Diese Ausgangsbedingungen gelten auch für Deutsche Wohnen. Doch an der Börse kommt die Aktie nicht gut an. Weil es in Berlin einen Mietendeckel geben soll und weil der Konzern dort den Löwenanteil seiner Liegenschaften hat, verlor die Aktie klar. Sie wird nun deutlich unter dem Nettovermögenswert gehandelt, der laut jüngstem Quartalsbericht 43,52 Euro pro Aktie beträgt.

Interessanterweise kann der Konzern bei Verkäufen von Liegenschaften deutliche Aufschläge zu den Buchwerten erreichen. Denn Käufern reicht bei den tiefen Zinsen eine geringere Mietrendite, als sie bei der internen Wertberechnung angesetzt wird. Dem doppelten Discount will Deutsche Wohnen nun mit einem Aktienrückkauf begegnen: an sich der richtige Weg, vor allem wenn Aktien eingezogen werden.

Aber den wirklichen Hebel für die Aktionäre brächte eine etwas radikalere Variante. Stellen wir uns vor, Deutsche Wohnen würde zehn Prozent des Portfolios verkaufen. Angesichts der hohen Spreads zwischen Mietrenditen und Zinsen sind 20 Prozent Aufgeld nicht zu hoch. Im Juli erzielte das Unternehmen bei einem Verkauf ein Aufgeld von einem Drittel zum Buchwert. Im Beispiel würde Deutsche Wohnen bei einem Verkauf gemessen am veröffentlichten Buchwert rund 5,20 Euro pro Aktie einnehmen.

Würde dieses Geld komplett in einen Aktienrückkauf gesteckt, kann man rund 15 Prozent der eigenen Aktien zurückkaufen. Auf das gesamte Portfolio gerechnet, kauft Deutsche Wohnen seine eigenen Liegenschaften dann mit einem Abschlag von mehr als einem Drittel. Wer das gedanklich mehrfach wiederholt, erkennt, dass bei gleichen Kursen der Discount immer größer wird. Der einzige Katalysator wäre, dass der Kurs der Aktie deutlich ansteigt. Was es hier nur braucht, ist ein Management, das das auch durchzieht, oder Investoren, die es dazu bringen.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.