Der US-Chipriese Intel hat bei der Umsetzung seiner ambitionierten Pläne zur Produktion einer neuen Chipgeneration einen Dämpfer hinnehmen müssen. Der Konzern hinkt eigenen Angaben zufolge bei der Entwicklung einer neuen Prozessor-Generation dem selbst aufgestellten Zeitplan Monate hinterher. So sei die 7-nm-Chip-Technologie um ein halbes Jahr verspätet, heiß es vom weltgrößten Chiphersteller nach US-Börsenschluss am Donnertag weiter. Bei Investoren sorgte diese Meldung für massive Verstimmung.

Intel-Chipentwicklung - Geschichte wiederholt sich


Erinnerungen an die Verzögerung bei der Produktion der 10-nm-Vorgängertechnologie wurden wach - auch hier hatte es damals große Verzögerungen bei der Entwicklung und Produktion gegeben. Die Antwort der Anleger auf diese Hiobsbotschaft folgte prompt: Aktien von Intel brachen nachbörslich um 8,5 Prozent ein. Mitbewerber AMD hingegen, der bei der Entwicklung neuer Chips im Zeitplan liegt, war bei Anlegern gefragt - die AMD-Aktie gewann nachbörslich 6,3 Prozent.

Positiver Ausblick für das dritte Quartal


Intel hatte jedoch auch Positives zu vermelden. Im abgelaufenen zweiten Quartal kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar. Analysten waren von lediglich 18,6 Milliarden ausgegangen. Nach Sonderposten lag der Gewinn je Anteilsschein bei 1,23 Dollar. Im Vorfeld wurde 1,11 Dollar erwartet.

Auch der Ausblick für das laufende dritte Quartal stimmte Experten zuversichtlich. Hier stellte der Chipgigant einen Umsatz von rund 18,2 Milliarden Dollar in Aussicht und übertraf damit die durchschnittlichen Analysten-Erwartungen. Sie lagen laut des US-Wirtschaftsnachrichtendienstes Refinitiv bei 17,9 Milliarden Dollar.

Einschätzung der Redaktion


Bei der Entwicklung neuer Chipsätze für Smartphones spielt Intel nur eine untergeordnete Rolle, hier wird der Markt von Huawei, Samsung und Qualcomm bestimmt. Zudem hatte Apple erst kürzlich bekanntgegeben, künftig auf den Einbau von Intel-Chips bei der Produktion seiner Mac-Books zu verzichten und stattdessen die benötigten Prozessoren in Eigenregie herzustellen.

Im Bereich der Desktop-PCs jedoch ist Intel ein Schwergewicht. Der Chip-Markt ist allerdings hart umkämpft - größter Konkurrent ist hierbei AMD. Entscheidet ist die Geschwindigkeit, mit der neue und leistungsfähigere Prozessoren entwickelt und an den Mann gebracht werden können. Die Anforderungen der PC-Hersteller steigen stetig, da sie auf die Nachfrage der Kunden nach immer schnelleren und kleineren Chips - die auch noch weniger Energie verbrachen sollen als ihre Vorgänger - reagieren müssen.

Doch gerade hier, bei der Entwicklung der neuen 7-nm-Chip-Technologie, läuft Intel dem eigenen Zeitplan hinterher. Dies könnte PC-Produzenten dazu bewegen, auf Chips des Mitbewerbers AMD umzusteigen. Ein Umstand, der die Entwicklung des Kurses der Intel-Aktie mittelfristig negativ beeinflussen könnte.

Von Juli 2019 bis Juli 2020 hat sich der Kurs des Intel-Titels kaum bewegt und dümpelt in einer Spanne von 47,30 bis 46,94 Euro vor sich hin. Aufgrund der Bekanntgabe einer Produktionsverzögerung bei den neuen Prozessoren und der möglichen Abwanderung von Kunden zum Mitbewerber AMD, stufen wir die Intel-Aktie derzeit auf "Beobachten" ein.

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