Auf die jüngsten Kursturbulenzen am deutschen Aktienmarkt hat auch das Aktien-Analysehaus Independent Research reagiert. Die Dax-Prognose für Ende 2015 wurde von 12.700 auf 10.500 Punkte gesenkt. Gleichzeitig heißt es aber, die jüngsten Kursverluste seien übertrieben ausgefallen und sollten als günstige Einstiegsgelegenheit genutzt werden. Bei unverändert hoher Volatilität wird jedenfalls mit wieder steigenden Kursen gerechnet.

Das größte Risiko bestehe in einer deutlichen Abschwächung der globalen Konjunktur, die insbesondere ab 2016 die Unternehmensgewinne belasten könnte. Außerdem sei eine weitere Verschlechterung des Sentiments durch den VW-Skandal und dessen Folge für die gesamte Branche nicht ausgeschlossen.

Das Bewertungsniveau des Dax auf Basis der für 2016 erwarteten Gewinne habe sich Anfang Oktober aber mit 11,3 um rund 21 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt bewegt. Historisch betrachtet sei die Bewertung somit günstig. Richtungsweisend auch für den Gesamtmarkt dürften aber auch die im Oktober anstehenden Börsengange sein.

Die bevorstehende Berichtssaison zu den Zahlen im dritten Quartal sollte nach Ansicht der Analysten insgesamt positiv verlaufen. Mit Blick auf den zu erwartenden Geschäftsverlauf im kommenden Jahr dürften sich die Unternehmen mit Ausblicken jedoch voraussichtlich zurückhalten.

Auch wenn dem DAX bei einem aktuellen Stand von 10.120 Punkten und einem Jahresendziel von 10.500 Punkten nur noch begrenztes Potenzial zugebilligt wird, auf Ebene der Einzeltitel findet Independent Research im beobachteten Anlageuniversum etliche Titel, denen ein deutlich höheres Kurspotenzial zugetraut wird. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, bei welchen fünf deutschen Aktien der Kursabstand zu den Kurszielen am größten ist. Das vorhandene Potenzial bewegt sich dabei zwischen 33 Prozent und 55 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer fünf: Airbus Group N.V. (WKN: 938914, 56,17 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 12. Oktober)



Nach einem sehr starken Jahresauftakt ist der Aktienkurs der Airbus Group zuletzt wieder etwas zurückgefallen. Dadurch tritt hier der Kurs letztlich unter dem Strich schon seit Anfang 2014 nur auf der Stelle. Allerdings laufen die Geschäfte für den Flugzeugbauer wahrlich nicht schlecht. Im September hat der DAX-Vertreter Aufträge für 121 Maschinen erhalten, womit sich die Nettobestellungen in den ersten neun Monaten des Jahres auf 815 Flugzeuge belaufen. Damit führt Airbus bei den Auftragseingängen in diesem Jahr bislang im Vergleich mit Boeing. Der US-Rivale hat zum Stichtag 29. September Aufträge für 449 Maschinen erhalten, bei den Auslieferungen hat dafür aber der weltgrößte Flugzeugbauer die Nase gegenüber Airbus mit einem Zwischenstand von 503 zu 446 vorne.

Als überzeugend bezeichnet Independent Research die von dem Luft- und Raumfahrtkonzern für das zweite Quartal präsentierten Ergebnisse. Umsatz und Gewinn vor Steuern und Zinsen seien jedenfalls besser ausfallen als erwartet. Der Geschäftsausweis sei zwar auch von Währungseffekten sowie von Einmaleffekten begünstigt worden, doch es seien auch nennenswerte operative Verbesserungen in allen Bereichen zu verzeichnen gewesen. Zudem sei der Geschäftsausblick bestätigt worden.

Die aktuellen Großprojekte, wie der Serienhochlauf des Modells A350 XWB, Erreichen des Breakeven beim A380 und der Übergang zu A320neo sollten wie derzeit nach Plan laufen. Mit Blick auf eine hohe Kundenzufriedenheit und dem steigenden Interesse habe sich der Vorstand auch zuversichtlich zum Militärtransporter A400M geäußert.

Als Kursziel werden hier 75,00 Euro für gerechtfertigt gehalten. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 33,5 Prozent. Gemessen an geschätzten Gewinnen von 3,47 und 3,67 Euro je Aktie für 2015 und 2016 ergeben sich KGVs von 16,2 und 15,3. Die erwarteten Dividendenrenditen bewegen sich bei geschätzten Ausschüttungen für das laufende und das kommende Jahr von 1,35 und 1,45 Euro je Aktie bei 2,4 Prozent bzw. 2,58 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer vier: Bayer AG (WKN: BAY001, 111,15 Euro)



Nach einem über mehrere Jahre hinweg famosen Lauf ist der Aktienkurs von Bayer im Frühjahr auf Korrekturkurs eingeschwenkt. In den Vorwärtsgang hat der Pharmakonzern, dessen Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit, Pflanzenschutz und hochwertige chemische Materialien liegen, selbst im Zuge der jüngsten Erholungsbewegung am Gesamtmarkt noch nicht wieder gefunden. Vielmehr ist die Notiz auf den tiefsten Stand seit Anfang 2015 abgerutscht. Das Chartbild lässt folglich zu wünschen übrig.

Die Kunststofftochter Covestro hat in der Vorwoche zwar den Gang an die Börse geschafft, doch weil im Vorfeld Umfang der Emission und die Preisspanne gesenkt werden musste, ging davon kein positiver Impuls aus. Außerdem wurde die Stimmung rund um den DAX-Vertreter getrübt durch eine Gewinnwarnung des Konkurrenten DuPont. Dieser verwies auf Probleme auf dem brasilianischen Absatzmarkt und dort wittert der Markt auch für die Bayer-Tochter CropScience andauernde Probleme. Schon im zweiten Quartal habe das Unternehmen in Brasilien mit Insektiziden deutlich weniger umgesetzt. Ein Trend, der sich auch im dritten Quartal fortgesetzt haben könnte.

Mit Blick auf Covestro hält Independent Research-Analyst Bernhard Weininger aber fest, dass die geringe als geplant ausgefallenen Erlöse aus dem Börsengang wettgemacht würden durch ein verbessertes Margenprofil sowie zu erwartender Effizienzgewinne nach erfolgter Neuausrichtung der Konzernstruktur ab 2016. Am Kursziel von 154 Euro rüttelt Weininger auch deshalb nicht. Gemessen am aktuellen Kurs entspricht das einem Aufschlag von 38,55 Prozent.

Beim Gewinn je Aktie wird von einer Verbesserung in diesem Jahr von 4,14 auf 4,70 Euro ausgegangen, 2016 sollen dann 5,43 Euro herausspringen. Das bedeutet KGVs von 23,65 und 20,47. Die Dividenden für 2015 und 2016 werden auf 2,55 und 2,80 Euro geschätzt. Das resultiert in Dividendenrenditen von 2,29 Prozent und 2,52 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer drei: HeidelbergCement AG (WKN: 604700, 64,69 Euro)



Schon seit April 2014 befindet sich der Aktienkurs von HeidelbergCement nun schon auf Richtungssuche. Ausgehend vom damaligen Stand ging es nach unten, nach oben und dann wieder nach unten. Mit dem Resultat, dass sich die Notiz aktuell in etwa auf dem bereits damals gültigen Stand bewegt.

Von den jüngsten Zwischentiefs konnten sich die Anteilsscheine des Baustoffherstellers, der zu den größten Vertretern seiner Branche weltweit zählt, zuletzt aber wieder lösen. Geht es nach Independent Research, dann hat der Hersteller von Zement und Zuschlagstoffen, der auch Bau-Serviceleistungen anbietet, aber noch einiges an Luft nach oben. Das Kursziel wird jedenfalls auf 91 Euro beziffert, was um 40,7 Prozent über den aktuellen Notierungen liegt.

Zu dem für das zweite Quartal vorgelegte Zahlenwerk heißt es zwar, dieses sei trotz prozentuall zweistelliger Zuwächse nicht so überzeugend wie im ersten Quartal ausgefallen. Doch im Großen und Ganzen hätten sich die Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen bewegt und auch der Ausblick für den Rest des Jahres sei bestätigt worden.

Zu der im Juli vermutlich auch in Reaktion auf den Zusammenschluss der beiden Branchengrößen Holcim und Lafarge gemachten Ankündigung, den italienischen Konkurrenten Italcementi übernehmen zu wollen, heißt es, die Transaktion im Volumen von rund 3,7 Milliarden Euro ergänze und erweitere die bestehenden Aktivitäten von HeidelbergCement gut. Auch der Kaufpreis wird als angemessen bezeichnet. Positiv aufgenommen wurde auch die im Zuge der Dealankündigung angehobene Mittelfristprognose.

Bei Gewinnschätzungen je Aktie von 4,61 und 5,63 Euro für 2015 und 2016 wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 14,03 und 11,5 beziffert. Bei Dividendenschätzungen von 1,45 und 1,90 Euro je Aktie für diese beiden Jahre ergeben sich Dividendenrenditen von 2,24 Prozent und 2,94 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer zwei: Aareal Bank AG (WKN: 540811, 32,69 Euro)



Auch die Aktionäre der Aareal Bank hätten sich sicherlich einen besseren Verlauf der vergangenen Monate gewünscht. Denn auch hier gilt: Durch die seit Mitte April erlittenen Kursverluste ist die Notiz auf den Stand von Februar 2014 zurückgefallen. Unschön und auf jeden Fall überraschend war außerdem der Mitte September mit sofortiger Wirkung gemeldete Rückzug des zuvor zehn Jahre amtierenden Vorstandsvorsitzenden Wolf Schumacher. Mit dem bisherigen Finanzvorstand Hermann Merkens wurde zwar gleich ein Nachfolger gefunden, kritische Fragen wirft so ein abrupter Abgang aber trotzdem auf.

Immerhin: Die zuletzt ausgewiesenen Zahlen klangen gut. Nach der Übernahme der WestImmo stieg der Betriebsergebnis im Zeitraum von April bis Juni mit 233 Millionen Euro auf einen Rekordwert. Selbst wenn der Sondergewinn von 154 Millionen Euro aus der Übernahme der WestImmo herausgerechnet wird, kletterte das operative Ergebnis von 65 Millionen auf 79 Millionen Euro. Laut Independent Research-Analyst Markus Rießelmann war das besser als erwartet. Zudem bezeichnet er die ausgewiesene harte Kernkapitalquote mit 11,8 Prozent als gut.

Auch die Prognose für 2015, die ein Konzernbetriebsergebnis von 400 bis 430 Millionen Euro beinhaltet, bestätigte der MDAX-Konzern. Nicht ganz zufrieden war Rießelmann allerdings mit der Entwicklung beim Neugeschäft. Auch in den kommenden Quartalen rechnet er für das Institut, das in den vergangenen Jahren davon profitierte, dass sich große Immobilienfinanzierer wie Eurohypo und Hypo Real Estate nach der Finanzkrise ganz oder teilweise aus dem Markt zurückgezogen hatten, mit einem unverändert herausfordernd bleibenden Umfeld.

Trotzdem wird das Kursziel, das sich aus einem Sum-of-the Parts-Berechnungsmodell ergibt, bei 46,00 Euro gesehen. Das bewegt sich um 40,7 Prozent über den aktuellen Notierungen. Beim Gewinn je Aktie wird für 2015 mit einem Rückgang von 4,87 auf 4,30 Euro gerechnet und für 2016 sogar mit nur 2,88 Euro. Für das laufende und das kommende Jahr ergeben sich somit KGVs von 7,6 und 11,35. Bei der Dividende wird trotz Ergebnisrückgang mit einer Erhöhung von 1,20 auf 1,25 Euro je Aktie gerechnet und für 2016 sogar mit 1,60 Euro. Stimmen diese Prognosen, betragen die Dividendenrenditen auf aktueller Kursbasis 3,82 Prozent und 4,89 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer eins: Indus Holding AG (WKN: 620010, 38,65 Euro)



Auf eine bessere Wertentwicklung seit Beginn der laufenden Hausse im März 2009 als der SDAX, in dem der Titel enthalten ist, kann die Aktie von Indus Holding zurückblicken. Zuletzt ist der Performance-Vorsprung aber geschmolzen, weil der Wert im Zuge der jüngsten Marktkorrektur besonders deutlich unter die Räder gekommen ist.

Mit den vorgelegten Ergebnissen alleine lässt sich das allerdings nicht direkt erklären. Konkret hatte Beteiligungsgesellschaft für das zweite Quartal einen Umsatzanstieg von 600,3 Millionen auf 675,6 Millionen Euro gemeldet und eine Verbesserung beim operativen Ergebnis von 58,5 Millionen auf 62,7 Millionen Euro. Am stärksten wuchsen dabei auch begünstigt von Zukäufen die Umsätze in den Segmenten Metalltechnik sowie Medizin- und Gesundheitstechnik. Der Vorstandschef sprach außerdem von einer trotz der aktuellen Schwäche Chinas gruppenweit guten bis sehr guten Auftragslage.

Auch Independent Research sieht Indus beim Umsatz auf einem guten Weg, die Jahresprognose zu übertreffen. Allerdings sei der gemeldete Gewinn vor Steuern und Zinsen leicht hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Verantwortlich dafür werden die Margenentwicklung in der Metall- bzw. Fahrzeugtechnik gemacht. Das Budget für Akquisitionen in diesem Jahr dürfte übertroffen werden. Die Verschuldung befände sich auf einem soliden Niveau.

Das Unternehmen selbst hat die hauseigenen Ziele für das Gesamtjahr bekräftigt. Es wird somit weiterhin mit einem Anstieg des Umsatzes auf 1,3 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn zwischen 125 und 130 Millionen Euro gerechnet, wobei in dieser Planung Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus Akquisitionen nicht enthalten sind.

Independent Research gibt das Kursziel für Indus mit 60 Euro an. Erfüllt sich diese Prognose, hätte der Titel 55,2 Prozent Luft nach oben. Beim Ergebnis je Aktie wird für 2015 mit einem Anstieg von 2,74 auf 2,97 Euro gerechnet und für 2016 mit 3,11 Euro. Daraus errechnen sich KGVs von 13,0 und 12,43. Die Ausschüttungssätze für 2015 und 2016 werden bei 1,25 und 1,30 Euro nach 1,20 Euro für 2014 gesehen. Das entspricht geschätzten Dividendenrenditen von 3,23 Prozent und 3,36 Prozent.