Die Aktien der auf regenerative Energien spezialisierten RWE-Tochter Innogy starteten am Tag ihrer Erstnotiz mit 37,30 Euro in den Börsenhandel. Der Ausgabepreis lag bei 36 Euro und damit am oberen Ende der Ausgabespanne. Das Interesse der Investoren war hoch. Bereits am ersten Tag der Zeichnungsfrist lagen Kaufaufträge für das gesamte Emissionsvolumen vor. Inzwischen machen aber einige Anleger Kasse - die Innogy-Aktie ist unter ihren Ausgabepreis gefallen.

Mit einem Emissionsvolumen von fünf Milliarden Euro war das Innogy-IPO der größte Börsengang in Deutschland seit dem Jahr 2000. Zwei Milliarden Euro aus dem Börsengang kommen Innogy für Zukunftsinvestitionen zugute. Den Rest bekommt RWE zum Abbau des Schuldenberges in Höhe von 28 Milliarden Euro oder für die zu erwarteten Kosten aus dem Atomausstieg.

Innogy bündelt die lukrativen Geschäfte mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen und dem Vertrieb. An der Spitze steht der bisherige RWE-Chef Peter Terium. Bei RWE verbleiben die Atomanlagen ebenso wie die Kohle- und Gaskraftwerke und der Energiehandel. Konkurrent Eon ging den umgekehrten Weg und brachte Mitte September per Spin-Off seine konventionellen Kraftwerke in der Tochtergesellschaft Uniper an die Börse.

RWE bleibt Hauptaktionär


Nach der Abspaltung von Innogy bleibt RWE zunächst mit 75 Prozent der größte Anteilseigner. RWE will auch langfristig die Mehrheit an Innogy behalten, schließlich bleibt die Tochter das wichtigste Standbein. Die weltweit 40 000 Innogy-Mitarbeiter dürften im laufenden Jahr ein operatives Ergebnis (Ebitda) in einer Bandbreite von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Damit steuert Innogy voraussichtlich bis zu 85 Prozent zum operativen Gewinn von RWE bei. Zudem gelten die Einnahmen als gut kalkulierbar, da sie überwiegend aus staatlich regulierten Geschäften stammen.

An der Börse resultiert das in einer ungleich höheren Marktkapitalisierung. Innogy wird mit 21 Milliarden Euro bewertet und ist damit ein heißer Kandidat für den MDAX. Die hochverschuldete Mutter RWE kommt dagegen nur auf einen Wert von 8,7 Milliarden Euro. Während RWE die Zahlung an die Aktionäre in diesem Jahr ganz ausfallen ließ, lockt Innogy die Anleger mit einer üppigen Dividende. Bereits für das laufende Jahr will der Ökostromriese 70 bis 80 Prozent des um Sondereffekte bereinigten Nettogewinns ausschütten. Dadurch könnte auch RWE seinen Aktionären wieder eine Dividende zahlen. Analysten rechnen im Schnitt mit 0,40 Euro pro Aktie, die RWE seinen Anteilseignern im kommenden Jahr zahlen dürfte.

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Einschätzung der Redaktion


In den Himmel wachsen aber auch bei Innogy die Bäume nicht. Den Großteil der Gewinne erzielt Innogy in den Bereichen Strom- und Gasnetze und Vertrieb. Das Ökostromgeschäft steuert derzeit indes nur rund zehn Prozent zum operativen Gewinn bei. Zudem sinken die Margen etwa bei der Windenergie an Land. Gleichzeitig sind für Windparks im Meer sehr hohe Investitionen nötig. Außerdem trifft Innogy international auf starke Konkurrenten wie die Ökostromtöchter des französischen Versorgers EDF oder der des spanischen Mitbewerbers Iberdrola. Die Innogy-Aktie wird deshalb trotz des guten Börsenstarts kein Selbstläufer. Langfristanleger mit Fokus auf gut kalkulierbare Dividendenausschüttungen können aber zugreifen.

Kursziel: 42 Euro

Stopp: 31,50 Euro