Für Indus muten die Maßnahmen fast radikal an. Zusammen mit bereits erfolgten Verkäufen und Schließungen plant das Beteiligungsunternehmen, sich von sechs seiner Firmen aus der Fahrzeug- und Metalltechnik zu trennen. Ein Schritt gegen den eigenen Anspruch. Eigentlich sieht sich die Holding als ein Firmenkäufer, der das Lebenswerk deutscher Mittelständler fortführt. Indus-Chef Johannes Schmidt aber versichert: "Firmenverkäufe werden auch in Zukunft die absolute Ausnahme bleiben."

Dabei ist die Corona-Krise nicht der Hauptgrund für die Portfoliobereinigung, aber ein Beschleuniger. Indus kauft Mittelständler und bevorzugte dabei lange die Old Economy. Die 46 Beteiligungen verteilen sich auf die Branchen Bau und Infrastruktur, Fahrzeugtechnik, Maschinen und Anlagenbau, Metall- sowie Medizintechnik. Schocks wie der Corona-Pandemie ist das konjunktursensible Portfolio trotz boomender Bauwirtschaft völlig ausgeliefert. Zum Halbjahr lag die bereinigte Ebit-Marge bei 2,5 Prozent. Zu Bestzeiten schaffte es Indus auf eine Gewinnspanne von fast zehn Prozent. Verkäufe und Schließungen sollen daher schwache Ergebnisse und Verluste eliminieren und die Marge um rund einen Prozentpunkt steigern. Der Grund für die eingebrochene Profitabilität liegt jedoch nicht nur in verlustbringenden Firmentöchtern. So schnell wie Produktionsauslastungen im zweiten Quartal zurückgingen, konnten die wenigsten Mittelständler ihre Kosten senken. Auch Indus setzte zunächst bei den variablen Kosten an und will nun bei den Fixkosten weitermachen. Schmidt schwingt jedoch nicht nur den Rotstift, er ließ auch alle europäischen Standorte auditieren. Aufgedeckt wurden Verbesserungspotenziale, welche die Marge geschätzt um weitere 0,5 Prozentpunkte heben könnten.

Talsohle durchschritten

Gleichzeitig hat Indus "den Tiefpunkt in allen Bereichen im zweiten Quartal gesehen", so Schmidt. Auch deshalb gibt es, nachdem die ursprüngliche Prognose kassiert wurde, einen neuen Ausblick: Der Umsatz soll 1,45 bis 1,6 Milliarden Euro erreichen und das Ebit inklusive Abschreibungen und Restrukturierungskosten zwischen null und 20 Millionen Euro liegen. Vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem zweiten Lockdown. Zumindest die absehbaren Corona-Risiken aber wurden "in der neuen Prognose mehr als ausreichend berücksichtigt", versichert Schmidt. Bis alle Maßnahmen wirken, dürfte es dauern, während Verlustbringer aus Metall- und Fahrzeugtechnik weiterhin belasten. Seit Juni aber sieht Schmidt eine Umsatzbelebung. Ziehen auch die Auslastungen wieder an, sollte Indus seine Profitabilität wieder schrittweise steigern können.