Darunter sind mit Infineon, Thyssenkrupp und HeidelbergCement auch drei deutsche Aktien. BÖRSE ONLINE berichtet.

Das Anlegervertrauen wird in diesen Tagen aufgrund der Omikron-Ausbreitung, der anhaltenden Lieferkettenprobleme und einer historisch hohen Inflation zurecht erneut auf die Probe gestellt, schreibt die DZ Bank in einer aktuellen Publikation. Inmitten dieser Fülle von berechtigten Konjunktursorgen blicken die Analysten jedoch optimistisch aus das Jahr 2022.

Zur Begründung heißt es, die Probleme sollten im Verlauf des kommenden Jahres immer mehr unter Kontrolle gebracht werden und damit der Wirtschaftserholung buchstäblich "freie Fahrt" geben. Die angesprochenen Risiken blieben zwar weiterhin bestehen, sie bildeten jedoch auch ein Fundament für Kurssteigerungen am Aktienmarkt. Sowohl Konsumenten als auch Unternehmen hätten sich mittlerweile auf den "neuen Normalzustand" im Krisenmodus eingestellt, sodass die Produktion und auch der Konsum von Gütern und Dienstleistungen - wenn auch in angepasster Form - weiter fortgeführt werden könne.

Diese Entwicklung werde durch einen starken Arbeitsmarkt untermauert. Die Wirtschaftsleistung bleibe zwar weiterhin schwankungsanfällig. Massive Einbrüche würden hierdurch aber verhindert und die Einkommen sowie das Vertrauen in die Zukunft nähmen zu.

Dies befeuere die Nachfrage in allen Wirtschaftssektoren, am stärksten jedoch bei konjunktursensiblen Unternehmen, wie den Produzenten langlebiger Investitionsgüter und deren Zulieferer. Dies belegten die vollen Auftragsbücher der Branchenvertreter. Was ihnen bei der Abarbeitung aktuell im Weg stehe, sei die Knappheit an Vorprodukten und Arbeitskräften. Diese Situation sollte sich im Jahresverlauf aber sukzessive verbessern.

Die aktuell nicht ausgeführten Aufträge verfielen jedoch nicht, denn die Nachfrage nach langlebigen Gütern bleibe für die wartenden Abnehmer bestehen. Diese Aufträge würden in Folgeperioden ausgeführt, wenn das Angebot nachgezogen habe. Die DZ Bank erwartet, dass diese Dynamik im zweiten Halbjahr 2022 zunimmt. Gewinne und Wachstum würden folglich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Die von Analysten für 2022 erwartete Gewinnzunahme im DAX von rund fünf Prozent dürfte daher zu konservativ geschätzt sein.

Diese pessimistische Ausgangsbasis werde durch die jüngsten Kursrückschläge bestätigt und biete daher insbesondere für zyklische Werte zusätzlichen Raum für positive Überraschungen. Die kontinuierliche Umstellung auf den "neuen Normalzustand" im Krisenmodus bedinge eine hochtechnologische Aufrüstung des (Arbeits-) Alltags. Hiervon profitierten Technologie-Unternehmen enorm. Sie erwirtschaften hierdurch hohe und zugleich stabil wachsende Erträge und dies nahezu unabhängig vom Wirtschaftszyklus.

Insgesamt stellt die DZ Bank acht Einzelaktien als potenzielle Gewinner für 2022 besonders heraus, deren Geschäftsmodelle im prognostizierten Wirtschaftsumfeld 2022 gute Erträge abwerfen sollen. Zu den favorisierten Zyklikern und Technologie-Unternehmen aus dem Ausland zählen General Motors, JPMorgan, Schneider Electric sowie Microsoft und Paypal. Die Liste komplettieren mit HeidelbergCement, Infineon und Thyssenkrupp drei Zykliker aus Deutschland. BÖRSE ONLINE berichtet nachfolgend noch etwas detaillierter über die Kursziele sowie die Kaufargumente zugunsten dieses Trios.

HeidelbergCement-Aktie



Einer der drei deutschen Aktienfavoriten der DZ Bank heißt wie bereits erwähnt HeidelbergCement. Dahinter steckt ein weltweit tätiger integrierter Baustoffkonzern. Das Unternehmen gehört laut DZ Bank zu den global größten Zementherstellern. Ergänzt wird das Produktportfolio unter anderem durch Zuschlagstoffe und Transportbeton. Mit der Übernahme von Italcementi wurde der Konzern zum weltweit zweitgrößten Zementhersteller.

Die Bewertung ist für den zuständigen Analysten Thorsten Reigber im Vergleich zur relevanten Vergleichsgruppe bei ähnlichem Margenniveau weiterhin sehr günstig. Den fairen Wert beziffert er im Rahmen einer Kaufempfehlung auf 81,00 Euro. Gemessen am Schlusskurs vom Freitag von 58,96 Euro ergibt sich darauf für diesen DAX-Vertreter ein Aufwärtspotenzial von 37,4 Prozent.

Begründung des Anlageurteils: Infrastrukturprogramme in den wichtigen Kernmärkten und die Dynamik im Wohnungsbau sollten 2022 weiterhin für solides Volumen-Wachstum sorgen. Zudem sollte es angesichts Marktposition und Preismacht über Preiserhöhungen und zusätzliche Kostensenkungen gelingen, die gestiegenen Energiekosten weitgehend zu kompensieren. Die DZ Bank geht von einer Entspannung der Energiekosten-Situation im Verlauf von 2022 aus. Weitere Maßnahmen zur Portfoliooptimierung, eine generelle hohe Kostendisziplin und eine geringere Vergleichsbasis ab dem zweiten Halbjahr 2022 sollten unterstützend wirken.

Ausblick: Für 2021 rechnet HeidelbergCement mit einem "starken" Wachstum des operativen EBITDA auf vergleichbarer Basis. Dies sollte das Unternehmen angesichts erster Preiserhöhungen und einer geringeren Vergleichsbasis aus dem vierten Quartal 2020 erreicht haben. Der mittelfristige Ausblick sieht für 2025 eine operative EBITDA-Marge von 22 Prozent vor. Margentreiber sollen dabei vor allem ein aktives Portfoliomanagement, Business Excellence-Initiativen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung sowie die digitale Transformation sein. Bewertung: Die DZ Bank sieht den Gewinn je Aktie in diesem Jahr leicht von 7,63 Euro auf 7,77 Euro steigen. Die Prognosen für die beiden Folgejahre sehen 7,90 Euro und 8,24 Euro vor. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 7,16. Bei der Dividende soll es laut DZ Bank-Vorhersage für 2021 von 2,20 Euro auf 3,03 Euro je Aktie nach oben gehen. Für 2022 und 2023 sollen dann 3,08 Euro bzw. 3,22 Euro je Aktie an die Anteilseigner fließen. Daraus ergeben sich Renditen in einer Spanne von 5,14 Prozent bis 5,46 Prozent.

Chancen und Risiken: Chancen sieht die DZ Bank in einer erfolgreichen Umsetzung des Aktionsplans (Portfoliooptimierung, Margenverbesserung, möglicher Aktienrückkauf), dem Ausbau der Produktionskapazitäten in wachstumsstarken Märkten und in einre Reduzierung der Finanzierungskosten.

Risiken könnten sich dagegen bei einer spätzyklischen Eintrübung der Baukonjunktur in den USA und in Europa ergeben, durch Wechselkursschwankungen oder durch regionale Unruhen in Ländern Afrikas. Gefahren bergen zudem steigende Energiekosten sowie schlechte Witterungsverhältnisse.



Thyssenkrupp-Aktie



Der zweite von drei deutschen Aktienfavoriten der DZ Bank für 2022 ist Thyssenkrupp. Das heißt, die Wahl ist auf einen im MDAX enthaltenen diversifizierten Industriekonzern mit traditionell hoher Werkstoffkompetenz gefallen. Die Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Umbauprozess, so die DZ Bank. Am Ende des Geschäftsjahres 2020/21 beschäftigte Thyssenkrupp rund 101.000 Mitarbeiter in rund 56 Ländern und rund 890 Standorten und erzielte einen Umsatz von rund 34 Milliarden Euro.

Den fairen Wert gibt der verantwortliche Analyst Dirk Schlamp mit 14,00 Euro an. Die Bewertung erfolgte dabei auf Basis einer Summe-derEinzelteile-Analyse unter Berücksichtigung der Schätzungen für das Geschäftsjahr 2021/22. Den Wertbeitrag aus dem Börsengang der Uhde Chlorine Engineers hat die DZ Bank mit rund 1,6 Milliarden Euro berücksichtigt. Da der Titel am Freitag mit 9,33 Euro aus dem Xetra-Handel ging, musste der Wert für eine Zielerreichung um rund 50 Prozent zulegen.

Begründung des Anlageurteils: Insbesondere aufgrund der positiven Ertragsaussichten für das Stahlgeschäft und struktureller und operativer Verbesserungen dürfte Thyssenkrupp im laufenden Geschäftsjahr eine deutliche Gewinnverbesserung verzeichnen. Auf dem Weg hin zur in Aussicht gestellten nachhaltigeren "Group of Companies" könnten in den kommenden Monaten zudem weitere wegweisende Portfolio-Maßnahmen bekanntgegeben werden. Als kurzfristigen Treiber für den Aktienkurs sieht Schlamp insbesondere den geplanten Börsengang von Uhde Chlorine Engineers.

Ausblick: Im Rahmen des jüngsten Kapitalmarkttages hat Thyssenkrupp die Ziele für 2021/22 bestätigt und neue Mittelfristziele genannt. Die Gesellschaft geht in ihrer neuen Mittelfristprognose davon aus, die bereinigte EBIT-Marge der Gruppe mittelfristig (Zeithorizont drei bis fünf Jahre) auf vier bis sechs Prozent (2020/21: 2,3 Prozent) steigern zu können. Durch Effizienzfortschritte soll zudem der freie Cashflow vor M&A mittelfristig signifikant positiv ausfallen und perspektivisch will Thyssenkrupp wieder verlässliche Dividenden zahlen.

Im Rahmen eines tiefgreifenden Transformationsprozess prüfe das Management derzeit unter anderem die Abspaltung der Stahlaktivitäten. Des Weiteren sei davon auszugehen, dass im Jahr 2022 das Geschäft mit Wasserstoff-Elektrolyseuren (Uhde Chlorine Engineers) an die Börse gebracht werde, wodurch Thyssenkrupp zusätzliche Liquidität einnehmen könnte. Zudem werde für das eher margenschwache Marine-Geschäft neben der Eigenständigkeit auch Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen sondiert. Ein Zusammenschluss könnte die deutsche und europäische Werftenindustrie im internationalen Wettbewerb stärken.

Bewertung: Geht es nach dem Schlamp, dann es die Gesellschaft in der Lage, den Umsatz von 34,0 Milliarden Euro in 2020/21 bis 2023/24 auf 37,8 Milliarden Euro zu steigern. Gleichzeitig sehen die Schätzungen in dieser Zeit beim Ergebnis je Aktie eine Verbesserung von 0,21 Euro auf 1,28 Euro vor. Auf letztgenannter Basis beträgt das geschätzte KGV 7,3. Hinzu kommt die Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen. Der Vorhersage zufolge könnte es für 2021/22 sowie für 2022/23 jeweils 0,20 Euro je Aktie geben und für 2023/24 dann 0,25 Euro. Das heißt, wir sprechen hier über Dividendenrenditen von 2,14 Prozent bzw. 2,68 Prozent.

Chancen und Risiken: Chancen stellen bei Thyssenkrupp aus Sicht von Schlamp Stahlpreiserhöhungen, Effizienzmaßnahmen, ein weiteres Kostensenkungsprogramm sowie eine weitere Aufspaltung dar. Risiken wittert er bei einer Konjunktureintrübung, zyklischen Schwankungen der Endmärkte und der Wechselkursentwicklung. Probleme bereiten könnten eventuell auch die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen sowie steigende Stahlimporte.



Infineon-Aktie



Beim dritten deutschen Kauf-Tipp der DZ Bank für 2022 dreht es sich um Infineon. Dieses Dax-Mitglied produziert Halbleiter- und Systemlösungen, welche die Segmente Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit adressieren.

Mit den Halbleiter- und Systemlösungen für Automotive-, Industrieelektronik-, Chipkarten- und Sicherheitsanwendungen hält Infineon aus Sicht der DZ Bank jeweils starke Marktpositionen. Die Produkte zeichnen sich, wie es weiter heißt, durch Zuverlässigkeit, hohe Qualität und innovative und modernste Technologien aus

Der faire Wert ist auf 48,00 Euro beziffert, wobei sich dies auf der Basis einer abgezinsten -Cashflow-Kalkulation ergeben hatr. Diese wiederum basiert unmittelbar auf den Planungen der DZ Bank für den Zeitraum 2021/22 bis 2026/27. Um die genannten 48,00 Euro zu erreichen, muss die Aktie ausgehend von einem Schlussniveau am Freitag von 38,905 Euro um 23,4 Prozent zulegen.

Begründung des Anlageurteils: Infineon steht dank der anhaltend starken Nachfrage nach Halbleiterchips laut der DZ Bank vor einem weiteren Wachstumsjahr. Die Gesellschaft adressiert mit ihren Produkten die Trends Elektrifizierung und Digitalisierung, die das strukturelle Halbleiterwachstum treiben.

Vor diesem Hintergrund und aufgrund der strategischen Positionierung des Unternehmens mit Fokus auf die Wachstumsfelder Mobilität, Sicherheit, Energieeffizienz, Internet der Dinge und Datenmanagement stellen sich nach Erachten der zuständigen Analysten die mittelfristigen Perspektiven ebenfalls vielversprechend dar.

Ausblick: Infineon prognostiziert für 2021/22 einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro, +/- 500 Millionen Euro (Vorjahr: 11,1 Milliarden Euro). Die Segmentergebnismarge soll im laufenden Geschäftsjahr im Mittelpunkt der Umsatzspanne voraussichtlich etwa 21 Prozent betragen. Überdurchschnittliche Zuwachsraten werden unter anderem für die Segment Automotive erwartet.

Die Investitionen sollen 2021/22 rund 2,4 Milliarden Euro betragen, die verstärkt in den Ausbau der Kapazitäten in der Frontendfertigung fließen sollen. Zudem erwartet Infineon einen freien Cashflow von rund 1,0 (Vorjahr: 1,57) Milliarden Euro und für das erste Quartal 2021/22 stellt Infineon einen Umsatz von rund drei (Vorjahr: 2,6) Milliarden Euro sowie eine Segmentergebnismarge von rund 21 Prozent (Vorjahr: 18,6 Prozent) in Aussicht.

Bewertung: Geht es nach der DZ Bank, dann steigt bei Infineon der Umsatz von 2020/21 bis 2023/24 von 11,1 Milliarden Euro auf 15,0 Milliarden Euro. In Sachen Ergebnis je Aktie ist es so, dass man im genannten Zeitraum von einem Anstieg von 1,20 Euro auf 1,81 Euro ausgeht. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 21,5.

Hinzu kommen erwartete Dividendenzahlungen von 0,28, 0,29 und 0,30 Euro je Anteilsschein für die drei zuvor genannten Geschäftsjahre, woraus sich Renditen von 0,72 Prozent, 0,745 Prozent und 0,771 Prozent ergeben.

Chancen und Risiken: Die DZ Bank macht bei Siemens Chancen dank der guten Marktstellung in den wesentlichen Endmärkten Auto, Leistungshalbleiter und Sicherheits-ICs aus sowie in der Technologiekompetenz und den steigenden Investitionskosten, weil das wichtige Markteintrittsbarrieren seien. Positiv Erwähnung finden zudem Megatrends wie Digitalisierung, Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit, welche die Nachfrage nach Halbleitern trieben. Hinzu komme die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und der Ausbau der internen Kapazitäten.

Als Risiken hat man hingegen eine hohe Marktmacht der Kunden identifiziert, was zu Margendruck führen könne und auch die konjunkturellen Zyklen könnten die Geschäftsentwicklung negativ beeinflussen. Angeführt wird auch das Risiko von Überkapazitäten im Bereich der Halbleiterproduktion sowie der Technologiewandel und ständiger Innovationsdruck, was hohe Ressourcen erfordere.