Der Markt hatte sich von den Zahlen des Chipherstellers Infineon offenbar mehr erhofft. Nachdem der Halbleiterhersteller aus Neubiberg bei München Ergebnisse seines dritten Geschäftsquartals meldete, sackte die Aktie mehr als vier Prozent auf rund 14,08 Euro ab. Dabei konnte das Unternehmen seinen Umsatz binnen Jahresfrist um drei Prozent auf 1,63 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis kletterte um vier Prozent auf 254 Millionen Euro, der Gewinn um fast drei Viertel auf 186 Millionen Euro.

Angesichts eines für 2017 erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,6 ist die Aktie allerdings hoch bewertet, entsprechend groß fallen die eingepreisten Erwartungen aus. Mit der Aussicht, dass die Umsätze im laufenden vierten Quartal maximal fünf Prozent steigen, im schlechtesten Fall aber auch stagnieren könnten, wurden die Ansprüche der Börsianer nicht zufriedengestellt.

Grund für den mageren Ausblick ist, dass sich der Chipmarkt insgesamt weiter schwach entwickelt und das Geschäft mit Smartphones besonders enttäuschte. Die Umsätze der entsprechenden Unternehmenssparte sank um zwei Prozent auf 509 Millionen Euro. Die operative Marge verharrte dabei mit 16 Prozent weiter unter den deutlichen besseren Werten von 19 bis 21 Prozent in den letzten beiden Quartalen des vergangenen Geschäftsjahres verharrte. "Das ist eine Überraschung nach den Ergebnissen der Konkurrenz und von Kunden wie Apple und Samsung, die als Besserung nach den harten drei vorangegangenen Quartalen aufgefasst wurden", urteilt Analyst Günther Hollfelder von der Investmentbank Baader erklärt er.

Im deutlich kleineren Geschäftsbereich für Sicherheitschips blieb der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr stabil, ging gemessen an den Erlösen des zweiten Quartals ebenfalls zurück, während auch hier die Marge leicht nachgab. Die Effekte führten bereits im vergangenen Quartal dazu, dass die operative Marge anders als erhofft nicht auf 16 Prozent stieg, sondern nur 15,5 Prozent erreichte.

Von der wichtigsten Abnehmerbranche gehen jedoch unverändert gute Wachstumssignale aus. Die Automobilindustrie kaufte neun Prozent mehr Chips des Konzerns als im Vorjahr und steigerte den Umsatz so auf 676 Millionen Euro. Die Marge konnte dabei insbesondere dank Skaleneffekten von 14 auf 15 Prozent gesteigert werden.

Infineon profitiert vom Trend zum autonomen Fahren für den immer Chips in die Fahrzeuge eingebaut werden müssen. Zudem kommen Infineon Chips immer öfter zur energieeffizienten Steuerung von Solaranlagen oder Fertigungsstraßen zum Einsatz.

Über die jüngste Entwicklung äußerte sich der Infineon-Chef Reinhard Ploss daher zufrieden. "Umsatz, Ergebnis und Marge sind im vergangenen Quartal wie erwartet gestiegen. Besonders gefragt waren unsere Lösungen für Automobilelektronik, erneuerbare Energien und Stromversorgungen", erklärte Ploss. Die Renditen will der Manager im laufenden Vierteljahr auf 17 Prozent weiter steigern. Die Jahresprognose, wonach der Umsatz um bis zu zwölf Prozent bei einer Rendite von 15 bis 16 Prozent zulegen soll, bekräftigte der Vorstandschef.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion



Tatsächlich besitzt Infineon in den aussichtsreichen Wachstumsfeldern um erneuerbare Energien und autonomes Fahren eine sehr gute Wettbewerbsposition. Auch die weitere, wenn auch langsamer als erwartete Verbesserung der Profitabilität ist positiv zu werten. Allerdings scheinen all diese Faktoren in dem aktuellen Kurs eingepreist. Wir empfehlen daher die Aktie zu halten.

Ziel: 15,00 €

Stopp: 9,80€