Das sehen die meisten Aktionäre wohl anders, die Aktie ist seit vier Jahren ein Verlustgeschäft. Und das könnte so bleiben, wenn sich nichts ändert. Die Gruppe wird von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung kontrolliert, die 26,7 Prozent der Anteile hält. Die Konstruktion als Personengesellschaften auf Aktien macht es möglich. Genauso geht das bei Fresenius Medical Care (FMC). Am börsennotierten Dialysekonzern hält Fresenius 32 Prozent, konsolidiert die Ergebnisse aber voll. Für die Beurteilung wichtig sind noch Fresenius Kabi, die Generika und Infusionen verkauft, und Fresenius Helios, eine Klinikkette in Deutschland und Spanien. Würden Marktwert und Schulden von FMC herausgerechnet, hätte Fresenius einen Restwert von 19 Milliarden und rund 13 Milliarden Nettoschulden. Dem steht ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von rund 2,5 Milliarden Euro gegenüber. Mit einer Relation von weit über zehn ist die Aktie kein Schnäppchen.

Wo soll dann die Trendwende herkommen? Der Ausweg: die nicht mehr zeitgemäßen Strukturen aufbrechen. Das beginnt mit der Aufgabe der KG-Struktur, sodass alle Aktionäre Einfluss nehmen können. Der nächste Schritt: FMC-Aktien verkaufen. Es gibt außer Bilanzkosmetik keinen Grund, ein Investment zu halten, das Investoren selbst kaufen können. Das Klinikgeschäft liefert ordentliche Ergebnisse, hat aber Schwachstellen, die in der Pandemie offensichtlich wurden. Der Bereich kann zudem ohne teure Zukäufe nicht wachsen. Fresenius Helios ist so eher ein Verkaufskandidat oder eine Abspaltungsoption. Der einzige Bereich, der skalieren kann, ist Kabi. Ein entwickeltes Produkt kann in 1.000, aber auch in einer Million Dosen mit ähnlichen Rohertragsmargen verkauft werden. Die Mittel, die Fresenius aus der Fokussierung freisetzen kann, sollten dort investiert werden.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.