und ebenfalls vom Online-Bestellboom in der Pandemie profitieren.

WER IST SCHNELLER BEIM KUNDEN?


Vor allem bei der Lieferzeit sind Kunden zuletzt anspruchsvoller geworden, wozu auch Gorillas beitrug, das erst im März bei Investoren 244 Millionen Euro eingesammelt hat und mit Lieferungen innerhalb von zehn Minuten wirbt. Das will Östberg toppen und stellt sieben Minuten in Aussicht. Um das zu schaffen, will er auch in Deutschland sogenannte Dmarts - kleine Lagerhäuser in der Innenstadt - errichten. Rund um den Globus betreibt das 2011 gegründete Unternehmen, das seit vergangenem Sommer Mitglied im Leitindex Dax ist, bereits ein Netz von inzwischen 600 Dmarts. Zudem will Delivery Hero Partnerschaften mit lokalen Geschäften eingehen, Restaurants, die nur ausliefern, eröffnen und erwägt auch Mitgliedschaften.

Angesichts der hohen Investitionen in die Expansion schreibt Delivery Hero ähnlich wie Uber Eats trotz eines starken Umsatzwachstums und zahlreicher Neukunden in der Corona-Krise seit vielen Quartalen rote Zahlen. Daran dürfte sich durch den Deutschland-Start nichts ändern, auch wenn Östberg zunächst keine Angaben zu den Investitionen machen will: "Wir gehen davon aus, jahrelang keinen Gewinn in Deutschland zu erzielen. Wir rechnen mit einem 10- bis 15-jährigen Investitionszeitraum, um an die Spitze zu gelangen." Die Margen in dem Geschäft seien "hauchdünn". Takeaway.com hingegen setzt sich das Ziel, durch Synergien mit dem bestehenden Logistiknetzwerk das Lebensmittelgeschäft "gewinnneutral" zu bestreiten und strebt Lieferzeiten zwischen 20 und 30 Minuten an.

Östberg geht davon aus, dass die Konkurrenz über die Zeit schrumpft. "Es wird sicher Gewinner und Verlierer geben." In den ersten zwei oder drei Jahren werde es wenig Konsolidierung geben, aber danach werde es zu einer Welle kommen. In der Essenslieferbranche ist vor allem Just Eat Takeaway mit Übernahmen aufgefallen. Kurz vor Ausbruch der Corona-Krise hatten die Niederländer für 7,8 Milliarden Dollar den britischen Wettbewerber Just Eat gekauft und peilen nun die 7,3 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Grubhub in den USA an. Für das Deutschlandgeschäft hatten sie nur rund eine Milliarde Euro auf den Tisch legen müssen.

rtr