Aus zwei mach eins. Bislang haben Anleger die Wahl zwischen den Aktien der Hornbach Holding und jenen der Hornbach Baumarkt AG. Das wird sich ändern. Die Holding wird die Unternehmenstochter Baumarkt AG, an der sie bislang gut 76 Prozent der Anteile hält, von der Börse nehmen. Der Grund: Die Doppelstruktur habe sich überlebt, sagt das Hornbach-Management. Ein eigener Zugang zum Kapitalmarkt für die Bau- und Gartenmarktkette sei nicht mehr nötig. Das Delisting soll die Komplexität verringern, die Handelsliquidität der Holding-Aktie steigern und Managementkapazitäten freisetzen.

Analysten sehen den Schritt positiv. Je Aktie der Baumarkt-Tochter, die fast 170 Filialen und Onlineshops in neun europäischen Ländern betreibt, bietet die Muttergesellschaft 47,50 Euro in bar. Das Angebot entspricht einem Aufschlag von knapp 14 Prozent auf den Schlusskurs vom 17. Dezember.

Die Übernahme aller ausstehenden gut 7,5 Millionen Aktien würde die Holding 357 Millionen Euro kosten. Kurzfristig sei das Angebot durch eine Kreditlinie vollständig abgesichert. Langfristig soll die Summe durch eine Finanzierungsstruktur aus Fremd- und Eigenkapital refinanziert werden. An der Dividendenpolitik soll nicht gerüttelt werden.

Die Holding umfasst neben den Anteilen an der Baumarktkette die Baustoff Union für den Fachhandel mit Gewerbekunden und ist in der Entwicklung und Verwertung von Einzelhandelsimmobilien tätig, deren Aktivitäten zum Teil bei der Hornbach Immobilien AG angesiedelt sind. Die Hornbach Holding notiert seit 1987 an der Börse. Fünf Jahre später kam die Baumarkt-Tochter separat dazu. Damals war der Kapitalbedarf hoch. Hornbach expandierte, auch international. Viele Neueröffnungen von Baumärkten mussten finanziert werden. Heute könne die Muttergesellschaft genug Kapital zur Verfügung stellen.

Holding-Aktie profitiert

Seit Beginn der Corona-Krise erleben Baumärkte und Gartencenter einen Aufschwung. Das sogenannte Cocooning, der Ausbau der eigenen vier Wände und des Gartens, hat zugenommen. Hornbach besitzt große stationäre Märkte an attraktiven Standorten, verfügt über ein breites Sortiment und gilt in vielen Segmenten als Preisführer. Auch der hohe Bestand an alter Bausubstanz in Europa dürfte die Nachfrage in den Märkten dauerhaft hoch halten.

Nach einem kurzzeitigen Einbruch zu Beginn der Corona-Krise hat die Aktie der Hornbach Holding stetig und deutlich zugelegt. Der Aufwärtstrend ist intakt. Experten sehen durch die Transaktion zusätzliches Potenzial für eine Höherbewertung der Holding-Papiere und raten zum Kauf.

Entscheidung im Januar

Für Aktionäre der Baumarkt AG sieht die Sache anders aus. Das Angebot der Holding steht. Da es an keine Bedingungen wie eine Mindestannahmequote geknüpft ist, dürfte es nicht nachgebessert werden und das Delisting kommen. Anleger sollten warten, bis die Aufsichtsbehörde das offizielle Angebot im Januar freigegeben hat.

Potenzial: Für die Holding sprechen viele gute Argumente. Die Transaktion macht sie noch attraktiver. Ein Kauf mit Potenzial.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 160,00 Euro
Stoppkurs: 98,00 Euro