Die Ergebnisse waren einige Quartale in Folge positiv, es wird kein Geld mehr verbrannt. Allerdings ist nach einer so großen Zeitspanne die Liste der Enttäuschungen lang und der Frust der Anleger sitzt tief: Warum soll gerade jetzt die Trendwende gelingen? Risikobereite Anleger wagen die Wette. Im Vergleich zu früher hat sich einiges geändert. Intershop hat seine Kosten jetzt im Griff. Das reduziert das Risiko, dass die Thüringer wieder in eine Existenzkrise geraten und wie 2019 komplett neu kapitalisiert werden müssen. Der Spezialist für E-Commerce-Software hat sein Geschäft zudem verstärkt auf den sogenannten B2B-Bereich ausgerichtet und bietet die Dienste zunehmend in der Cloud an. Dadurch wird die von Branchendiensten ausgezeichnete, aber komplexe Software einfacher nutzbar. Und Firmen benötigen bei der Transaktion miteinander vor allem Verlässlichkeit und Anbindung an das eigene Berichtswesen.

Cloud-Geschäft wird deutlich wachsen


Die große Zahl von Bluechip-Kunden deutet darauf hin, dass das Angebot immer besser angenommen wird. Nimmt man die Auftragseingänge 2020 als Basis, werden die Cloud-Erlöse 2021 um mindestens ein Viertel zulegen. Kein schlechter Start für das Comeback. Intershop wird an der Börse mit 57,9 Millionen Euro bewertet. Bei einem Umsatz von 33,6 Millionen Euro und einem kleinen Nettogewinn sieht das zunächst nicht nach einem Schnäppchen aus. Wer etwas tiefer in die Struktur blickt, sieht, dass die Einnahmen aus Cloud und Wartung 2021 mehr als die Hälfte der Erlöse ausmachen sollten. Diesen Einnahmen stehen nur geringe variable Kosten gegenüber. Würden die reinen Produkt- und Wartungserlöse isoliert bewertet, decken sie den Börsenwert locker ab. Das heißt: Anleger erhalten im Moment das Wachstumspotenzial, das die Digitalisierung der Industrie zwangsläufig mit sich bringen sollte, kostenlos dazu. Sie müssen zur Realisierung des Potenzials allerdings etwas Geduld mitbringen.

Es könnte natürlich auch schneller gehen. Bei Übernahmen im Technologiesektor werden im Moment sehr hohe Preise gezahlt. Der attraktive Kundenkreis, ein wettbewerbsführendes Produkt, aber auch Defizite im Vertrieb machen Intershop zu einem perfekten Übernahmekandidaten. Das gilt umso mehr, als die Mehrheit der Aktien bei institutionellen Anlegern liegen, die bei attraktiven Kursen wohl verkaufen würden.