"Die Gesellschafterfamilie wird langfristig Ankeraktionär von Hella bleiben", sagte Behrend. Die Familie habe sich verpflichtet, 60 Prozent der Anteile bis mindestens 2024 gemeinsam zu halten und "mit einer Stimme als Familie zu agieren". Der Vorsitzende der Geschäftsführung Rolf Breidenbach bekräftigte auf einer Telefonkonferenz: "Hella ist ein Familienunternehmen und soll auch ein Familienunternehmen bleiben - zumindest für die nächsten zehn Jahre." Die ausgewählten Investoren, die Hella-Anteile erwerben, seien zum Teil langfristig orientiert und passten gut zur Unternehmensphilosophie.

Die restlichen 25 Prozent der Anteile der Gesellschafterfamilie unterlägen der üblichen sechsmonatigen Haltefrist. Dem Gesellschafterkreis des Unternehmens mit Sitz im westfälischen Lippstadt gehören mehr als 60 Mitglieder an. Mittelfristig strebe die Firma den Aufstieg in den MDax an. Die Regeln der Börse sehen für eine Notierung im Nebenwerteindex einen Streubesitz von 25 Prozent vor oder eine Marktkapitalisierung von 500 Millionen Euro. Von beidem wird Hella nach dem Börsengang noch ein Stück entfernt sein, mithin ist die Platzierung im SDax wohl der erste Schritt.

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EMISSIONSERLÖS AUCH FÜR ZUKÄUFE

Hella will seine Geschäfte im Ausland vor allem in Amerika und China ausbauen. Behrend kündigte an: "Mit den Erlösen aus dem Börsengang können wir den langfristigen Wachstumskurs mit Nachdruck fortsetzen." Breidenbach ergänzte, Hella strebe kleinere bis mittlere Zukäufe an wie auch die Gründung weiterer Gemeinschaftsunternehmen und die Anteils-Übernahme von Joint-Venture-Partnern. Hella hat bereits etliche Gemeinschaftsunternehmen gegründet mit einem Umsatz von insgesamt 2,5 Milliarden Euro. "Eine Milliarde entfallen davon auf Hella", so Breidenbach.

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278 MILLIONEN BRUTTO-EMISSIONSERLÖS

In einem ersten Schritt habe der Konzern 11,1 Millionen Aktien an ausgewählte Investoren und wohlhabende Familien (family offices) innerhalb Europas zu 25 Euro je Anteilsschein verkauft. Diese sollen am 6. November über eine Kapitalerhöhung platziert werden. Daraus werde Hella voraussichtlich ein Bruttoerlös von rund 278 Millionen Euro zufließen. Im Zuge des Börsengangs sei eine weitere Privatplatzierung von bis zu 5,75 Millionen Aktien aus dem Besitz der Familie geplant. Die Preisspanne werde Anfang kommender Woche veröffentlicht. Die Zeichnungsfrist laufe voraussichtlich vom 3. bis zum 6. November. An die Börse begleitet wird Hella von der Lampe Bank und der Citigroup .

Das Unternehmen ist schon mit drei Anleihen im Volumen von insgesamt 1,1 Milliarden Euro am Kapitalmarkt vertreten und veröffentlicht daher bereits Quartalsberichte. Hella setzte im Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende Mai) mit weltweit knapp 31.000 Mitarbeitern 5,34 Milliarden Euro um und verdiente operativ 341 Millionen Euro. Netto blieben 230 Millionen Euro.

Angetrieben werden die Hella-Geschäfte vom zunehmenden Einsatz von Leuchtdioden (LED) in Fahrzeugen, Energieeffizienz und Sicherheit. In einigen Bereichen ist Hella in Europa Marktführer.

Die Aktien-Euphorie in Deutschland ist zuletzt der Ernüchterung gewichen. Die missglückten Börsengänge des Internethändlers Zalando und der Rocket Internet versetzten dem IPO-Markt einen schweren Schlag. Beide Aktien waren nach der Erstnotierung deutlich eingebrochen. Darauf hin zögerten einige Börsenkandidaten. Während die Immobilienfirma TLG sich Mitte Oktober dann doch aufs Parkett wagte, haben der Kabelanbieter Tele Columbus und die Online-Anzeigenplattform Scout24 ihre Börsenpläne erst einmal aufgeschoben. Auch in anderen Ländern zögern Börsenkandidaten.

Reuters