Das Dorf Hershey ist umgeben von grünen Feldern und Wäldern. Neben Bauernhöfen grasen Kühe. Der Himmel ist an diesem Sommertag strahlend blau, die Luft klar. Silbern funkelnde Trucks donnern über die Straßen, beladen mit frischer Milch. Jeden Tag werden 20 000 Kühe auf Bauernhöfen im Umkreis von 90 Meilen gemolken, um den größten Kunden der Region zu versorgen - den Schokoladenhersteller Hershey.

Das Dorf ist genau wie das ­Unternehmen benannt nach Milton Hershey, der Ende des 19. Jahrhunderts im Idyll Pennsylvanias zunächst Karamell herstellte. Der Geschäftsmann sah jedoch mehr Potenzial in Schokolade. Also verkaufte er das Karamellgeschäft für eine Million Dollar an einen Konkurrenten und konzentrierte sich fortan ganz auf Milchschokolade. Ein Klassiker sind heute Hershey-Kisses - kleine Stücke Schokolade, eingewickelt in Folie. Mehr als 15 Milliarden werden jedes Jahr verspeist. Noch erfolgreicher ist die zugekaufte Tochter Reese’s mit ihren kleinen cremigen Erdnussbutter- Cups. KitKat ist eine weitere Kultmarke des Schokoriesen.

Besser als der Rest


Auch an der Börse ist Hershey eine Erfolgsgeschichte: Die Aktie ist allein über die vergangenen 25 Jahre im Schnitt um knapp 14 Prozent jährlich ge­stiegen, das sind vier Prozentpunkte mehr, als der Aktienindex S & P 500 in dieser Zeit geschafft hat.

Der Schokoladenkönig erhält von seinen neuen Snacks wie SkinnyPop Popcorn oder der chemiefreien Käsemarke Smart Puffs neuen Schwung. Nicht dass das Schokoladengeschäft schlecht wäre, aber die 125 Jahre alte Firma sucht neue ­Expansionsmöglichkeiten. Der Umsatz im Onlinehandel etwa stieg im ersten Quartal um 50 Prozent. Das Unternehmen ist breiter aufgestellt als je zuvor.

Die Expansion in neue Trendmarken war ein kluger Schachzug. Schließlich werden die Verbraucher gesundheitsbewusster. Hershey-Chefin Michele Buck war kaum sechs Monate im Amt, da riss sie sich im Dezember 2017 Amplify Snack Brands unter den Nagel. Im September 2018 schnappte sie sich die Lebensmittelgruppe Pirate Brands von B & G Foods, die den Gourmetkäse Smart Puffs herstellen.

"Wenn du Geld verdienen willst, musst du Dinge in einem großen Stil machen", hatte Milton einst als Rat von seinem ­Vater Henry bekommen. Dieses Motto gilt im Konzern bis heute: Übernahmen sind darum wichtiger Teil der Konzernstrategie. Hershey schluckte 1988 die US-Rechte der britischen Süßigkeitenmarke Cadbury Schweppes für 300 Millionen Dollar. Mit ­seinen Kernmarken, darunter KitKat, Reese’s und Cadbury, kommt Hershey in den USA auf einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent.

Der Konzern fährt mit 44 Prozent die höchste Bruttomarge branchenweit in die Scheune. Zum Vergleich: Rivale Mondelez tütete im vergangenen Jahr etwas mehr als 40 Prozent ein. Zu der ehemaligen Kraft-Tochter Mondelez gehören Marken wie Toblerone, Milka und Ritz sowie Oreo-Kekse.

Hershey bleibt hungrig, will die Marge weiter verbessern. Größenvorteile sollen dabei helfen, mehr Produktionskapazitäten müssen her. Die Preise sollen rauf, die Verpackungen optimiert werden. Lange Zeit verschliefen die Amerikaner die Expansion ins Ausland, das aber hat sich geändert. Der operative Gewinn aus dem internatio­nalen Geschäft erreichte 2018 ein Rekordniveau, China übertrifft die Erwartungen. Weitere Schwerpunktländer sind Mexiko, Brasilien und Indien.

Steigende Dividende


Langfristig möchte der Her­shey-Vorstand den Umsatz um zwei bis vier Prozent jährlich ausbauen, das Ergebnis je Aktie soll um sechs bis acht Prozent vorankommen. Dass es sich um eine süße Erfolgsstory handelt, zeigen die massiven Bargeldflüsse, die in Aktienrückkäufe und Dividenden gehen. Die Aktionäre erhielten so in den vergangenen zehn Jahren 5,7 Milliarden Dollar zurück. Seit 1930 zahlt Hershey jedes Jahr eine Dividende. Seit Langem erhöht es die Ausschüttung jedes Jahr -mit Ausnahme des Krisenjahres 2009, als sie eingefroren wurde. Seit 2010 klettert sie wieder mit einer durchschnittlichen Rate von fast zehn Prozent.

Trotz internationaler Expansion bleibt der Konzern eng verbunden mit seiner Heimat in der amerikanischen Provinz. Eine Übernahme durch Mondelez scheiterte am Veto des Hershey-Trust, der vom Gründer vor über einem Jahrhundert initiiert wurde. Die Stiftung finanziert unter anderem eine Schule für benachteiligte Kinder.

Das Dorf errichtete Milton Hershey einst nach eigenen Plänen: Häuser, Parks, Sportstätten, Theater, Kirchen, Schulen. Wer heute in die Gemeinde fährt, sieht über den Dächern eine riesige Achterbahn schweben. Sie ist Teil eines großen Freizeitparks, der ursprünglich als Unterhaltung für die Mitarbeiter ­gebaut wurde und heute eine Touristenattraktion ist. Wichtiger für den Konzern bleiben die Bauernhöfe: Die fruchtbaren Böden und die frische Milch sind fester Bestandteil der Erfolgsgeschichte von Hershey.

Investor-Info

Hershey
Amerikanische Versuchung


Im zweiten Quartal legte der Umsatz um ein Prozent auf 1,77 Milliarden Dollar zu, der Überschuss um 37 Prozent auf 312 Millionen. Geringere Preise für Rohmaterialien und erhöhte Handelspreise halfen. Im Gesamtjahr will Hershey den Umsatz um zwei Prozent steigern. Defensives Langfrist-Investment.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 155,00 Euro
Stoppkurs: 106,00 Euro

Mondelez International
Global erfolgreich


Der Süßwarenriese hat seine Jahresprognose leicht angehoben, erwartet jetzt ein organisches Umsatzwachstum von über drei Prozent. Der Quartalsgewinn lag im Rahmen der Erwartung. 75 Prozent des Umsatzes erzielt Mondelez im Ausland, das bringt Währungs­risiken durch den starken Dollar.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 58,00 Euro
Stoppkurs: 39,50 Euro