Während andere Hersteller über Elektromobilität vor allem reden, hat Hyundai bereits seit 2016 elektrifizierte Fahrzeuge im Verkaufsprogramm. Angefangen bei der Baureihe Ioniq, die als Voll- und Plug-in-Hybrid sowie rein elektrisch angeboten wird, bis hin zum Kona Elektro und dem Brennstoffzellen-Fahrzeug Nexo.

Die Großserienreife der Brennstoffzelle wird seit Sommer 2018 zusammen mit Audi vorangetrieben. "Für den Durchbruch dieser nachhaltigen Technologie sind Kooperationen der richtige Weg, um technologischen Vorsprung bei attraktiven Kostenstrukturen zu erreichen", sagt Audi-Entwicklungsvorstand Peter Mertens. Diesen Ball nehmen die Koreaner gern auf. Chung Eui-sun, Vizechef der Hyundai Motor Company, sieht in der Zusammenarbeit mit den Ingolstädtern "einen weiteren Beleg für das starke Engagement von Hyundai, eine nachhaltigere Zukunft mit wasserstoffbetriebenen Autos zu gestalten - dem schnellsten Weg zu vollständig emissionsfreier Mobilität".

Setzt sich die Brennstoffzelle durch, was bislang lediglich wegen der fehlenden Infrastruktur (zu wenig Wasserstofftankstellen) fraglich erscheint, fährt der Konzern ganz vorn mit. Bis 2030 soll die jährliche Produktionskapazität auf bis zu 700 000 Einheiten ausgebaut werden. Kürzlich wurde bereits der Grundstein für ein zweites Werk für Brennstoffzellensysteme im südkoreanischen Chungju gelegt. Falls die elektrische Zukunft nicht aus der Wasserstofftankstelle, sondern aus der Steckdose kommt, wäre auch das zu verkraften: Zusätzlich zu den bereits erhältlichen E-Fahrzeugen plant Hyundai bis 2020 mindestens 15 neue Modelle mit elektrifizierten Antrieben. Zusammen mit der Schwestermarke Kia und der Premiumtochter Genesis sollen es bis 2025 sogar 38 Modelle werden.

Ein weiterer Schritt ist die Beteiligung der Tochter Hyundai Cradle an Ionic Materials, einem US-amerikanischen Start-up, das Festkörperbatterien entwickelt. Die "bahnbrechende Technologie" von Ionic Materials werde Batterien deutlich verbessern, ist John Suh, Vizepräsident von Hyundai Cradle, überzeugt: "Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass unsere Autos die saubersten und effizientesten Lösungen bieten. Unsere Investition in Ionic Materials wird uns an der Spitze der Batterieentwicklung halten und es uns ermöglichen, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu bauen." Sein Kollege Ki Sang Lee, Leiter des zuständigen Forschungs- und Entwicklungszentrums, peilt mit diesen Batterien Reichweiten von 700 Kilometern an.

Klingt verheißungsvoll. Die Frage ist nur, was die Aktionäre davon haben. Das Allzeithoch bei 270 000 koreanischen Won stammt aus dem Jahr 2012. Seitdem geht es mit dem Kurs mal langsamer, mal schneller abwärts. Erst vor wenigen Wochen erreichte das Papier ein Fünfjahrestief bei 90 000 koreanischen Won (rund 70 Euro). Das in Deutschland handelbare GDR, das eine Drittelaktie verbrieft, sackte entsprechend bis auf rund 22 Euro ab. Kein Wunder: Mit keinem der drei bisher veröffentlichten 2018er-Quartalsberichte hat der Konzern die Gewinnschätzungen der Analysten auch nur annähernd erreicht. Die Investitionen in die Antriebstechnologien der Zukunft verschlingen zunächst einmal viel Geld, ehe sie sich eines Tages auszahlen.

Doch damit nicht genug: Für den Abverkauf zum Jahresende 2018 sorgte eine Sammelklage in den USA, die die Anwaltskanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro eingereicht hatte, da die Motoren bestimmter (nichtelektrischer) Modelle der Baureihen Santa Fe und Sonata sowie mehrere Fahrzeuge der Tochter Kia angeblich erhöhte Brandrisiken im Motorraum aufweisen. Bis zu 2,9 Millionen Fahrzeuge könnten betroffen sein. Die Kanzlei ist in der Branche bekannt - und gefürchtet:

General Motors und Toyota trotzte sie in ähnlichen Fällen bereits schmerzhafte Vergleiche ab. Da deswegen noch zusätzliche Rückstellungen drohen, dürfte auch das vierte Quartal keinen Anlass zu Jubelarien liefern. Vorsichtige Naturen warten deshalb die Zahlen ab, die voraussichtlich am 28. Januar veröffentlicht werden. Mutige Anleger hingegen bauen schon vorher eine erste Position auf, denn die Erwartungen sind nach der Serie an schlechten Nachrichten ohnehin im Keller.

Langfristig zählt Hyundai zu den sichereren Wetten in der Automobilbranche. Denn: Wenn es dem Verbrennungsmotor an den Kragen geht, haben die Koreaner nicht nur die richtigen Pläne in der Schublade, sondern auch die richtigen Fahrzeuge auf der Straße.