Die Krise hat Lateinamerikas größte Volkswirtschaft weiterhin im Griff. Nach den USA ist Brasilien das von Corona am stärksten getroffene Land. Der Ernst der Lage spiegelte sich bislang auch am Aktienmarkt wider. Über 38 Prozent hat der MSCI Brazil seit Jahresanfang verloren. Doch nun zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab - zumindest der ökonomische Schaden fällt vermutlich weniger gravierend aus als zunächst befürchtet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) revidierte jüngst seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr. Statt wie zunächst angenommen um neun, soll das Bruttoinlandsprodukt "nur" noch um 5,8 Prozent schrumpfen.

Der mildere Konjunktureinbruch ist nicht zuletzt auf das milliardenschwere staatliche Stimulierungspaket zurückzuführen. Dafür gibt es Lob vom IWF. Obwohl Brasilien bereits mit 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet ist, fordern die ansonsten strengen Kreditwächter die Regierung zu weiteren fiskalpolitischen Maßnahmen auf, sollten sich die Bedingungen wieder verschlechtern. Für das kommende Jahr erwartet der IWF eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Leistung von 2,8 Prozent.

Auch Brasiliens Firmenlenker beurteilen die Zukunftsaussichten längst nicht mehr so düster wie noch vor ein paar Monaten. Laut dem Analysehaus Getulio Vargas Foundation stieg das Unternehmervertrauen im September auf 97,5 Prozent. Gegenüber dem im Monat Februar gemessenen Wert ist dies ein Plus von immerhin 1,5 Prozentpunkten.

Günstige Bewertungen


Ein verbesserter Makroausblick sowie das wieder zunehmende Unternehmervertrauen sollten auch die Kurse an der Börse in São Paulo positiv beeinflussen. Noch dazu erscheinen nach der dramatischen Talfahrt brasilianische Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die zwölf als relativ günstig bewertet. Brasilianische Anleger sind bereits aktiv. Da die Notenbank Banco Central do Brasil seit Juni vergangenen Jahres in neun Schritten die Zinsen auf mittlerweile nur noch zwei Prozent gesenkt hat, werfen Anleihen nicht mehr allzu viel ab. Aktien sind da die bessere Alternative.

Zum Einstieg für ausländische Investoren bietet sich der iShares MSCI Brazil an. Der Exchange Traded Fund (ETF) enthält aktuell 56 Titel. Mit über 13 Prozent ist das Bergbauunternehmen Vale am höchsten gewichtet. Für Kursfantasie sorgen unter anderem Presseberichte, wonach das Rohstoffunternehmen künftig Tesla und andere E-Mobility-Unternehmen mit Nickel versorgen könnte. Zu den Top-Ten-Werten des ETFs zählt auch Ambev. Die Aktie des Getränkeherstellers, zu dessen Marken auch Corona-Bier zählt, zog in den vergangenen Tagen an. Der Konzern ist schuldenfrei und hält im Gegensatz zur Konkurrenz auch weiterhin an Dividendenzahlungen fest.