Chiphersteller wie Infineon sind von einer schwächelnden Weltwirtschaft - wie derzeit - traditionell stark betroffen. Mehrere Unternehmen kürzten bereits die Prognose. In diesem Umfeld kommt es umso überraschender, dass der DAX-Konzern aus Neubiberg bei München starke Zahlen für das abgelaufene Quartal vorlegt. Der Umsatz stieg im dritten Quartal (Geschäftsjahr per Ende September) um zwei Prozent zum Vorquartal und vier Prozent zum Vorjahr auf zwei Milliarden Euro. Da das Geschäft in der Chipbranche üblicherweise sehr stark schwankt, werden die Zahlen mit dem Vorquartal verglichen.

Infineon profitierte im dritten Quartal von leicht steigenden Erlösen in in allen vier Kernsegmenten Automobil, industrielle Steuersysteme, digitale Sicherheitslösungen, Power Management & Multimarket. Auch der festere US-Dollar gab Schub. Das operative Ergebnis (Ebit) sank um fünf Prozent zum Vorquartal auf 317 Millionen Euro - übertraf damit aber dennoch die Erwartungen der Analysten deutlich. So auch beim Überschuss: Dieser Wert sank zum Vorjahr um 17 Prozent und zum Vorquartal um drei Prozent auf 224 Millionen Euro. Die Gewinnmarge ging auf 15,7 Prozent von 16,7 Prozent zurück.


Für die Zukunft breiter aufgestellt

Bis Ende September peilen die Bayern weiterhin eine Gewinnmarge von 16 Prozent an. Der Umsatz soll um fünf Prozent auf acht Milliarden Euro sinken. Damit bestätigte Infineon-Chef Reinhard Ploss nun nach zwei Gewinnwarnungen zu Jahresbeginn Prognose. Für das bereits angelaufene vierte Quartal erwartet Infineon ein Umsatzplus von einem Prozent.

Langfristig will der Konzern in andere Geschäftsfelder vordringen. Dafür will Infineon wie bekannt den US-Konkurrenten Cypress Semiconductor für insgesamt neun Milliarden Euro übernehmen. Damit würde der Konzern so viel Geld wie noch nie in einen Zukauf stecken. Finanziert wurde dieser mit einer Kapitalerhöhung von über 1,5 Milliarden Euro. Infineon verspricht sich von der Übernahme Vorteile beim Zukunftsgeschäft mit selbstfahrenden Autos - Cypress produziert Halbleiter für diese Fahrzeuge - und vernetzten Gebäuden. Die Zustimmung der Cypress-Aktionäre und der Wettbewerbsbehörden steht noch aus. Die Übernahme soll bis Anfang 2020 abgeschlossen sein.


Einschätzung der Redaktion

Es ist auch nötig, dass sich Infineon breiter aufstellt. Denn die Kerngeschäfte Automobil und Smartphones befinden sich im Umbruch. So kämpft die Mobilgeräte-Branche mit einem Überangebot und hohen Lagerbeständen. Zusätzlich belastet der Handelskonflikt zwischen den USA und China die Unternehmen. Nach Schätzungen des Beratungshauses Gartner steht die gesamte Chipbranche vor dem schlechtesten Jahr seit 2009.

Die Quartalszahlen kamen am Markt gut an. Die Infineon-Aktie stieg am Donnerstag um rund zwei Prozent.

Im aktuell schwierigen Umfeld der Halbleiterindustrie schafft der zyklische Titel eine Überraschung. Anleger sollten das Geschäft dennoch lieber von der Seitenlinie aus beobachten. Ein Neueinstieg drängt sich nicht auf.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 16,00 Euro
Stoppkurs: 14,00 Euro

Mit Material von Reuters