In gut fünf Monaten scheidet Mario Draghi aus dem Amt. Und so, wie es aktuell aussieht, wird er der erste Präsident der Europäischen Zentralbank sein, der in seiner gesamten Amtszeit (acht Jahre) die Zinsen nicht ein einziges Mal erhöht hat. Die europäischen Währungshüter haben bereits klargemacht, dass sie die rekordtiefen Leitzinsen bis mindestens zum Jahresende nicht anheben werden.

Damit hält die Dürrephase für viele konservative Anleger an, jene Sparer, die ihr Geld am liebsten in Zinsprodukte und festverzinsliche Papiere stecken - und die vor der globalen Finanzkrise für eine fünfjährige Bundesanleihe mehr als vier Prozent Zinsen erhalten haben. Diese Zeiten sind lange vorbei und kommen wohl auch so schnell nicht wieder. Geblieben ist dagegen das Bedürfnis vieler Anleger, regelmäßige und planbare Erträge zu erzielen. Sollen diese auch noch auf einem attraktiven Niveau liegen, wird das mit Festgeld und sicheren Staatsanleihen kaum klappen.

Eine Lösung für das Problem bietet die Fondsindustrie mit sogenannten Multi-Asset-Income-Fonds. Hinter dem Begriff verbergen sich Portfolios, die in eine Vielzahl von Anlageklassen investieren und die anfallenden Zinsen oder Dividenden kontinuierlich an die Anleger auszahlen. Im Prinzip handelt es sich also um ausschüttende Mischfonds. Der Unterschied ist, dass die Portfolios von Multi-Asset-Income-Fonds explizit auf hohe laufende Erträge und moderates Risiko hin optimiert sind.

Sie investieren in hochverzinste Anleihen von Unternehmen oder Schwellenländern, in dividendenstarke Aktien und oft auch in immobiliennahe Anlagen. Da viele dieser Investments für sich genommen durchaus riskant sind, setzen die Fonds zudem auf eine breite Diversifikation. Das heißt, sie streuen ihr Anlagevermögen über viele Länder oder gar weltweit und über Hunderte von Einzeltiteln. Auf diese Weise verringert sich das Gesamtrisiko und es entsteht ein relativ robustes Portfolio.

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt der JP Morgan Global Income. Der Fonds zählt zu den Pionieren und zugleich erfolgreichsten Produkten in dem Segment. Mehr als 26 Milliarden Euro verwalten Michael Schoenhaut, Eric Bernbaum und Matthew Pallai aktuell in dem Portfolio. Aufgelegt wurde es im Dezember 2008. Seitdem sind die Zinsen stark gesunken, und die Nachfrage der Anleger nach ertragsstarken Alternativen ist stetig gewachsen.

Um eine solche Alternative zu bieten, investieren Schoenhaut und seine Kollegen aktuell in 13 Anlagekategorien und mehr als 3.100 Einzelpositionen. Mit mehr als 1.100 Titeln machen US-Hochzinsanleihen derzeit das stärkste Gewicht aus. Die generelle Anlageaufteilung besteht aktuell aus rund 55 Prozent Anleihen, 30 Prozent Aktien und REITs (Immobilien-Aktiengesellschaften) ­sowie knapp elf Prozent Wandel- und Hybridanleihen, zudem einem kleinen Rest Barmittel. Seit Auflage des Portfolios gelang es den Fondsmanagern, jedes Jahr eine Ausschüttungsrendite von vier bis 5,5 Prozent zu erzielen.

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Milliardenschwere Fonds


Nicht nur im Portfolio von JP Morgan stecken mittlerweile Milliarden an Anlagevermögen. Income-Fonds zählen generell zu den volumenstärksten Kategorien auf dem Fondsmarkt. Auch im ­Invesco Pan European High Income sind aktuell knapp zehn Milliarden Euro angelegt. Diesen Fonds sollten Anleger näher betrachten, die Investments auf dem alten Kontinent vorziehen. Denn die Fondsmanager Paul Read, Paul Causer und Stephanie Butcher leisten dort sehr gute Arbeit.

Grundsätzlich investieren sie ohne Rücksicht auf einen Vergleichsindex in europäische Zinspapiere. Das umfasst sowohl Staats- als auch Unternehmens- und Hochzinsanleihen. Derzeit setzen die Fondsmanager den Schwerpunkt im rund 500 Einzeltitel umfassenden Portfolio deutlich auf Hochzinsanleihen, die mit mehr als 40 Prozent gewichtet sind. Daneben können sie dem Fonds bis zu 30 Prozent Aktien beimischen. Aktuell beträgt die Quote rund 20 Prozent.

Der Fonds überzeugt neben seinen regelmäßigen Ausschüttungen vor allem mit seiner langjährig guten Wertentwicklung. In den vergangenen zehn Jahren erzielte er ein Plus von fast 180 Prozent. Zum Vergleich: Das Portfolio von JP Morgan kam auf einen Zugewinn von etwa 90 Prozent. In beiden Fällen sind die Ausschüttungen eingerechnet.

Auf Ertragsbringer der etwas anderen Art konzentriert sich die Schweizer Partners Group. Die Gesellschaft ist bekannt für Investitionen im Privatmarkt, also Anlageziele abseits der Börse. Doch die Eidgenossen haben auch Fonds, mit denen Anleger in börsengelistete Pri­vate-Equity-Firmen oder Infrastrukturanbieter investieren können. Oft sind darunter Unternehmen, die äußerst attraktive Dividenden ausschütten. Und so entstand die Idee, ein ertragsorientiertes Portfolio zu konstruieren.

Der Partners Group Multi Asset Income setzt auf die drei Anlageklassen Infrastruktur, Immobilien und Private Equity und fokussiert sich dabei auf Unternehmen mit stabilen Cashflows und Dividenden. Rund 300 Unternehmen bilden das Investmentuniversum des Fonds, aus denen etwa 40 für das Portfolio ausgewählt werden.

Da die drei Anlageklassen voneinander unabhängige Wachstums- und Renditetreiber aufweisen, ist für das Portfolio trotzdem eine gute Diversifikation gewährleistet. Auch profitiert der Fonds etwa im Bereich der Infrastrukturinvest­ments von monopolistischen Rahmenbedingungen. Sie erlauben es den Unternehmen, beispielsweise Mautstraßenbetreibern, ihre Preise ohne größere Schwierigkeiten durchzusetzen.

Risiken nicht außer Acht lassen


Bei Multi-Asset-Income-Fonds finden Anleger mittlerweile eine große Auswahl. Ihnen sollte allerdings bewusst sein, dass hohe, regelmäßige Erträge nicht ohne ein gewisses Risiko erzielt werden können. Eine breite Diversifikation bei den Fonds ist sicher hilfreich. Doch der oft hohe Anteil von Anleihen mit schlechterer Bonität in den Portfolios hat seine Tücken. Denn solche Papiere sind viel stärker mit Aktien korreliert als bonitätsstarke Staatsanleihen. Bei einem Börsenabschwung werden auch sie in Mitleidenschaft gezogen.

Den Anbietern ist die Gefahr freilich bewusst. So versuchen sie durch Risikokontrolle und Flexibilität bei der Anlage für Stabilität zu sorgen. Investoren sollten sich dennoch darauf einstellen, dass sie ungefähr mit halbem Aktienrisiko unterwegs sind, wenn sie in einen Multi- Asset-Income-Fonds investieren. In einer Welt, in der Herr Draghi als "Nullzins-Präsident" in die Annalen eingehen wird, ist das noch ein guter Deal.

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Investor-Info

JP Morgan Global Income
Weltweit breit gestreut


Der JP Morgan-Fonds ist wohl der bekannteste Vertreter der Multi-Asset-Income-Kategorie. Seit zehn Jahren liefert er eine jährliche Ausschüttungsrendite zwischen vier und 5,5 Prozent. Eine extrem breite Diversifikation über Anlageklassen und Tausende von Einzeltiteln weltweit hält das Risiko in Grenzen. Die vorgestellte Fondstranche schüttet die Erträge vierteljährlich an die Anleger aus und ­sichert alle Währungen ab, mit Ausnahme von Schwellenländerwährungen.

Invesco Pan Eur. High Income
Europäischer Fokus


Die Manager des Invesco-Fonds legen flexibel in europäischen Rentenpapieren an, auch Dividendenaktien können sie dem Portfolio beimischen. Ihr Schwerpunkt liegt allerdings auf Hochzinsanleihen. Das macht den Fonds zu einem eher sportlichen Vertreter unter den defensiven Mischfonds. Er ist daher für Anleger geeignet, die neben regelmäßigen Erträgen (aktuell rund zwei Prozent pro Jahr) auch eine gute Wertentwicklung schätzen. Der Fonds schüttet vierteljährlich aus.

Partners G. Multi Asset Income
Alternative Ertragsbringer


Dieser Fonds eignet sich für Anleger, die keine Scheu haben, stärker ins Aktienmarkt­risiko zu gehen. Denn die Erträge stammen hier ausschließlich aus Dividenden. Die sind allerdings äußerst attraktiv - die Ausschüttungsrendite lag in der Vergangenheit bei fünf bis sieben Prozent. Investiert wird in ­sogenannte alternative Anlageklassen: Infrastruktur, Immobilienunternehmen und Private Equity. Der Fonds sichert Fremdwährungen im Portfolio größtenteils ab und schüttet die Dividenden halbjährlich aus.