Der Münchener Halbleiterhersteller Infineon rechnet spätestens Ende 2023 mit dem Ende der Chipkrise in der Autoindustrie, das gab am Wochenende der Automotive-Chef Peter Schiefer in der "Automobilwoche" bekannt. "Ich gehe davon aus, dass wir 2023 den Bedarf gut abdecken können. Bei Mikrocontrollern, die wir außer Haus fertigen lassen, werden wir 2022 noch eine starke Begrenzung haben".

Der Mangel an Halbleitern und anderen Chips hat die deutsche Wirtschaft stark ausgebremst. Besonders die Automobilindustrie litt unter fehlenden Bauteilen. Die Produktionslücke in der gesamten Industrie sei dadurch auf siebeneinhalb Prozent gestiegen, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) ermittelte.

Infineon denkt um und baut neue Chip-Fabrik


Doch die weltweiten Engpässe mit Chips hätten auch die Zusammenarbeit mit den Autobauern gewandelt, so Schiefer. "Wir diskutieren auch Modelle, wie wir mittelfristig Kapazitätsreservierungen anbieten können. Das machen wir für ausgewählte Segmente." Eines davon sei die E-Mobilität.

Angesichts der Produktionsengpässe stapeln sich die Aufträge bei den Unternehmen. Und um das bedienen zu könne, kündigte Schiefer zugleich eine deutliche Erweiterung der Produktion an. So eröffnete der Halbleiterhersteller im vergangenen Jahr eine neue Chip-Fabrik im österreichischen Villach. "Wir werden unsere Kapazitäten stark ausbauen und beispielsweise in Villach investieren, um dem wachsenden Bedarf im Bereich Siliziumkarbid gerecht zu werden", so Schiefer.

Das zweite Halbjahr dürfte überzeugen


Zudem dürfte das zweite Halbjahr des DAX-Konzerns besser als das erste werden. Bei selbst hergestellten Produkten wie der Leistungselektronik und Sensoren gebe es heute zum Teil schon keine Engpässe mehr. "Und wir werden bis zum Sommer weitestgehend lieferfähig sein. Die letzten Themen werden 2023 gelöst werden." Am 03. Februar legt Infineon die Zahlen für das erste Quartal offen.

Unsere Einschätzung zur Infineon-Aktie


Am heutigen Montag notiert die Infineon-Aktie im DAX rund drei Prozent tiefer bei 35,40 Euro. Das Papier notiert damit so tief wie letztmals im Oktober 2021. Charttechnisch betrachtet hat der Kurs in den vergangenen Monaten nur eine Richtung gekannt: Nach oben. Damit kam der Halbleiterhersteller recht unbeschadet durch die weltweite Chipkrise.

Doch in den jüngsten Handelswochen bröckelte der Kurs vom einstigen Rekordhoch bei 43,46 Euro im November 2021 bis jetzt auf gut 35,40 Euro ab. Das dürfte nicht allzu sehr überraschen: Technologiewerte sind derzeit bei Anlegern nicht sonderlich gefragt und fliegen aus den Depots.

Nach den Meldungen vom Wochenende durchbricht die Infineon-Aktie die viel beachtete 200-Tagelinie bei rund 36 Euro nach unten - ein charttechnisches Zeichen zur Vorsicht. Die jüngsten Zahlen von Infineon-Konkurrenten wie ASML und STMicro zeigen aber, dass die Chiphersteller auf Wachstumskurs sind. Anleger sollten sich also nicht aus der Ruhe bringen lassen und die schwächeren Kurse zum Einstieg nutzen. Wir sagen: "Kaufen."

Mit Material von dpa-AFX/rtr/ak